Jerry Cotton - 0597 - Einstimmig fuer meinen Tod
vor die Pension. Acht Männer stiegen aus, Zivilisten. Sie schienen ihre Aufgabe genau zu kennen. Zwei verschwanden in dem Gang, der neben der Pension nach hinten führte. Zwei kamen über die Straße und kletterten an einer Feuerleiter empor, bis sie sich auf einem höheren Standort befanden als dem Dach der Pension. Zwei blieben dicht an die Hauswand gedrückt stehen.
Jack Dorr knipste pausenlos. Die Blitzlichter zuckten fahl. Der Regen war ein wenig dünner geworden.
Die letzten beiden G-men klingelten am Eingang der Pension. Auf einmal ging alles sehr schnell. Die Tür öffnete sich, und ein Mann in Hosen und mit nacktem Oberkörper erschien für einen Augenblick auf der Schwelle. Die beiden G-men sagten etwas zu ihm und drängten ihn auch schon ins Haus zurück.
Tendier blickte auf die Uhr. Neun Sekunden lang blieb alles still. Dann krachte es drüben in dem Haus. Eine laute Stimme wurde durch die offenstehende Tür vernehmlich: »Hier sind bewaffnete Einheiten der Stadtpolizei und des FBI. Das Gebäude ist umstellt! Sie haben keine Chance, Miguel Vasquez! Kommen Sie heraus mit erhobenen Händen!«
Zwei Sekunden Stille. Dann zwei Schüsse hintereinander. Eine halbe Sekunde Stille, registrierte Tendier. Dann eine Salve von drei, vier, — nein, fünf Schüssen. Berstendes Holz. Ein Schrei. Und wieder Stille. Zehn, zwölf, zwanzig, sechsundvierzig Sekunden lang.
Dann kamen sie. Die beiden FBI-Agenten und in ihrer Mitte der verhaftete Mörder. Er hatte sich seit Tagen nicht mehr rasiert. Sein linker Oberarm trug eine blutgetränkte Binde.
Jack Dorr lief wie alle anderen Fotoreporter über die Straße, um einen Schnappschuß aus nächster Nähe zu bekommen. Gegen ihre Gewohnheit blieben die beiden FBI-Agenten ein paar Sekunden vor der Haustür stehen, um sich den Reportern zu stellen.
»He!« murmelte Tendier verdutzt. »Wer ist denn der linke?«
»Richtig«, stimmte ein anderer Reporter zu. »Das ist ja ein neues Gesicht! Eh, Sie da, Mister FBI: Wie heißen Sie?«
Der links von dem Verhafteten stehende G-man grinste belustigt.
»Ich bin neu in Los Angeles«, sagte er fast entschuldigend. »Mein Name ist Jerry Cotton.«
***
Um neun Uhr achtundclreißig vormittags ging beim FBI in New York ein Telegramm ein mit folgendem Wortlaut:
soeben unbekannter anrujer nach privatsekretär broomes gefragt stop verabredungsgemäß erwidert daß broomes in new york stop waidmannsheil bowldington
»Es sieht so aus, als ob Stavinsky angebissen hätte«, sagte Phil zu Mr. High. »Jetzt kommt es nur noch darauf an, daß er…«
Phil brach ab, weil das Telefon des Chefs anschlug.
Mr. High reichte den Hörer sofort an Phil weiter: »Für Sie, Phil. Dringend. Unser ehemaliger Kollege Terry Clunch.«
»Ja, Terry? Hier ist Phil.«
»Ein gewisser Stavinsky hat angerufen. Er möchte dringend mit Mr. Broomes sprechen. Wir haben geantwortet, daß Mr Broomes leider nicht hinterlassen hätte, wann er zurückkäme, aber daß wir ihn selbstverständlich unverzüglich informieren würden.«
»Gut, danke, Terry. Ich sage dir Bescheid, sobald Mr. Broomes überflüssig geworden ist und wieder aus euren Listen verschwinden kann.«
»Okay. Viel Glück!«
»Danke.« Phil legte den Hörer hin. »Ich glaube, es ist soweit«, sagte er zum Chef. »Stavinsky hat ganz eindeutig angebissen. Wenn er tatsächlich als Hehler für Kunstdiebe auftritt, so war dies einer der leichtesten Fälle, die das FBI je zu bearbeiten hatte. Ich werde hinfahren.«
»Seien Sie trotzdem vorsichtig, Phil. Man weiß nie, was aus einer harmlos aussehenden Sache noch alles werden kann.«
»Chef, ich habe nicht die Absicht, den Vereinigten Staaten meine Pension zu ersparen.«
Wieder benutzte Phil ein Taxi, um die Kunsthandlung Stavinsky im Village aufzusuchen. Als er den Laden betrat, feilschte gerade eine von Juwelen förmlich klirrende Lady mit dem jungen Ladeninhaber um den Preis einer hölzernen Madonna.
»Aber sehen Sie nur!« kreischte sie sachverständig. »Die vielen Löcher vom Holzwurm! Das muß doch den Preis herabsetzen!«
»Ma’am«, sagte Stavinsky nach einer Verbeugung zu Phil hin, »dieses Stück stammt laut Gutachterurkunde aus einem der südfranzösischen Klöster und ist nicht später als 1560 entstanden. Wenn Sie es haben wollen, werden Sie den geforderten Preis schon bezahlen müssen.«
»Aber das ist ja der reinste Wucher! Und wenn man es sich recht überlegt — Mittelalter!« Sie spie das letzte Wort förmlich aus. Nach einem
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