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Jesus Von Nazareth - Und Die Anfaenge Des Christentums - Ein SPIEGEL-Buch

Jesus Von Nazareth - Und Die Anfaenge Des Christentums - Ein SPIEGEL-Buch

Titel: Jesus Von Nazareth - Und Die Anfaenge Des Christentums - Ein SPIEGEL-Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Pieper , Annette Großbongardt
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jeweiligen Religionstypus hervor. In frühen, sozial noch nicht differenzierten Stammesgesellschaften war demzufolge das einzige irgendwie spezialisierte Gemeinschaftsmitglied der Schamane. Er wirkte in kollektiven Ritualen als Vermittler zu höheren Mächten und beschwor heilende Zauberkräfte, wenn einer aus dem Stamm erkrankte oder gar die Gemeinschaft als Ganzes in Gefahr geriet. Solch frühe Priestervorläufer genossen keine materiellen Vorteile, ihr Ansehen motivierte sie genug.
    In den sozial bereits gestuften Gesellschaften etablierte sich vielfach ein Häuptling, der politischer und religiöser Führer zugleich war; eine vererbbare Doppelfunktion. Sein Prestige und seine Macht leiteten sich wesentlich aus seiner Rolle bei öffentlichen Ritualen ab. Oft dienten diese dem Ahnenkult, und der älteste Ahn des Anführers wurde als höchste übernatürliche Macht verehrt. Zu den wenigen archäologischen Zeugnissen, die an diese untergegangenen Kulturen erinnern, gehören Grabmäler religiöser Ahnenverehrung. Solche Stammestraditionen lebten fort in den komplexeren Gesellschaften, die sich mit der fortschreitenden Arbeitsteilung allmählich herausbildeten. Unter dem Einfluss der besonderen sozialen und ökonomischen Bedingungen entwickelten sich politische Ideologien und philosophische Theorien. Aus alledem gingen schließlich stammesübergreifende Universal- oder Weltreligionen hervor. Erlösung verhießen sie ihren Gläubigen meist unabhängig von sozialem Status und ethnischer Herkunft.
    Zu Lebzeiten Jesu, des Wanderpredigers, waren die meisten der anderen – damals noch nicht so genannten – Weltreligionen bereits entwickelt; nur der Islam sollte 600 Jahre danach hinzukommen. Ihre Ursprünge lagen in Asien wie bei Hinduismus, Buddhismus und Ethik des Konfuzianismus oder im Nahen Osten wie beim Judentum, aus dem dann das Christentum als Schwesterreligion hervorging. Unter den Weltreligionen bildet das Judentum dabei in gewisser Weise einen Sonderfall – nicht nur wegen der relativ kleinen Zahl seiner Anhänger, sondern auch wegen der ethnischen Selbstdefinition gläubiger Juden als »Volk Gottes«. Unter den Weltreligionen ist es die älteste Form des Glaubens an den einzigen Gott und allmächtigen Weltschöpfer; die Aufklärung taufte diese Art Religion »Monotheismus«.
    JUDENTUM
    Der Ursprung des Volkes Israel, das nach jüdischem Glauben vom Gott Jahwe zu seinem auserwählten Volk berufen wurde, liegt im Dunkel der Geschichte. Die erste schriftliche Überlieferung des Namens Israel findet sich auf einer ägyptischen Stele, deren Ursprung Archäologen auf 1207 v. Chr. schätzen. Kernstück dieses Glaubens ist die Tora, die die fünf Bücher Mose umfasst – also den ersten Teil der Bibel. Noch immer streiten die Forscher um die genaue Entstehungszeit der verschiedenen Tora-Elemente – jedenfalls soll sie innerhalb des ersten vorchristlichen Jahrtausends liegen.
    Die Tora lässt dem Schöpfungsakt des allmächtigen Gottes (»Es werde Licht!«) die Erschaffung der ersten Menschen Adam und Eva folgen, die mit der Vertreibung aus dem Paradies für ihren Ungehorsam gegen Gott büßen müssen. Einer der Nachkommen von Adam und Eva ist Abraham, der Urvater der Juden, auf den sich später auch Christen und Muslime berufen werden. Abrahams Enkel Jakob bekommt von Jahwe den Namen Israel, was auf Hebräisch soviel wie »Der mit Gott gekämpft hat« bedeutet. Die zwölf Söhne Jakobs werden zu den Stammvätern der zwölf Stämme Israels.
    Ein prägendes Element des jüdischen Glaubens ist die Gefangenschaft des Volkes Israel in Ägypten – eine der großen Prüfungen, die Jahwe seinem auserwählten Volk auf dem steinigen Weg zum Heil auferlegt. Ein faktischer Kern der Bibel-Geschichte könnte gewesen sein, dass immer wieder Nomaden und Bauern aus dem späteren Palästina vom fruchtbaren Nildelta angezogen wurden. Zwar weiß man, dass die Pharaonen auch Sklaven hielten, ob aber zu ihnen auch israelitische Stämme gehörten, ist Spekulation. Der Auszug aus Ägypten soll von Mose angeführt worden sein, dem bedeutendsten Propheten der Juden. Deshalb wird der jüdische Glaube auch »Mosaische Religion« genannt. Moses Existenz ist unter Historikern umstritten. In einem brennenden Dornbusch hat sich der Tora zufolge Jahwe den Juden als Gott ihrer Vorväter offenbart. Auf dem Berg Sinai, heißt es, erhielten die Juden durch Mose die Tora, schlossen den Bund mit Gott und gelobten, sein Gesetz einzuhalten.
    Die Zehn

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