Jerry Cotton - 2907 - Blei ist keine Waehrung
lebhaft unterhielten und keinen Blick für die Hereinkommenden übrig hatten.
Ellis setzte sich auf den Stuhl gegenüber dem Leitwolf, die anderen beiden quetschten sich auf die Bank an der Wand.
»Das ist David«, sagte Billy.
David nickte knapp. »Nett, dass Sie kommen konnten«, sagte er ohne Ironie oder Sarkasmus. Seine gepflegten Hände lagen ruhig auf der Tischdecke. Vor ihm stand eine Karaffe Wasser.
Eine kleine dicke Italienerin trat an ihren Tisch.
»Habt ihr schon gegessen?«, fragte Ellis.
Die Jungs schüttelten die Köpfe. Ellis bedeutete ihnen, dass sie bestellen sollten.
»Also, fangen wir gleich an«, sagte er dann, nachdem jeder von ihnen eine Pizza geordert hatte.
»Augenblick.« Davids Stimme klang weich und angenehm. »Billy sagt, Teddy sei tot. Ist das sicher?«
»Absolut.«
Die Jungen wechselten schnelle Blicke.
»Wo war Teddy?«, fragte Ellis.
»Warum wollen Sie das wissen?«
»Ich will noch viel mehr wissen. Irgendwo müssen wir anfangen.«
»Haben Sie etwas Geld für uns oder nicht?«
Das war Tim. Ellis sah ihn nicht an.
»Ich habe etwas Geld für euch. Das könnte ich euch geben und verschwinden. Was macht ihr dann?«
»Vielleicht fahren wir wieder nach Hause?«
»Was habt ihr mit Lombardi zu schaffen? Ihr glaubt, ihr könnt mich verarschen, weil ich mit Billys Schwester zusammenlebe. Vergesst das. Ihr habt ein Problem. Jemand hat euren Freund Teddy ins Knie geschossen. Das ist Mafia-Praxis. Euer Glück, dass er gestorben ist, bevor er reden konnte. Und er hätte geredet.«
Die Gesichter der Jungen waren blass. Aber noch schwiegen sie.
»Entweder ihr packt aus oder ihr seid tot.«
Ellis’ eindringliche Stimme begann zu wirken. Billy und Tim sahen David an. Er sollte entscheiden. Ellis wartete.
»Dieser Gangster betreibt eine Großwäscherei«, begann David. »Er wäscht dort nicht nur Wäsche. Sondern auch Geld. Buchstäblich. Millionen. Das Geld kommt aus dem Raum Chicago-Detroit. Es ist dreckig. Es wird dort oben gesammelt und mit Trucks, als Schmutzwäsche getarnt, nach New York transportiert. Etwa ein Mal im Monat.«
Hier, berichtete David, werde es in Lombardis Großwäscherei gewaschen, sortiert, gezählt und neu verpackt. Und mit Lombardis Lieferfahrzeugen anschließend nach Atlantic City verfrachtet. Wo der Mob Spielbanken unterhielt und in der Lage war, große Mengen Bargeld in den legalen Kreislauf zu schleusen, dachte Ellis. Dazu musste es von den schmierigen Anhaftungen, die die Dealer und ihre süchtigen Abnehmer hinterlassen hatten, befreit werden.
»Woher wisst ihr das?«, fragte Frank Ellis.
Das, erklärte David, hätte ihnen Micky Peranio, einer ihrer Kommilitonen und Neffe von Joe Lombardi, erzählt.
Da war wieder der Name Peranio. Agent Decker hatte ihn im Zusammenhang mit Lombardi erwähnt. Peranio – der Name kam ihm bekannt vor, er wusste jedoch nicht, in welchem Zusammenhang er ihm aufgefallen war.
Bei Lombardi lag also Geld herum. Die Jungs hatten es nicht glauben wollen. Deshalb waren sie nach New York gekommen. Um sich zu vergewissern.
»Wir wussten nicht, wann die nächste Sendung fällig war«, sagte Billy. »Nur ungefähr. Deshalb haben wir uns abgelöst. Teddy war dran gewesen …« Billys Stimme stockte.
Teddy hatte gesehen, wie eine Sendung entladen wurde. Und war dabei überrascht worden.
»Ihr wolltet doch nicht nur zusehen, wie schmutziges Geld gewaschen wird, oder?«
David lächelte. Ganz leicht nur. Das Lächeln hatte etwas Überhebliches.
»Diese Gangster können doch nicht nach der Polizei rufen«, sagte Tim.
»Bist ein ganz Schlauer, wie?«, sagte Ellis mehr, um Zeit zu gewinnen.
Tim rollte die breiten Schultern. Die Geste sollte kraftvoll wirken, verbarg aber nur sein unbehagliches Gefühl. »Wir sollten nach Hause fahren. Und dort eine Aussage machen. Scheiß auf diesen Gangster – und die Dollars.«
»Wenn ihr jetzt nach Hause fahrt, könnt ihr Lombardi gleich eure Adressen geben.«
»Wieso?«, fragte Billy.
»Lombardi wird rauskriegen, wer bei ihm rumgeschnüffelt hat. Wenn er den Namen hat, bekommt er auch eure. Vielleicht kennt er die sogar schon.« Frank Ellis fluchte innerlich. Er konnte diese naiven Burschen doch nicht einfach ihrem Schicksal überlassen.
»Sie werden euch jagen. Jeden von euch. Bis sie euch haben. Bis an euer Lebensende, wenn es sein muss.«
Tim machte ein ungläubiges Gesicht. Billys Augen waren weit aufgerissen. Er hatte Angst. Beide sahen David fragend an. David schien aus anderem
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