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Jetzt tu ich erstmal nichts - und dann warte ich ab

Jetzt tu ich erstmal nichts - und dann warte ich ab

Titel: Jetzt tu ich erstmal nichts - und dann warte ich ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malte Leyhausen
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nur noch einen Bruchteil davon zu bezahlen, klingelt es Ihnen in den Ohren. Seit man seine Nummer mitnehmen kann,
spricht ja auch nichts mehr dagegen, den Anbieter zu wechseln. Sie arbeiten sich unverzüglich in das Koordinatensystem von 20 Tariftabellen ein, die
Ihnen das Internet ausspuckt. Die richtige Wahl treffen Sie, wenn Sie Ihr Telefonverhalten gründlich analysieren. Was für ein Telefontyp sind Sie
überhaupt?
Der aktive Freizeit-Telefonierer, der in jeder freien Minute eine SMS schreibt, um sich zum Telefonieren zu verabreden.
Der passive Berufs-Telefonierer, der keine Zeit hat, um SMS zu schreiben und jeden zweiten Anruf wegdrückt.
Der aktiv-passive Swinger-Typ, der eigentlich gar kein Handy braucht, weil er während der Arbeitszeit auf Kosten der Firma telefoniert und in der
    Freizeit heimlich das Handy des Partners benutzt.
    Doch was nützt die beste Selbstdiagnose, wenn es darüber hinaus viel gewichtigere Entscheidungen zu treffen gilt. Nehmen Sie das Angebot Ihres
Automobilclubs, inklusive der Rückflugversicherung für daheim gebliebene Haustiere? Oder das Angebot Ihres Kaffeerösters mit drei Pfund Schonkaffee und
4 Millionen Frei-SMS in den ersten 5 Tagen?
    Sie werden sich schließlich doch von Ihrer alten Handynummer verabschieden, weil Ihnen die
Formalitäten für den Umzug der Nummer den Rest geben. Stolze Bilanz der Spitzen-Ablenkung: Ein Tag für den Tarifvergleich und ein halbes Jahr, bis der
letzte Ihre neue Handynummer gespeichert hat …
Diät-Programm planen und durchführen. Wem die bisherigen Ablenk-Tipps zur Arbeitsvermeidung zu harmlos waren, der landet mit dieser Methode
einen Volltreffer. Hand aufs Herz: Abnehmen wollten Sie doch schon längst. Warum nicht jetzt, wo Sie am wenigsten Zeit dazu haben?
Fressen Sie sich in
Ruhe in die Vor- und Nachteile der unzähligen Diäten rein. Was gibt es denn da? Die Montags-Diät (Montag fange ich an …), die Essig-Diät (Ess’ ich oder
ess’ ich nicht?) oder die Brigitte-Diät (Heiße ich Brigitte, oder was?).
Am besten überreden Sie möglichst viele Kollegen, mit Ihnen um die Wette zu
hungern. Jeder legt 500,00 Euro (sonst tut es ja nicht weh) in den Jackpot. The winner takes it all. Mit dem Abklappern exotischer Bioläden, wo
sonst nur die »guten Menschen« einkaufen, ist es bei der Nahrungssuche nicht getan. Die erlesenen Zutaten von freilaufenden Bauern, deren Kinder in
Bodenhaltung aufwachsen, wollen artgerecht zubereitet werden. Sie probieren stundenlang neue Diät-Rezepte aus wie »Eiweißschock im Wok« und »Fat-Burner
in Blätterteig«.
Aus Solidarität schließen Sie sich dem täglichen Zirkeltraining an, das Ihre Mitstreiter in einem teuren Fitness-Studio
absolvieren. Dann wird es für alle billiger.
Das geniale an dieser Methode ist, dass Sie Ihnen sechs Wochen lang rund um die Uhr Zeit und Nerven
raubt. Als Aufschieber werden Sie sogar den Jackpot gewinnen. Denn wenn es dazu dient, unsere Hauptaufgabe liegen zu lassen,dann sind
wir zu Höchstleistungen fähig. Und das sogar pünktlich.
Neues Hobby: Falsch übersetzte Speisekarten sammeln. Im Urlaub amüsieren wir uns köstlich, wenn eine Speisekarte falsch ins Deutsche übertragen
wurde. Da genießen wir als Vorspeise eine »Fischsippe mit eingelegten Muffen«, zum Hauptgang die »vegetarische Ente mit weg gelaufenen Eiern« und zum
Nachtisch das »selbst gekochte Eis mit gepeitschter Sahne«.
Warum den Spaß nicht mit nach Hause nehmen? Ab jetzt stecken Sie jede gut gewürzte
Übersetzungspanne ein, die Ihnen auf den Tisch kommt. Ordner um Ordner füllen Sie mit Ihren Beutestücken. Geschmackvoll sortiert nach Landstrichen und
Menüfolgen. Doubletten tauschen Sie auf Liebhaberbörsen. Gründen Sie einen Verein für paralinguistische Ekstasen. Ihre Kosten spielt das einzigartige
Vereinslokal wieder ein. Der kulinarische Clou: Hier wird Wort für Wort gekocht, was auf der eingedeutschten Karte steht: »Der Schwanz von der Kröte zur
Mode des Chefs« (Coda del rospo nach Art des Chefs).
Einfach so. Eine Familienfeier organisieren. Unser Familiensinn ist eine Zeitbombe, die immer zur unrechten Zeit hochgeht. Lassen Sie sich
spontan von dem Gefühl einnehmen, sobald es geht die nahe und weitläufige Verwandtschaft für ein Fest zu gewinnen. Sie haben zwar das Desaster vom
letzten Mal nicht vergessen, aber die Hoffnung auf eine harmonische Familienfeier stirbt bekanntlich zuletzt.
Dummerweise ist ein Sohn gerade mit
seiner Familie nach Amerika ausgewandert. Doch wo ein Wille

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