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Jhereg

Jhereg

Titel: Jhereg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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bekam, und ich kämpfte, um sie so lange zu behalten, daß ich alles in den Spruch werfen konnte. Den nächsten Teil wollte ich ganz schnell hinter mich bringen, doch ich widerstand dieser Versuchung. Man hetzt nicht einfach durch einen Hexenspruch.
    Die Haare brannten; sie verbanden sich und mischten sich mit dem Rauch und dem Qualm, und dennoch konnte man sie immer noch ihrem Besitzer zuweisen. Angestrengt suchte ich nach dem Rauchwölkchen, in dem das Wesen dieser verbrannten Haare enthalten war und das damit eine unzerstörbare Verbindung zu meinem Zielobjekt darstellte.
    Mit erhobenen Händen umfaßte ich den äußersten Umkreis der grauweißen Wolken. Ich spürte die Energie aus vier Richtungen – von mir zu Daymar zu Loiosh zu Cawti und zurück. Sie floß durch meine Hände, bis der Qualm nicht weiter in die Luft stieg – das erste sichtbare Anzeichen, daß der Spruch Wirkung zeigte. Eine Weile hielt ich ihn so, dann führte ich meine Hände langsam zusammen. Vor mir wurde der Qualm dichter, und ich schleuderte die Energie, die ich festhielt, auf ihn und durch ihn hindurch …
    Mit Angriffsgeschrei stürmen fünftausend Dragon den Ort, an dem die östliche Armee lagert … Das erste Mal, daß ich Cawti liebe – der Augenblick, als ich eindringe, mehr noch als der Moment der Erleichterung; ich frage mich, ob sie mich umbringen will, bevor wir fertig sind, und es ist mir egal … Der Held der Dzur allein auf dem Weg zum Dzurberg sieht Sethra Lavode, die sich vor ihm erhebt, Eisflamme lebendig in ihrer Hand … Ein kleines Mädchen mit großen braunen Augen sieht mich an und lächelt … Der Energieblitz zischt als schwarze Welle auf mich zu, und ich schleudere Bannbrecher auf ihn und hoffe, er funktioniert … Aliera steht aufrecht vor dem Schatten von Kieron dem Eroberer, dort in den Hallen des Jüngsten Gerichts, auf den Pfaden der Toten hinter den Fällen der Toten …
    Und zusätzlich zu diesen Gedanken hielt ich in jenem Augenblick alles in meinem Geist, was ich über Mellar wußte, und meine ganze Wut auf Daymar und darüber hinaus, über allem stehend, meinen Wunsch, meinen Willen, meine Hoffnung. Ich schleuderte alles in die kleine Dampfwolke, die sich von dem Rost erhob; ich fühlte hindurch, weiter hinaus, hinein, hin zu jenem, der an sie gebunden war.
    Cawti sang voll Kraft, ohne einen Bruch in der Stimme, Worte, die ich noch immer nicht ganz verstehen konnte. Loiosh, in mir, Teil meines Selbst, suchte und jagte. Und Daymar, in der Ferne und dennoch ein Teil von uns, stach als Leitstern heraus, nach dem ich griff, den ich formte, durch den ich stieß.
    Da spürte ich eine Antwort. Langsam, ganz langsam formte sich im Rauch ein Bild. Ich zwang mehr Energie hinein, als es deutlicher wurde. Das Gesicht als solches mußte ich ignorieren, denn zu jenem Zeitpunkt lenkte es mich nur ab. Und mit schmerzender Langsamkeit … ließ … ich … meine … rechte … Hand … sinken … und … die … Kontrolle … über … den … Spruch … fahren …
    Loiosh übernahm Stück für Stück die Fäden, akzeptierte die Kontrolle und steuerte sie. Erschöpfung war nun mein größter Feind, und ich bekämpfte sie. Mein Jhereg, bei den grünen Schuppen von Barlen!, hatte die Kraft übernommen und verfügte alleine über sie.
    Ich gestattete mir einen ersten Blick auf das Bild, als meine rechte Hand nach dem kleinen Kristall tastete. Das Gesicht eines Mannes im mittleren Alter, mit Zügen des Hauses der Dzur. Vorsichtig hob ich den Kristall ans Auge, ließ die letzte Gewalt über den Spruch fallen und hielt den Atem an.
    Das Bild war stetig; ich hatte Loiosh gut ausgebildet. Cawti sang nicht mehr. Jetzt, nachdem sie ihre Arbeit getan hatte, stellte sie nur noch Kraft für den letzten Teil des Spruches bereit. Mit dem rechten Auge studierte ich das Bild durch den Kristall. Natürlich war es leicht unscharf, aber das war unwichtig; es reichte aus, daß ich es identifizieren konnte.
    Ein Augenblick größter Konzentration; ich sog die Energie auf, die Cawti und Daymar mir anboten, und mit dieser Kraft brannte ich das Gesicht in den Kristall, der vor mir lag. Einen Moment lang war ich auf dem rechten Auge geblendet, und ich fühlte mich etwas schummrig, als ich die ganze Kraft, die wir erzeugt hatten, aufbrauchte.
    Dann hörte ich Cawti seufzen und sich entspannen. Ich sackte an der Wand zusammen, Loiosh fiel gegen meinen Hals. Daymar seufzte ebenfalls. Im Kristall war jetzt ein milchiger Dunst. Ohne es auszuprobieren

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