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JesusLuxus - Die Kunst wahrhaft verschwenderischen Lebens

Titel: JesusLuxus - Die Kunst wahrhaft verschwenderischen Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Tiki Kuestenmacher Werner Tiki K stenmacher
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durchaus mit den großen Zahlen. 5.000 Menschen, ein andermal 4.000, so wird berichtet, versammeln sich, um ihn zu hören. Auf einem Berg, in einer abgelegenen Gegend. Jesus spricht zu den Menschen, er heilt Kranke, alle vergessen die Zeit, es wird Abend. Dadurch entsteht, so würden wir heute sagen, ein Catering-Problem: Fünf Brote und zwei Fische, das ist alles, was sich auftreiben lässt. Geld haben Jesus und die Jünger auch kaum, um die Menge zu verpflegen.
Jesus open air
    Zu einer solchen Menschenmenge unter freiem Himmel zu sprechen - ohne Verstärkeranlage, ohne Mikrofon und technische Hilfsmittel -, das ist eine Vorstellung, die mich immer wieder etwas belustigt. In dem frechen britischen Film Das Leben des Brian ist dies köstlich dargestellt: Als sich ein paar junge Burschen während Jesu Bergpredigt unterhalten, zischt es um sie herum nur so von »Pst!«, »Sei leise, wir können nicht mehr verstehen, was Jesus sagt!«. Lassen wir es offen, ob da die Biografen Jesu ein bisschen übertrieben haben. Ich könnte mir vorstellen, dass Jesus zu 80 bis 120 Menschen in seiner Nähe spricht, die ihn akustisch verstehen, und die erzählen das Gehörte dann später denen, die sich weiter entfernt niedergelassen haben. Jedenfalls, so viele es auch sind, sie werden von lächerlichen zwei Fischen und fünf Broten alle satt.
    Es sei gar kein Speisevermehrungswunder gewesen, sagen manche, sondern es war eine Art Sozialwunder: Die Menschen haben geteilt, was sie dabeihatten. Nicht die Brot- und Fischmoleküle haben sich vermehrt, sondern die Großzügigkeit der Herzen. Ganz gleichgültig, was nun stimmt, die Pointe ist dieselbe: Es ist genug für alle da. Das ist der ganz große Glaubenssatz des JesusLuxus. Es ist genug da, auch für mich.

Jesus spricht nicht vom Mangel
    Das fasziniert an Jesus: Wenn andere Menschen vom Mangel sprechen, geht er nie darauf ein. Das ist typisch für ihn, ein typisches Merkmal seines JesusLuxus. Wenn ein Kranker zu ihm kommt, überspringt Jesus die Eingangsphase, in der man sich über die Krankheit unterhält. So, wie Ärzte fragen: »Seit wann haben Sie das denn? Wo genau tut es denn weh?« Oder wie sich Seelsorger und Therapeuten erzählen lassen von den Lasten und Einschränkungen des Patienten, von seinem Leid und seinem Schmerz. Jesus, so wird manchmal berichtet, sieht den Menschen an. Dann aber wird er jedes Mal sehr konkret: »Steh auf, nimm dein Bett und geh«, sagt er einfach, oder: »Geh hin, dein Sohn lebt.« Oder: »Geht in den Tempel und zeigt euch den Priestern.«
    Jesus sieht nicht die Krankheit im Kranken, sondern seine Gesundheit. Er sieht nicht die Armut im Armen, sondern seinen Reichtum. Er sieht nicht den vorhandenen Mangel, sondern die luxuriösen Möglichkeiten. Er sieht nicht, was vor Augen ist, sondern was in den Herzen der Menschen an Potenzial schlummert.

Jesus sieht das Guthaben, nicht die Schulden
    Wenn Menschen in einer Krise stecken, bekommen sie einen Tunnelblick. Sie sehen nur noch auf den Mangel, auf das Problem, auf das, was fehlt, auf das, was sie nicht haben oder vielleicht bald nicht mehr haben werden. Das Denken bewegt sich im Kreis, eingeengt oder wie Martin Luther sagt, »in sich selbst gekrümmt«. Das imponiert mir, wie sich Jesus niemals darauf einlässt. Er ist von einer wunderbaren Geradlinigkeit. Er sieht nicht auf das, was fehlt, sondern auf das, was ist. Und auf das, was kommt. »Er ging mitten durch sie hindurch« heißt es manchmal, wenn die Pharisäer ihm ihre Fangfragen zu irgendwelchen Problemen gestellt hatten.
    Es ist genug für alle da. Das ist kein Freibrief für die nutzlose Vergeudung von Energie, Nahrung, Wohnraum, Natur und all die anderen Rohstoffe unseres Lebens. Im Gegenteil. Das ist die wichtigste Voraussetzung für jede Form von vernünftigem Wirtschaften und kluger Sparsamkeit: Wenn etwas wirklich knapp ist, würde jeder kämpfen und raffen, damit er von dem wenigen noch möglichst viel abbekommt. Wenn wir aber wissen und uns gegenseitig ermutigen, dass genug da ist für alle, so wie bei den 5.000 hungrigen Zuhörern Jesu, dann kann aus dem schrecklichen Verteilungskrieg ein Miteinander des Teilens und Genießens werden. So wie es von den ersten Christen hieß:
    »Die Menge der Gläubigen war ein Herz und eine Seele, und ihre Güter waren ihnen alles gemeinsam.«
    Apostelgeschichte 4,32
    Was befreit aus dem In-sich-Gekrümmtsein mit dem Tunnelblick auf den Mangel? Ganz einfach - die Liebe. Das wissen die Religionen, unsere

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