Jetzt Reichts Mir
sollte es das nicht geben: Kritik, die hauptsächlich aus unsachlichen Attacken und blöden Bemerkungen besteht. Aber leider leben wir in der wirklichen Welt. Und dort können manche Leute einfach nicht anders. Irgendetwas stört sie oder ist schiefgelaufen, aber anstatt eine brauchbare Störungsmeldung abzuliefern, neigen diese Menschen dazu, erst einmal feindselig zu reagieren. Es wird ironisch gebissen, unterschwellig gestichelt oder offen gedemütigt.
Ein Beispiel aus dem wirklichen Leben: Der hoch dotierte Professor leitet seit Jahren ein Forschungslabor für Physik. Dort arbeiten vor allem Doktoranden und junge Wissenschaftler. Mit einem namhaften Professor zusammenzuarbeiten – das ist ein wichtiger Baustein für die Karriere in der Wissenschaft. Die Sache hat nur einen Haken: Der Professor ist zwar eine große Kapazität im Bereich der Physik, aber als Führungskraft ist der Mann eine Niete. Er nennt seine Mitarbeiter gern »meine Schwachköpfe«. Und wenn er seine Mitarbeiter kritisiert, dann nur mit weiteren spöttischen Herabsetzungen, wie etwa:
»Oh, jetzt hat Houston wieder ein Problem.«
»Damit haben Sie bewiesen, dass Ihr Intelligenzquotient und Ihre Schuhgröße übereinstimmen.«
»Ach, machen Sie sich nichts draus. Von einer blonden Frau erwarte ich keine Hirnleistung.«
»Sie wirken, als hätten Sie nicht einmal die Grundschule geschafft.«
Alle seine Mitarbeiter sind sich einig: Der Professor hat ein enormes Fachwissen. Aber die Art, wie er kritisiert, ist durchweg
gehässig. Dabei ist jeder Mitarbeiter auf sein Feedback angewiesen, um mehr zu lernen und beruflich weiterzukommen. Aber jeder hasst dieses unsachliche Feedback.
Was würden Sie tun, wenn Sie Mitarbeiter oder Mitarbeiterin bei diesem Professor wären? Kündigen? Oder alles klaglos ertragen? Freundlich lächeln und hinter seinem Rücken über ihn lästern?
Ich möchte Ihnen hier drei Strategien zeigen, die es Ihnen ermöglichen, das Beste aus dieser misslichen Situation zu machen.
Was wirklich hilft: Sagen Sie deutlich, dass die Unsachlichkeit Sie stört
Die erste Strategie besteht schlicht darin, dass Sie Ihrem Gegenüber sagen, was Sie stört. Kurz gesagt heißt das: Sie kritisieren Ihren unsachlichen Kritiker. Sie wollen eine brauchbare Rückmeldung – ohne Sprüche und ohne verletzende Bemerkungen. Sagen Sie das Ihrem Gegenüber. Geben Sie Ihrem Gesprächspartner eine Rückmeldung zu seinen Rückmeldungen. Kritisieren Sie seine Art der Kritik. Besprechen Sie mit Ihrem Gegenüber, wie Sie sich ein sachliches Feedback vorstellen. Und während Sie ihm das erklären, bleiben Sie selbstverständlich streng sachlich. Denn Sie sind ein Vorbild für den anderen und zeigen dadurch ganz praktisch, welche Umgangsformen Sie bevorzugen. (Sie finden viele Tipps für so ein Gespräch im ersten Teil dieses Buches.)
Natürlich können Sie auch von einem Vorgesetzten verlangen, dass er Sie respektvoll behandelt. Mit dem Arbeitsvertrag haben Sie Ihre Arbeitsleistung, aber nicht Ihre Würde verkauft. Manche Vorgesetzte brauchen allerdings mehre Anstöße, bis sie ihr Verhalten ändern.
Strategie: Wie Sie Ihrem Gegenüber sagen können, dass die Unsachlichkeit Sie stört
Gehen Sie bewusst in eine aufrechte Körperhaltung
Sie sind überzeugender, wenn Sie ein Maximum an persönlicher Autorität ausstrahlen. Präsentieren Sie sich entschlossen, aufrecht und stark. Zeigen Sie – ohne aggressiv zu sein -, dass Sie auch jemand sind. Nur dann merkt der Betreffende, dass Sie es absolut ernst meinen.
Formulieren Sie eine klare, kurze Bitte
Bitten Sie zunächst ganz schlicht darum, dass Ihr Gesprächspartner auf bestimmte unsachliche Bemerkungen verzichtet. Sagen Sie dabei auch, welche Bemerkungen für Sie unsachlich sind. Beispielsweise so:
»Ich kann Ihnen leichter zuhören, wenn Sie die Blondinenwitze weglassen.«
»Ich möchte Sie bitten, mich nicht mehr Schwachkopf zu nennen.«
»Könnten Sie mir bitte ganz sachlich und ohne irgendwelche Witze sagen, was ich hier falsch gemacht habe.«
Greifen Sie den anderen nicht an, verwenden Sie selbst keine Herabsetzungen. Sprechen Sie Ihre Bitte in einem ruhigen Tonfall aus.
Bleiben Sie beharrlich
Das Verhalten mancher Menschen ist wie ein Stein, der sich erst durch viele, viele Tropfen ein wenig verändert. Also falls Ihr Gegenüber nach Ihrer Rückmeldung wieder unsachlich wird, bekommt er ein neues Feedback von Ihnen. Wiederholen Sie Ihren Wunsch nach mehr Sachlichkeit wieder und
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