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Jhereg

Jhereg

Titel: Jhereg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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von Auftragsmorden. Für die ist es ein Verbrechen. Wenn du einfach zu ihr gehst und –«
    »Kragar«, unterbrach ich ihn, »ich habe nie behauptet, daß ich so einfach zu ihr gehe und sage ›Aliera, ich will diesen Typen erledigen, möchtest du mir helfen, ihm eine Falle zu stellen?‹ Du kannst mir ruhig ein bißchen Feingefühl zutrauen, klar? Wir müssen nur eine vernünftige Entschuldigung finden, warum sie sich für Mellar interessieren sollte, dann hilft sie uns gern.«
    »Nur eine vernünftige ›Entschuldigung‹, ja? Nur aus Neugier, hast du irgendeine Vorstellung, wo wir so eine Entschuldigung finden können?«
    Ein bißchen gehässig entgegnete ich: »Die habe ich in der Tat. Nichts leichter als das. Ich überlasse es dir.«
    »Mir? Scheiße, Vlad, ich soll schon den Hintergrund durchleuchten und nebenbei noch ein nicht existierendes Ereignis überprüfen, damit ein verschwundener Jhereg einen kaum überzeugenden Grund hat, etwas Unmögliches zu tun. Ich kann nicht –«
    »Klar kannst du. Ich hab vollstes Vertrauen in dich.«
    »Ach, friß doch Yendi-Eier. Wie denn?«
    »Dir fällt schon was ein.«

 
     
»ZU GROSSE NEUGIER IST GEFÄHRLICH«
     
     
    Das einzig Bemerkenswerte, was an jenem Tag noch passierte, war die Ankunft eines Boten vom Demon, in Begleitung einer recht ansehnlichen Eskorte und mit einigen großen Koffern. Die ganzen fünfundsechzigtausend Imperials. Jetzt war es offiziell: Ich stand unter Vertrag.
    Ich gab Kragar die Koffer zur sicheren Verwahrung und ging nach Hause. Meine Frau ahnte bestimmt, daß etwas los war, aber sie fragte nicht. Zwar hatte ich keinen richtigen Grund, ihr nichts zu sagen, aber ich tat es trotzdem nicht.
    Am nächsten Morgen fand ich auf dem Schreibtisch in meinem Büro einen kleinen Umschlag. Als ich ihn öffnete, fielen mehrere menschliche, oder besser dragaeranische Haare heraus. Außerdem eine Nachricht: »Von seinem Kissen. – K.« Ich vernichtete die Nachricht und setzte mich psionisch mit meiner Frau in Verbindung.
    »Ja, Vlad?«
    »Hast du gerade zu tun, Schätzchen?«
    »Nicht wirklich. Ich übe nur ein bißchen Messerwerfen.«
    »Hey! Mir wäre es lieber, wenn du das läßt.«
    »Wieso?«
    »Weil du mich schon jetzt in sieben von zehn Fällen schlägst.«
    »Ich will auf acht von zehn kommen. In letzter Zeit bist du ganz gut gewesen. Was gibt’s denn? Hast du ›Arbeit‹ für mich?«
    »Leider nicht. Komm vorbei, dann erzähl ich es dir.«
    »Sofort?«
    »So bald du kannst.«
    »Ist gut. Ich bin gleich da.«
    »Schön. Komm dann ins Labor.«
    »Oh«, machte sie, als sie begriff, und die Verbindung wurde unterbrochen.
    Ich teilte meinem Empfangschef mit, daß ich in den nächsten zwei Stunden keine Nachrichten annehmen würde, und ging dann einige Stockwerke nach unten. Loiosh ritt selbstgefällig auf meiner linken Schulter und sah sich um, als würde er eine genaue Untersuchung vornehmen. Schließlich kamen wir zu einem kleinen Zimmer im Keller, und ich schloß die Tür auf.
    In diesem Haus waren Schlösser nahezu sinnlos, wenn es darum ging, Leute aufzuhalten, aber sie waren ganz zweckmäßig, um zu zeigen, daß man seine Ruhe haben wollte.
    Das Zimmer war recht klein, ein flacher Tisch stand genau in der Mitte, und an der Wand hingen ein paar Lampen. Eine kleine Kommode stand in einer Ecke. Mitten auf dem Tisch war ein Gitterrost, in dem ein paar unverbrannte Kohlenstücke lagen. Ich warf sie fort und holte neue aus der Kommode.
    Dann konzentrierte ich mich kurz auf eine der Kerzen und wurde von einer emporzüngelnden Flamme belohnt. Damit zündete ich die anderen an, bevor ich die Lampen löschte.
    Mir blieb noch etwas Zeit, bis Daymar zur Verfügung stand. Deshalb kontrollierte ich noch einmal, ob die Kerzen auch am richtigen Ort standen, und beobachtete einen Moment lang die flackernden Schatten.
    Ich brauchte noch ein paar Sachen aus der Kommode, auch etwas Räucherwerk, das ich in die Kohlen warf. Dann hielt ich eine Kerze an die Kohlen, und mit ein bißchen Konzentration verbreitete sich das Feuer schnell und gleichmäßig. Allmählich strömte der Duft von Räucherwerk in jeden Winkel des Zimmers.
    Bald darauf kam Cawti und begrüßte mich mit einem sonnigen Lächeln. Auch sie kam aus dem Osten, eine kleine, hübsche Frau mit dzur-schwarzen Haaren und fließenden, anmutigen Bewegungen. Wäre sie eine Dragaeranerin, dann wäre sie vielleicht in das Haus der Issola geboren worden und hätte denen ein bißchen ›Würde‹ beigebracht.

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