Jerry Cotton - 2905 - Ein Steckbrief fur den Tod
Blair in der Lage, die beiden Personen auch ohne uns kaltzustellen. Wären sie in einem öden Gewerbegebiet gewesen, dann hätte der Zugriff auch erfolgen können.
Aber wir mussten damit rechnen, dass Jordan sich eine neue Waffe besorgt hatte und Geiseln nehmen würde. Außerdem – falls er und seine Freundin Isabel Ortega sich trennten und in verschiedene Richtungen davonliefen, hatten wir mit vier Agents vor Ort einfach bessere Chancen.
»Jordan muss verzweifelt sein«, stellte ich fest. »Er kann sich doch ausrechnen, dass die Transport Cops im Bus Terminal sein Fahndungsfoto haben. Wenn er trotzdem dort erscheint, dann ist das kein gutes Zeichen.«
»Da sind wir einer Meinung, Jerry. Der Mörder handelt unüberlegt, er wird immer unberechenbarer. Das macht ihn noch gefährlicher.«
Für mich stand Roy Jordan keineswegs schon als Täter im Mordfall Redmond fest. Aber zweifellos war er ein gefährlicher Krimineller, nach dem gefahndet wurde und der aus dem Verkehr gezogen gehörte.
Ich parkte den roten Boliden gerade in der Eighth Avenue, als Phils Handy klingelte. Mein Freund nahm das Gespräch an. Da er den Lautsprecher eingeschaltet hatte, konnte ich June Clarks Stimme deutlich hören.
»Jordan und Isabel Ortega sind in den Bus Terminal gegangen. Sie haben mehr Glück als Verstand. Die Cops im Eingangsbereich müssen sich mit ein paar Betrunkenen herumärgern, haben die Kerle am Boden fixiert. Daher haben die Uniformierten den Gesuchten einfach übersehen.«
»Was tun die beiden Verdächtigen?«
»Sie gehen zu den Ticketschaltern. Offenbar wollen sie New York City wirklich verlassen. Noch scheinen sie nicht zu wissen, wo sie … doch, jetzt reihen sie sich in eine Warteschlange vor dem Ticket Service der Capital Trailways ein.«
»June und Blair sollen sich auch dort anstellen«, rief ich. »Wir sind gleich da, wir kommen gleich durch den nördlichen Eingang.«
»Das habe ich gehört«, erwiderte unsere blonde Kollegin. »Wird gemacht.«
Am Eingang kamen wir an den Transport Cops vorbei, die den Betrunkenen inzwischen Handschellen angelegt hatten und offenbar auf einen Gefangenentransporter warteten. Ich kannte einen der Uniformierten. Officer Julio Sanchez hatte mich ebenfalls bemerkt und nickte mir zu.
»Hallo, Jerry. Gibt es Ärger?«
»Das will ich nicht hoffen. Aber behaltet die Ausgänge im Auge. Der gesuchte Roy Jordan ist hier, sein Foto liegt euch vor. Wir wollen ihn aus dem Verkehr ziehen.«
Der Transport Cop nickte und griff zum Funkgerät.
»Ich werde die Kollegen verständigen.«
Phil und ich rannten durch das weitläufige Gebäude. Aber hier war der Anblick von Reisenden, die unbedingt noch ihren Überlandbus erwischen wollten, ein alltäglicher Anblick. Deshalb fielen wir nicht weiter auf. Wir hatten einstweilen darauf verzichtet, unsere FBI-Marken offen zu tragen. Suchend schweifte mein Blick durch die Halle.
Ich erblickte den Schalter von Capital Trailways . Jordan und Isabel Ortega hatten nur noch einen Wartenden vor sich. Zwischen ihnen und unseren beiden Kollegen standen fünf unbeteiligte Personen.
Nichts deutete darauf hin, dass die Verdächtigen etwas von ihren Verfolgern bemerkt hatten. June Clark und ihr dunkelhäutiger Dienstpartner blickten in unsere Richtung, nickten uns zu. Ich zeigte ihnen mit einigen Gesten, was ich vorhatte. Phil und ich wollten uns auf Jordan konzentrieren und ihn zu Boden bringen, während gleichzeitig June und Blair von der anderen Seite kommen und sich um die Freundin des Verbrechers kümmern sollten. Unsere beiden Kollegen nickten kurz. Das war ihr Zeichen, dass sie mich verstanden hatten.
Doch plötzlich ging alles schief.
Isabel Ortega drehte sich abrupt um. Ob sie die Gefahr gewittert hatte? Auf jeden Fall erkannte sie Phil und mich. Sie begann hysterisch zu kreischen. Wir waren noch ungefähr acht Yards von ihr entfernt, konnten sie nicht erreichen.
Isabel Ortega riss eine spitze Nagelfeile aus der Tasche und drückte sie gegen die Kehle der unmittelbar hinter ihr stehenden Frau.
***
Nun überschlugen sich die Ereignisse. Jordan zuckte zusammen, alarmiert durch die laute Stimme seiner Freundin. Er fragte nicht lange nach, sondern wandte sich nach rechts und rannte kommentarlos davon. Isabel Ortega hatte noch nicht bemerkt, dass ihr Freund sie ihrem Schicksal überlassen hatte. Außerdem konzentrierte sie sich ganz auf Phil und mich. Das war ihr Fehler.
»Lasst mich endlich in Ruhe, ihr verfluchten Feds!«
Die junge Frau machte
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