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Jezebel

Jezebel

Titel: Jezebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sechzehn. Verdammt noch mal!«
    Ich nickte den beiden Trägern zu. »Bitte, legen Sie den Toten zu Boden – ja?«
    Sie fragten nicht nach den Gründen und kamen meiner Bitte nach.
    Gern schaute ich mir Leichen nicht an, und Suko erging es ebenso. In diesem Fall waren wir praktisch dazu gezwungen, da wir wissen wollten, wie dieser junge Mann ums Leben gekommen war.
    Die beiden Männer traten zurück, als fürchteten sie sich davor, wenn die Leiche aufgedeckt wurde.
    Das übernahmen Suko und ich. Die Decke war dünn. Unter dem Stoff malten sich die Umrisse deutlich ab. Wir falteten das helle Tuch auseinander und betrachteten den reglosen Jungen. Er hatte braune, ziemlich lange Haare. Die Arme hatte man ihm auf den Leib gelegt, die Hände gefaltet.
    Er trug noch seine normale Kleidung. Jeans und einen dunklen Pullover, aber das war nicht wichtig für uns, wir wollten wissen, woran er gestorben war.
    Suko hatte seine Leuchte hervorgeholt. Er strahlte das Gesicht der Leiche an – und ich hörte ihn scharf atmen, während ich die Luft anhielt.
    Das Gesicht sah schlimm aus, es war unwahrscheinlich stark aufgequollen, und dafür hatten die zahlreichen Stiche gesorgt, die tief eingedrungen waren. Stiche von wem?
    Ich dachte an die verfluchte Libelle, aber es konnten auch Wespen- und Bienenstiche sein. Sogar die Augen waren verändert. Die Pupillen sahen wir kaum noch.
    Ich wandte mich an den Vater. »Bitte, ich weiß, wie Ihnen zumute ist, Mister, aber ich habe trotzdem einige Fragen und möchte vor allen Dingen wissen, wie es dazu kam.«
    »Er wurde angegriffen!« lautete Phils schwache Antwort.
    »Von wem?«
    »Das weiß ich nicht genau. Es waren Insekten. Er lag in seinem Zimmer, das Fenster stand offen. Dann waren sie plötzlich da und fielen über ihn her. Wir haben ihn noch schreien hören. Als ich die Tür öffnete, da gab es schon keine Regung mehr. Er war völlig zerstochen.«
    »Und was war mit den Insekten?«
    »Die sind vor uns geflohen. Meine Frau erlitt einen Nervenzusammenbruch. Sie liegt krank im Bett. Ich mußte mit meinem Bruder Danny wegbringen.«
    »Wohin?« fragte Suko.
    »Zu den anderen…«
    »Bitte?« hauchte mein Freund. Er tat, als hätte er die Antwort nicht verstanden.
    »Ja, zu den anderen. In die kleine Leichenhalle neben unserem Friedhof. Dort wartet der Pfarrer, den ich schon angerufen habe.«
    Suko blickte mich an. Ich wußte, was er wollte. »Okay, Phil«, sagte ich.
    »Sie werden nicht allein gehen. Wir begleiten Sie…«
    Die Leiche wurde nicht durch den Ort getragen. Sie verschwand auf der Ladefläche eines alten Volvo-Kombis. Phils Bruder fuhr das Auto, und wir blieben ihm auf den Fersen.
    »Meine Güte«, sagte Suko. »Das kann hier noch einen Horror geben. Laß erst mal die Nacht kommen.«
    »Glaube ich auch.«
    »Zu den anderen hat er gesagt.«
    »Ja.«
    »Und niemand hat etwas gemeldet.« Suko schüttelte den Kopf. »Ich begreife das nicht. So klein ist Euston doch nicht. Es ist schon eine kleine Stadt, aber nichts ist nach außen gedrungen. Man hat sich einfach nicht helfen lassen wollen. Kannst du dir einen Grund vorstellen?«
    »Nicht direkt, weil wir anders handeln würden. Vielleicht haben sich die Betroffenen geschämt. Möglicherweise wollten sie nicht an etwas erinnert werden, das schon Jahre zurückliegt. Da kann ich mir einiges vorstellen.«
    »Du denkst an sie?«
    »Ja. Ich glaube, daß uns der Konstabler mehr gesagt hätte, aber da kam ja der makabre Besuch dazwischen.«
    Der Fahrer vor uns blinkte nach links. Wir verließen den Bereich der Innenstadt und fuhren nun durch eine Siedlung.
    Die Häuser waren unterschiedlich hoch. Es war noch nicht dunkel geworden. Nur wenige Menschen eilten über die Gehsteige.
    Hin und wieder turnten kleine Schatten vor unserer Frontscheibe. Einige Male klatschten sie auch gegen das Glas, wo sie blutige Flecken hinterließen.
    »Das sind sie«, sagte Suko knirschend. »Das sind schon die Vorboten.«
    Ich widersprach ihm nicht, aber ich war froh, daß sie noch eine normale Größe hatten. Bei der Libelle hatte das anders ausgesehen. Sie und ihre Artgenossen würden sich in der Dunkelheit aus ihren Verstecken hervorwagen und die Menschen malträtieren.
    Wie wir sie daran hindern sollten, das wußte ich auch nicht. Immun gegen diese Mutationen waren wir nicht, und sie würden uns überfallen wie wilde Horden.
    Ich atmete tief aus. Die Sorgen wurden nicht geringer. Sicherlich gab es kaum einen Bewohner, der noch keinen Kontakt mit diesen

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