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JesusLuxus - Die Kunst wahrhaft verschwenderischen Lebens

Titel: JesusLuxus - Die Kunst wahrhaft verschwenderischen Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Tiki Kuestenmacher Werner Tiki K stenmacher
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einer Hand vorsichtig in den Raum vor ihm tastet, die typische Geste eines Blinden. Der andere Arm deutet nach vorne, auf ein fernes Ziel. Auch die leeren Augenhöhlen des Blinden sind dorthin gerichtet, und sein Gesichtsausdruck verrät ganz deutlich, dass er etwas sieht. Es ist, als wäre man Zeuge eines ganz besonderen Ereignisses: Ein Blinder sieht.

    Was wir mit den Augen sehen, drängt sich auf und schiebt sich über unsere anderen Sinne. Wer keine Augen hat, nutzt die fantastischen Fähigkeiten des Hörens, Fühlens, Riechens und Schmeckens intensiver. Er entwickelt Wahrnehmungsorgane, von denen die Sehenden gar nichts wissen. Er bekommt Zugang zu Bereichen des Lebens, die hinter dem Sichtbaren verborgen sind. Der blinde Seher, eigentlich ein Widerspruch in sich, ist einer, der auf eine besondere Art besonders gut sieht. Die früheren Kulturen waren gut beraten, auf die Erfahrungen der Blinden zu hören. Es ist sicher nicht einfach, aber vielleicht ist es auch heute noch möglich, von blinden Menschen zu lernen. Noch nie war die Welt so sehr voller Bilder, und noch nie war das, was Blinde erfahren, wichtiger.
    Jesus hat viele Blinde geheilt. Die ausführlichste Schilderung findet sich im Johannesevangelium, Kapitel 9. Dieser Bericht ist geschrieben wie ein Filmdrehbuch, die längste Heilungsgeschichte der Bibel überhaupt, mit vielen Überlegungen.
    »Warum ist der Blinde blind?«, fragen dort die Jünger. »Weil die Werke Gottes an ihm sichtbar werden sollen«, antwortet Jesus, und er bezeichnet sich selbst als das Licht der Welt.
    Dann wird der Geheilte den Pharisäern vorgeführt. Weil ihn Jesus an einem Sabbat sehend gemacht hat, kommt es zum Streit. Die Eltern des Geheilten werden befragt, danach wird der ehemalige Blinde nochmals verhört. Er wird hinausgeworfen, dann steht er wieder vor Jesus. Im Gespräch mit Jesus wird klar, wie sich die Rollen vertauscht haben: Die Sehenden sind die wahren Blinden, weil sie vor dem Wunder ihre Augen verschließen. Das Bild vom »blinden Seher« bekommt bei den Blindenheilungen Jesu eine neue Bedeutung.
Glauben ist Sehen
    Jesus spricht ungern von »Gläubigen« und »Ungläubigen«, auch nicht von »Bekehrten« und »Unbekehrten«. Er unterscheidet einfach zwischen Sehenden und Blinden. Damit macht er deutlich: Glauben erfordert keine besonderen Fähigkeiten oder übermenschlichen Anstrengungen. Alles, was dazu nötig ist, ist Offenheit. So, wie man die Augen aufmacht und sieht, was vor einem ist, so soll unser Herz, unsere ganze Person offen sein. Wir sollen nichts machen, sondern etwas empfangen. Wir sollen nichts erzwingen, sondern etwas geschehen lassen.
    Das klingt einfach, aber unser Blick ist getrübt von vielerlei Hindernissen, die uns die Sicht versperren wollen. Getönte Brillen, die die Wirklichkeit verzerren. Man nennt das »Ideologie«, und es gibt kaum etwas, das Jesus so wütend macht wie solche Denkschablonen: wenn Menschen nicht auf den Menschen sehen, sondern auf ein System, eine Idee, irgendetwas, das wichtiger ist als der Mensch, der gerade vor ihnen steht. Einfach sehen, was vor Augen ist, das wäre die Aufgabe.

    JesusLuxus-Anregung: Reisen Sie mit offenen Augen ins Ausland
    Es ist schwierig, etwas »mit anderen Augen« zu sehen. Am ehesten lässt sich das in einem anderen Land erleben. Dann bemerken Sie, wie viele bei uns selbstverständliche Dinge dort völlig anders gemacht werden. Wenn Sie im Ausland sind (je exotischer, umso besser), versuchen Sie, dort so viel »normales« Leben mitzubekommen wie möglich. Bleiben Sie nicht nur im Hotel, in der Innenstadt oder in der Umgebung von Sehenswürdigkeiten. Machen Sie Ausflüge in Wohngegenden, fahren Sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln, gehen Sie in einen Supermarkt, eine Apotheke, vielleicht sogar eine Behörde. Behalten Sie Details gut im Gedächtnis.
    Urteilen Sie möglichst wenig. Werfen Sie beide inneren Brillen weg: die mit dem Aufkleber »Im Ausland ist alles besser« und die mit »Hier möchte ich niemals für immer leben«. Geheimnissen Sie nicht zu viel in das hinein, was Sie sehen und erleben. Sondern staunen Sie, wie viel einfacher oder besser es in diesem Land ist. Und staunen Sie, wie viel in Ihrem eigenen Land einfacher oder besser ist als in dem Land, das Sie gerade besuchen. Wenn Sie dann nach Hause zurückkehren, werden Sie ein wenig von dem herrlichen JesusLuxus erleben, die Dinge neu zu sehen.

Der Luxus der Fülle: Jesus gibt mehreren Tausend Menschen zu essen
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