Jerry Cotton - 2918 - Der Blackout-Plan
Illegales dabei. Aber wenn Sie eine Bank hätten und von Normans Vorstrafen wüssten – mal ehrlich, würden Sie ihm ein Konto geben? Und ich sage Ihnen, so was spricht sich rum unter den Banken.«
Er sah schon zum dritten Mal auf die dicke Rolex an seinem Handgelenk. »Ich muss ins Meeting«, behauptete er. »Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen.«
Ich gab ihm meine Karte. »Falls Ihnen noch irgendetwas einfällt, melden Sie sich bitte bei mir. Jederzeit.«
»Da dürfte nichts mehr kommen«, behauptete er. »Ich habe Ihnen alles gesagt.«
»Haben Sie die SMS noch, von der Sie sprachen?«
»Nein, musste ich löschen und habe es auch so gemacht, wie Norman es wollte.«
»Aber die Bankverbindung wird sich doch sicher feststellen lassen.«
Er sah auf meine Karte. »Schicke ich Ihnen innerhalb der nächsten halben Stunde per Mail.«
***
Wir bekamen die genaue Bankverbindung bereits nach zehn Minuten auf unseren Bordrechner. Phil telefonierte unterdessen mit Walter Stone, um zu sehen, was die Kollegen so auf die Schnelle über einen gewissen Miles McKee herausfinden konnten.
Wir hatten innerhalb weniger Minuten eine Adresse. Sie lag im Norden der Bronx. Wir machten uns sofort auf den Weg dorthin.
Das Apartment von Norman Gerolds alias Miles McKee lag im vierten Stock eines angegrauten Sandsteinhauses. Als wir vor der Tür standen und klingelten, stellte Phil fest, dass die Tür einen Spaltbreit offen stand. Wir zogen unsere Dienstwaffen und gingen hinein. Das Bild, das sich uns dort bot, ähnelte stark dem, was wir auch in der Wohnung von Kelly Marie Armstrong gesehen hatten. Es herrschte ein einziges Chaos. Das Apartment war schnell durchsucht, und als wir sicher waren, dass sich niemand in der Wohnung befand, steckten wir die Dienstwaffen wieder weg.
»Scheint, als wäre uns hier jemand mit der Durchsuchung zuvorgekommen«, stellte Phil mit Blick auf die aufgeschlitzten Sessel und den auf dem Boden verteilten Inhalt der Schränke fest.
Wir verständigten die SRD, die auch wenig später eintraf. Zwar schien es mir ziemlich unwahrscheinlich zu sein, dass man hier noch etwas finden konnte, was uns irgendwie weiterbrachte, aber man konnte ja nie wissen.
Kurz darauf saßen wir wieder im Jaguar und waren Richtung Field Office unterwegs.
»Ich wette, dass Norman Gerolds auch in dieser Sache mit drinsteckte«, sagte ich. »Und deswegen muss er eine ziemlich große Angst gehabt haben.«
»Kein Wunder! Er wird doch gemerkt haben, dass einige seiner Freunde oder Komplizen – wie immer man das nennen will – von einem Auftragskiller umgebracht werden. Da wäre mir auch mulmig geworden.«
»Was meinst du, könnte er einfach nur aus Angst auf Steve geschossen hat?«
»Jetzt mach ihn nicht zum Opfer! Er hat unseren Kollegen um ein Haar umgebracht, Jerry!«
»Aber überleg doch mal! Das wäre eine Erklärung! Er wusste, dass er verfolgt wurde, schaut bei diesem Barrymore vorbei. Vielleicht wollte er den warnen, denn der steckte ja wohl auch in dieser Sache mit drin. Und dann findet er ihn erstochen auf. Er sieht sich um …«
»Vielleicht um belastendes Material zu entfernen?«
»Ja, oder um sich zu vergewissern, was jetzt wohl alles fehlt und folglich vom Killer mitgenommen wurde.«
»Der Computer zum Beispiel.«
»Richtig. Und dann dringt ein bewaffneter Mann ins Haus ein und Norman hat Panik bekommen.«
»Ich bin gespannt, was Norman selbst dazu sagen wird, wenn er wieder vernehmungsfähig ist«, meinte Phil.
Walter Stone rief uns an, während ich an einer Kreuzung halten musste.
»Jerry? Phil? Ich rufe wegen des Mobiltelefons von Kelly Armstrong an. Die darauf gespeicherten Nummern gehören leider fast ausnahmslos zu Prepaid-Geräten ohne Vertrag. Aber es gab jetzt einen Anruf an das Gerät, den wir zurückverfolgen konnten. Und zwar zu einer Adresse in der Nähe des Morris Park in der Bronx – also ganz in der Nähe eures gegenwärtigen Standorts.«
Walter Stone gab uns die Adresse und die Nummer des Anrufers durch.
»Das ist ein Festnetzanschluss«, wunderte sich Phil.
»Richtig. Und der gehört zu einer Pension namens Sleepy Hollow .«
»Der Besitzer muss ein Witzbold sein«, meinte ich.
»Wer war am Apparat, Walt?«, erkundigte sich Phil.
»Hat leider sofort aufgelegt«, erwiderte Walter.
Wir beendeten das Gespräch.
»Was glaubst du, wer dieser Anrufer war?«, fragte Phil.
»Er oder sie kannte jedenfalls Kelly Armstrong«, stellte ich fest. »Es könnte jemand sein, der auch in dieser
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