Jetzt wirds ernst
beherrschten mittlerweile
ihren Text, die anderen hatten zumindest dessen ungefähren Sinn begriffen. Unter Frau Gorac’ geduldiger Anleitung kämpften wir uns durchs Stück. Szene für Szene, Akt
für Akt. Wir staksten die vorgegebenen Wege über die Gymnastikmatten ab, ruderten und schwankten voreinander herum und sagten unsere Sätze auf. Es ging voran.
Eines Tages bat mich Tinka, mit der ich die meisten Spielszenen hatte, nach der Probe noch eine Weile zu bleiben. Sie fühle sich unsicher, wolle etwas ausprobieren, wolle
sogar sehr viel ausprobieren, schließlich seien die Szenen von Mascha und Medwedenko noch nicht ausgereizt, die Stimmung noch nicht gefunden, die Ausdrucksformen noch nicht ausgelotet und so
weiter. Da ich nichts Besseres zu tun hatte, blieb ich.
Die anderen verließen den Turnsaal, die Türen gingen zu, und da standen wir. Die Stille in der Halle war seltsam. Kein Brüllen, kein Blöken und kein pathetisches
Deklamieren. Nur in der Sprossenwand knirschte es leise.
Tinka sah mich erwartungsvoll an. Sie war ungefähr zwei Köpfe kleiner als ich. Aber um mindestens zwanzig Kilo schwerer.
»Warum gehen sie eigentlich immer in Schwarz?«, fragte ich lustlos.
»Aus Trauer um mein Leben. Ich bin unglücklich«, antwortete Tinka und setzte sich langsam in Bewegung.
»Warum?«, fragte ich. »Ich verstehe das nicht … Sie sind gesund, und ihr Vater ist zwar nicht reich, aber –«
Weiter kam ich nicht. Plötzlich stand sie ganz nah bei mir und versuchte mit ihren kurzen Armen meinen Oberkörper zu umschlingen.
»Du weißt es doch!«, zischte sie leise zwischen den Zähnen hervor. »Du weißt es doch, oder?«
»Was?«, fragte ich ängstlich.
Statt einer Antwort presste Tinka ein grunzendes Geräusch hervor, sprang mich an, schlang Arme und Beine um meinen Körper und wollte mich küssen. Wie gierige Tierchen auf der
Suche nach Beute krabbelten ihre Lippen über mein Gesicht. Ich bekam kaum noch Luft, meine Arme waren an den Oberkörper gepresst, darunter knirschten schon die Rippen. Dieser kleine
Teufel war stark wie ein Schimpanse. Meine Beine gaben nach und ich kippte seitlich weg. Jetzt lag ich auf dem Rücken. Tinkas Gesicht glänzte, ihr Kopf hing wie ein leuchtend roter
Lampion über mir, darüber die Deckenlampe als Glorienschein. Plötzlich hatte sie mich am Hinterkopf, vergrub ihre Fingerwürstchen in meine Nackenhaare, zog meinen Kopf hoch und
drückte mir einen feuchten Kuss auf den Mund. Ihre Zunge war überraschend klein und flink. Nass und salzig. Ich bäumte mich in der Umklammerung auf. Unsere Vorderzähne klickten
aneinander, ein Zucken, ein heller Schmerz an der Zungenspitze, der süßliche Geschmack von Blut.
Tinka richtete sich wieder auf und leckte sich die Lippen. Ihre Pupillen waren groß wie Hemdknöpfe. Mit einer einzigen Bewegung riss sie ihre Bluse auf. Sofort quollen die
großen weißen Brüste heraus und fingen direkt über meinem Gesicht an herumzubaumeln. Ich schloss die Augen.
Plötzlich waren ihre Finger wieder da. Diesmal an meiner Hose. Leise hörte ich das Gürtelleder knarren. Das Klicken der Schnalle. Das Ratschen des Reißverschlusses. Tinka
schnaufte und gluckste glücklich. Und im nächsten Moment hatte sie meinen Kleinen in ihrer Hand. Wie Krakenarme krochen die Finger auf dem Stämmchen entlang, umfassten den Sack,
zogen und drückten und kneteten daran. Meine Beine begannen zu zucken. Dann mein Hintern. Mein ganzer Körper.
Mit einem vergnügten Quietscher hob Tinka ihren Arsch und fasste sich unter den Rock. Das war meine Chance. Sofort wand ich mich aus ihrer Unklammerung und fing an auf allen Vieren
wegzukrabbeln.
Doch sie war schneller. Packte mich an den Füßen, an den Knöcheln, an der heruntergezogenen Hose, an allem, was sie zu fassen kriegte. Ich krallte mich in die Gymnastikmatten und
versuchte wie ein Esel nach hinten auszutreten. Plötzlich: ein scharfer Schmerz in meiner linken Arschbacke. Tinka hatte zugebissen. Hatte ihre kleinen spitzen Zähne einfach in meinen
Hintern geschlagen. Ich heulte auf. Und in diesem Moment war mir klar: Ich würde in dieser Turnhalle sterben. Zerfetzt und aufgefressen von einem dicken Schulmädchen.
In diesem Moment erbebte die Erde. Der Hallenboden erzitterte. Die Sprossenwände wackelten. Die römischen Ringe tanzten an den Seilen. Das ganze Gebäude schien zu vibrieren. Der
Lärm schwoll an, mit einem lauten Kracher flogen die Türen auf und eine Herde dampfender Jungen kam in
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