Jerry Cotton - 2908 - Die Fackel der Vergeltung
verschnörkelter Neonleuchtschrift und Grafiken, die wohl eher junges Publikum ansprechen sollten. Innen war der Teufel los. Ich schätzte, dass etwa drei Dutzend Leute an den verschiedenen Computern hockten, manchmal mehrere an einem Gerät.
»Ziemlich viel los hier«, meinte Phil. »Siehst du irgendwelche Kameras?«
»Nein, bisher nicht«, antwortete ich.
An einer Art Schalter befanden sich zwei junge Männer, die das Ganze zu kontrollieren schienen. Einer von ihnen war blond und hatte einen wenig dichten Bart, der andere war ein Rotschopf mit heller Haut und ziemlich muskulösen Oberarmen.
»Guten Tag«, wandte ich mich an den Rotschopf.
»Ah, guten Tag, wollen Sie unseren Service ausprobieren? Oder gleich ein Abo? Wir haben für Neukunden gerade ein besonderes Angebot«, begrüßte er mich.
»Vielen Dank, aber wir brauchen nur ein paar Informationen«, sagte ich und zeigte ihm meine Dienstmarke.
Sein geschäftsmännisches Lächeln schwand und er wurde schlagartig ernst. »Ja, klar, Mann, was immer Sie wollen.«
»Keine Angst, es hat nicht mit Ihnen zu tun. Wir suchen nur jemanden, der von hier aus E-Mails verschickt hat«, sagte ich.
»Davon haben wir eine Menge, insgesamt dreitausend Kunden – schätzungsweise«, sagte der andere.
»Eigentlich reicht uns einer«, sagte ich. »Gibt es hier Videoüberwachung?«
Der Bärtige schüttelte den Kopf. »Nein, so was haben wir hier nicht. Aber Webcams – die natürlich nur aktiviert werden, wenn der Kunde es will.«
Ich legte ihm eine Kopie der E-Mails zusammen mit den Zeiten, zu denen sie gesendet wurden, auf den Schalter. »Wir wollen wissen, wer diese E-Mails geschickt hat«, sagte ich.
Der Bärtige warf einen Blick darauf. »Könnte sein, dass die Daten noch gespeichert sind und wir die Geräte, von denen die Mails geschickt wurden, identifizieren können.«
»Das wäre hilfreich«, sagte ich.
Der junge Mann machte sich an die Arbeit. Er wirkte ziemlich konzentriert und routiniert. Offenbar durchsuchte er irgendwelche Festplatten nach Text aus den E-Mails.
»Sie haben Glück – es sind die Geräte drei und zwölf«, sagte er. »Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass die Webcams zu der Zeit, als der Kunde die Geräte gemietet hatte, nicht aktiv waren. Er hatte sie jeweils nur für eine Stunde angemietet, aber nichts weiter gemacht als diese Mails zu schreiben.«
»Können Sie sich an den Kunden erinnern?«, fragte ich.
Jetzt lächelten beide bedauernd.
»Keine Chance, dazu haben wir zu viele Kunden«, kam die Antwort.
Das hatte ich befürchtet. Wahrscheinlich hatte sich der Urheber der Mails gerade deshalb diesen Laden ausgesucht. Bei dem großen Andrang, der hier herrschte, fiel man kaum auf. Ein gutes Umfeld, um anonym zu bleiben.
»Gut, dann möchten wir, dass Sie die Geräte drei und zwölf räumen und nicht mehr benutzen«, sagte ich. »Wir werden ein Team der Spurensicherung vorbeikommen lassen, das die Geräte untersuchen wird.«
»Echt?«, fragte der Bärtige. »Wow, das ist ja wie in einem Agententhriller – cool. Wird gemacht.«
»Jau, wie bei CSI«, meinte der andere.
Sie kamen meiner Aufforderung nach und räumten die Geräte. Phil und ich sorgten dafür, dass die Spurensicherung – Phil hatte unterdessen eine Crime Scene Unit angefordert – alles so vorfinden würde, wie es jetzt war. Dann gaben wir den beiden Herren, die sich als die Inhaber des Cafés erwiesen, unsere Visitenkarte und verließen das Gebäude.
Mr High, den wir informierten, stellte noch zwei Agents ab, um das Internet-Café zu beobachten – falls der Absender der E-Mails wieder auftauchen würde. Die entsprechenden Stellen beim FBI Field Office erhielten die Anweisung, Mr High sofort zu informieren, falls wieder ein Hinweis zum Brandstifter eingehen sollte.
»Ich habe eine Idee«, meinte Phil.
»Da bin ich aber gespannt«, sagte ich.
»Wart’s ab«, sagte er.
Im Wagen aktivierte er den Bordcomputer und gab etwas ein.
Er lächelte. »Genau das habe ich mir gedacht. Wenn man nach dem Feuerteufel von Boston sucht, findet man fast ganz oben auf der Trefferliste den Blog von Bill Oulders. Und auch Daniel Roberts hat seine Gedanken zu dem Thema ins Internet gestellt. Der Tippgeber hat diese ›Verdächtigen‹ also über das Internet gefunden.«
»Und dem FBI dann die anonymen Hinweise zukommen lassen, um uns von sich abzulenken, gar nicht dumm«, führte ich Phils Gedankengang weiter. »Hast du jemanden unter Verdacht?«
Phil verzog das
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