Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jessica

Jessica

Titel: Jessica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
Vom Netzwerk:
überwinden. Sie würde es schon schaffen, und Gage Calloway brauchte sie dafür nicht.
    Aber, fragte sie sich, warum verblasste ihr Triumph dann, sobald sie an ihn dachte? Es war ja fast so, als wäre sie enttäuscht, was vollkommen dumm von ihr war.
    In Springwater hatte Junebug sie mit besorgtem Gesicht und einer Umarmung verabschiedet. »Ich weiß nicht, ob Ihre Fahrt bei dem Wetter eine gute Idee ist«, hatte sie gewarnt. »Wir haben gestern eine Stunde gebraucht, um Guffy wieder aufzutauen.«
    Am liebsten hätte Jessica Junebug ihr Herz ausgeschüttet und ihr von all ihren Hoffnungen und Ängsten erzählt. Vielleicht wäre Junebug in der Lage gewesen, Ordnung in ihre komplizierten Gefühle für Mr. Gage Calloway zu bringen.
    Ein Windstoß rüttelte an der Kutsche, und Jessica sah aus dem Fenster. Es schneite so heftig, dass sie kaum etwas sehen konnte; und sie fragte sich, wie der Fahrer überhaupt weiterkommen wollte.
    Zum ersten Mal wünschte sie sich, nicht der einzige Passagier nach Springwater zu ein. Ein Gesprächspartner wäre ein Trost gewesen.
    Die Katastrophe kam, wie sie immer kommt - unerwartet. Jessica wurde so plötzlich vom Sitz geschleudert, dass sie betäubt und mit schmerzendem Kopf hegen blieb. Der Wind heulte so laut, dass sie weder die Pferde noch den Fahrer hören konnte. Schnee wehte durch die zerbrochene Tür der Kutsche, und mit sinkendem Herzen erkannte Jessica, dass die Kutsche umgestürzt war. Sie schob sich zur Tür und spähte hinaus, aber da sah sie nur ein sich drehendes Wagenrad, ehe der Sturm ihr auch darauf die Sicht entzog.
    Zitternd zog sie sich in den fragwürdigen Schutz der Kutsche zurück.
    Minuten später, oder auch nach Stunden, erschien der Kutscher mit blutigem Gesicht und ohne Hut in der Tür. »Ich versuche, zur Station zu kommen und Hilfe zu holen!«, rief er gegen den Wind an. »Sie bleiben besser hier!«
    Jessica wollte mit ihm gehen, alles tun, um nicht alleine hier bleiben zu müssen, aber sie sah ein, dass sein Vorschlag vernünftig war. Die Kutsche gab ihr wenigstens etwas Schutz, wenn auch nur wenig, und sich jetzt in den Sturm zu begeben war auch zu Pferd ein hohes Risiko.
    »Was ist mit den Maultieren?«, rief sie zurück.
    »Ich habe sie losgeschnitten, nur Squirrely nicht. Er ist der Beste!«, schrie der Kutscher. »So haben sie wenigstens eine Chance. Sie bleiben hier! Wenn Sie loslaufen, sind Sie verloren!«
    Jessica nickte, und zu kalt und erschöpft, um eine so anstrengende Unterhaltung weiterzufuhren, lehnte sie sich zurück, um zu warten.
     
    »Sie wird in Choteau bleiben«, sagte Jacob ruhig u nd stellte die Schachfiguren wieder auf, nachdem er schon eine Partie gegen Gage gespielt hatte. Gage ging aufgeregt vor dem Feuer auf und ab. »Miss Barnes ist dickköpfig, aber nicht dumm.«
    Gage trat ans Fenster und sah hinaus, wo die Schneeflocken immer dichter und schneller fielen. Seit dem Morgen waren fünfzehn Zentimeter Schnee gefallen. »Nein«, stimmte er zu, »dumm ist sie nicht. Aber sie versucht vielleicht, wegen der Babys und dieser verdammten Zeitung zurückzukommen. Falls Guffy fährt, ist sie bestimmt dabei.«
    »Vielleicht bleibt Guffy ja in der Stadt«, gab Jacob zu bedenken, aber auch er klang jetzt unsicher.
    »In den fünf Jahren, die ich hier lebe«, sagte Gage, »hat der Ire kernen Tag Arbeit ausgelassen. Ich sage dir eines, Jacob: Die beiden werden da draußen erfrieren, und eure Maultiere mit ihnen.«
    Jacob seufzte und räumte das Spiel weg. »Und du denkst, es wäre am klügsten, da hinauszureiten und auch zu erfrieren.«
    Gage ging weiter auf und ab. »Ich werde verrückt, wenn ich nicht weiß, dass es ihr... ihnen gut geht.«
    Jacob antwortete mit einem seiner seltenen Lächeln. »Dann hast du sie also endlich gefunden, ja? Es wurde auch Zeit. Junebug und ich waren schon halb verzweifelt.«
    »Was zum Teufel meinst du nur!«, fragte Gage unwirsch, obwohl er das genau wusste. Himmel!, dachte er.
    »Du li ebst das Mädchen«, sagte Jacob. »Sobald ich hörte, dass du eine Kuh für sie gemolken hast, und das vor allen Leuten, habe ich es gewusst.«
    Gage murmelte einen Fluch. Das Schlimme war, dass Jacob Recht hatte. Er hatte es nur bisher nicht laut aussprechen wollen.
    »Hast du dir das denn nicht immer gewünscht? Jemanden, der dir etwas bedeutet? Jemanden, zu dem du am Abend nach Hause gehen kannst?«
    Gage sah endgültig ein, dass er sein Herz verloren hatte und dass er dafür sorgen musste, sein Glück nicht wieder zu

Weitere Kostenlose Bücher