Jerusalem
des Golfs von Nikomedia wanderten die Teile der riesigen Schar in einem Bogen zurück in südwestliche Richtung. Zwischen den Franken und den Deutschen und Italienern senkte sich träge die gelbe Staubwolke, die Peters Pilger aufgewirbelt hatten. Der hügelige Küstenstrich schien ebenso menschenleer zu sein wie der erste Teil des Weges und war ebenso ausgedörrt und heiß.
Helenopolis, ein ausgestorbenes, sichtlich armes Fischerdorf, teilte sich mit Civetot, das die Boten des Kaisers Kibotos genannt hatten, einen schrundigen Hafen, der aus versinkenden Steinquadern und einem leidlich gut erhaltenen Steg bestand. Im Dorf und in dessen unmittelbarer Nähe gab es keinen Lagerplatz für die Pilger; es würde sich auch nicht lohnen, mit den Bewohnern nahe gelegener Dörfer, wenn es sie denn gab, Handel zu treiben, denn sie hatten nichts anderes als Fisch.
Das menschenleere, befestigte Lager normannisch-britannisch-kaiserlicher Söldner, von dessen überwucherten Palisadentürmen man die Umfriedung des Städtchens Helenopolis sehen konnte, verwandelte sich binnen eines Tages in den Lagerplatz eines großen Teils des Heeres. Die Brunnen spendeten gutes Wasser, aber man fand nur wenige alte Hütten. Die vielfach geflickten Zelte wurden aufgeschlagen, die Zeltschnüre an den Pflöcken gespannt. Wer kein Dach über seinem Kopf fand, schlief unter Schattendächern, aus Zweigen und Stroh geflochten, und zwischen den Mauern zugewucherter Fundamente, einst von Söldnern angelegt.
Aber auch Civetot war nicht groß genug für alle Pilger, und daher bauten die Gefolgsleute Gottfried Burels, Ritter Rainalds, Walter Sans-Avoirs und der anderen Fürsten ihre eigenen Lagerstätten, wenn auch dicht an den Wällen, so doch außerhalb der Palisaden, Gräben und Erdwälle. Peter ritt durch das innere Lager und predigte, betete mit den Pilgern und schwor einen großen Teil wieder auf sich und Gottes Gebot ein.
Ein sanfter, von Bäumen bestandener Hang führte zum Wasser. Die Kais und Stege des alten Hafens waren noch zu gebrauchen. Zwei Galeeren des Kaisers hatten angelegt. Rutgar zügelte den Rappen neben Peter und stieg aus dem Sattel.
»Du musst versuchen, Verehrungswürdiger, die Pilger hier versammelt zu halten«, sagte der Jüngere. »Die ersten Tage werden sie dir gehorchen, bis das Gras innerhalb der Wälle abgeweidet ist.«
»Die Ritter werden nicht auf mich hören«, antwortete Peter dumpf. »Ihre Sucht, das Land zu berauben, ist stärker als der karge Rest ihres Glaubens.«
Außerhalb der Gräben und der Palisaden breiteten sich Weiden und kleine Felder erntereifen Korns aus. Sie boten einen ebenso verwahrlosten Eindruck wie die Stadt. Die pilgernden Bauern sagten, dass es Felder wären, um die sich niemand kümmerte; zufällig wuchs und gediehen goldfarbenes Korn und graubraune Gerste. Rutgar hatte Obstbäume und Ölbäume gesehen; sie waren binnen zwei Stunden leer gepflückt. Er suchte für Peter und sich einen Unterschlupf und fand unter den dicken Ästen eines Baumes einen ruhigen Platz.
Er begann, den Esel abzusatteln, schnallte den Sattel seines Rappen ab und holte, als die Tiere im hohen Gras zu weiden begannen, Wasser vom Brunnen. Einige Hundert Pilger drängten sich an den löchrigen Holztrögen. Eine lange Kette junger Männer schleppten Säcke und Krüge vom Schiff durch ein schmales Tor bis zur Mitte des Feldlagers; Seeleute und Pilger entluden den Proviant, den der Kaiser geschickt hatte.
»Ich habe lange darüber nachgesonnen«, sagte Peter, als er und Rutgar auf den trocknenden Sätteln saßen und Wein mit Wasser mischten. Zwanzigtausend und mehr Hände rührten sich, um das Lager für das Heer einzurichten. Die Luft war voller Geschrei, Axtschläge, dem Geräusch von Sägen und anderem Werkzeug, das den Pilgern seit dem Verlassen des Rheinlands in die Hände gefallen war, und den vielfältigen Lauten der Tiere. »Sie sagen: Es kann ein Jahr dauern, bis die Grafen und Ritter des Gottfried bei uns sind.«
»Eine viel zu lange Zeit, um auf die Fürsten zu warten«, murmelte Rutgar und strich über seine harten Bartstacheln. »Rede nicht mit anderen darüber. Sie würden sich sonst den Plünderern anschließen. Oder würdest du hier zwölf Monde lang hausen wollen?«
»Sie sagen auch: Schließlich werden wir alle verhungern«, meinte Peter bekümmert. »Wir brauchen Wein und Verpflegung. Woher? Ein Jahr lang warten ... nein! Das ist zu lange. Ich bin überzeugt, dass das Ritterheer längst auf dem Weg
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