Jerusalem
den Sattel zu kommen, und wurden von Pfeilen getroffen. Die Bogenschützen schienen ihre Plätze zu verlassen und stiegen durch das Gebüsch, das ihre Körper verbarg, zum Boden der Schlucht ab. Aber die Ritter sahen noch immer keinen Gegner, den sie angreifen und niederreiten konnten. Die Fußtruppen hörten die Signale und das Geschrei und stürmten nach vorn, um den Reitern zu helfen.
Die Reiter, die noch genügend Platz fanden, waren umgekehrt und galoppierten auf dem Weg zurück, ins eigene Fußvolk hinein. Rechts und links des Pfades drangen sie durch Gebüsch, prallten gegen Felsen, Baumstämme und niedrige Äste, wurden abgeworfen und von Pfeilen aufgespießt. Die ersten Reiter, also die letzten der anführenden Gruppe, sprengten halbblind durch die Reihen und Gruppen der entsetzten Fußkämpfer.
Die Seldschuken schossen Pfeile senkrecht in den Himmel. Dort, wo kein Wald den Weg schützte, fielen sie wie Hagelkörner herunter und schlugen furchtbare Wunden; niemand erwartete sie, niemand sah sie aus der Helligkeit des Himmels fallen.
Es hatte keine tausend Herzschläge lang gedauert, bis die überlebenden Reiter und das Fußvolk in einer grauenhaften Unordnung ineinander verknäuelt waren. Die Schlucht widerhallte von Lärmen und Geschrei. Durchgehende Pferde trampelten über die Körper von Toten, Verwundeten und solchen, die sich nach einem Gegner umsahen.
In den Massen der zusammengedrängten Pilger traf fast jedes Geschoss. Zwei weitere Pfeile bohrten sich durch die Maschen des Kettenhemdes in Walter Sans-Avoirs Rücken; er fühlte, wie seine Schwäche zunahm, und schwankte im Sattel seines Pferdes, das sich nur noch vom Willen des Reiters, dem Schmerz der Sporen und einem brodelnden Instinkt getrieben vorwärtsbewegte. In Sans-Avoirs Schild schlugen krachend einzelne Geschosse ein; ein Pfeil durchbohrte seinen Hals oberhalb der Halsberge des Kettenhemdes, und ein zweiter, der durchs Auge in seinen Schädel drang und den er nicht mehr spürte, beendete sein Leben. Ross und Reiter bildeten ein Knäuel, das sich zweimal überschlug und auf einige Männer prallte, die gerade einen Kameraden unter einem Haufen Toter hervorzogen.
Reinhold von Breis und Fulk von Orléans sahen durch Zufall um sich herum freien Raum. Sie spornten ihre Pferde und ritten entgegen der Richtung aller Flüchtenden auf dem Pfad weiter; noch fast unversehrt, auf kaum verwundeten Pferden. Sie schützten sich mit den Schilden, schwangen die Schwerter und galoppierten nebeneinander auf eine Gruppe türkischer Lanzenreiter zu, die auf dem Pfad heranfegten.
In rasender Kampfeswut griffen sie an. Ihre Rüstungen und Waffen klirrten, als sie heranritten, vom Pfeilhagel nicht aufgehalten, schreiend und Furcht erregend. Während sie die Strecke bis zum Gegner zurücklegten, zielten und schossen die Bogenschützen nur auf die beiden Männer, deren Tiere binnen weniger Galoppsprünge von Pfeilen starrten. Zwischen den Büschen flogen Wurfspeere hervor, verfehlten oder trafen die Ritter. Noch bevor die Ritter, von Pfeilen gespickt und mit tiefen Speerwunden, die Lanzenreiter erreichten, starben sie, sanken von ihren verendenden Streitrossen links und rechts das Pfades ins niedergetrampelte Gebüsch.
Tausend Schritte in ihrem Rücken begann der letzte Teil des Kampfes, der verloren schien, noch ehe er richtig begonnen hatte. Das gesamte Heer stolperte, hastete, rannte und galoppierte zurück nach Civetot.
Walter von Teck und sein Gefolge, gerade noch kampffähig, durchquerten eine zweifache Wolke aus Pfeilen und überholten verzweifelt schreiende Fußkämpfer, ritten einzelne Männer nieder und spornten die schäumenden, blutenden Reittiere. Walters Pferd stolperte, ging in die Knie, riss sich wieder in die Höhe und versuchte, einem Felsblock auszuweichen. Mit aller Wucht prallten beide gegen den Felsen. Walter wurde nach vorn aus dem Sattel gerissen, verlor aus den schlenkernden Armen und Händen Schild und Schwert und brach sich das Genick.
Die Angstschreie, das Angriffstrillern der Seldschuken, der Lärm der Waffen und andere Geräusche, die niemand zu deuten vermochte, erfüllten die Luft. Für die letzten Männer des Fußvolks, die nach Civetot flüchteten, kamen die vertraute Straße und die obere Kante der Palisaden in Sicht. Viele Kämpfer warfen ihre Waffen weg, um schneller rennen zu können.
Eine unübersehbar große Anzahl Seldschuken, zu einem Drittel im Sattel, bildete eine Schlachtordnung, die einem krummen Hufeisen
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