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Jhereg

Jhereg

Titel: Jhereg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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muß dauerhaft sein. Nach Morrolans Regeln können wir ihn so oft umbringen wie wir wollen, solange wir sicherstellen, daß man ihn danach wiederbeleben kann und das auch tut. Im Schwarzen Schloß werden tagtäglich Leute umgebracht, aber einen dauerhaften Tod hat es da, seit das Ding steht, nicht gegeben. Ein Unfall, der nicht von Dauer ist, hat keinen Sinn; und kannst du dir vorstellen, wie schwierig es ist, einen ›Unfall‹ zu arrangieren, der ihn umbringt, ohne daß man ihn wiederbeleben kann? Was soll ich denn da machen, ihn in einen Morgantidolch stolpern lassen?
    Und dazu kommt noch, daß Morrolan, wenn ich es so machte, alle zur Verfügung stehenden Mittel in eine Untersuchung stecken würde. Er ist sehr stolz auf seine Bilanz und würde sich wahrscheinlich ›entehrt‹ fühlen, wenn jemand im Schwarzen Schloß stirbt, selbst wenn es durch einen Unfall geschieht.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das ist echt ein seltsamer Ort. Weißt du, wieviel Duelle da jeden Tag ausgefochten werden? Und die einzigen Bedingungen dabei sind: keine Stiche ins Gesicht und hinterher wiederbeleben. Morrolan würde alles zwanzigmal überprüfen, wenn Mellar einen ›Unfall‹ hätte, und die Chancen stehen nicht schlecht, daß er dabei herausfindet, was wirklich los war.«
    »Na schön«, sagte Kragar. »Du hast mich überzeugt.«
    »Da ist noch etwas. Nur zur Sicherheit möchte ich klarstellen, daß ich Morrolan als meinen Freund betrachte, und ich lasse nicht zu, daß ihm ein Haar gekrümmt wird, solange ich das verhindern kann. Dafür schulde ich ihm zuviel.«
    »Boß, du schweifst ab.«
    »Schnauze, Loiosh. Ich war sowieso fertig.«
    Kragar zuckte die Achseln. »Na schön, du hast mich überzeugt. Was können wir denn dann tun?«
    »Weiß ich auch noch nicht. Laß mich mal nachdenken. Und wenn dir noch was einfallen sollte, sag mir Bescheid.«
    »Oh, sicher. Irgend jemand muß ja für dich mitdenken. Da fällt mir ein –«
    »Ja?«
    »An der ganzen Sache ist auch noch was Gutes.«
    »Ach wirklich? Und das wäre?«
    »Na, jetzt hast du einen Grund, um mit der Lady Aliera zu reden. Schließlich ist sie Morrolans Cousine, und soviel ich weiß ist sie gerade bei ihm. Was ich so gehört habe, wird sie übrigens ganz und gar nicht begeistert sein, wenn sie erfährt, daß ihr Cousin von einem Jhereg benutzt wird. Vielmehr wird sie wahrscheinlich auf unserer Seite stehen, wenn wir es richtig angehen.«
    Ich griff nach einem Dolch und wirbelte ihn abwesend umher, während ich darüber nachdachte. »Nicht schlecht«, stimmte ich zu. »Gut, dann ist das Treffen mit ihr und Morrolan erste Priorität.«
    Kragar schüttelte in gespielter Trauer den Kopf. »Ich weiß nicht, Boß. Erst die Sache mit der Hexerei, und jetzt das mit Aliera. Ich hab hier die meisten guten Ideen. Ich finde, du läßt nach. Was zum Teufel würdest du eigentlich ohne mich anfangen?«
    »Ohne dich wäre ich schon lange tot«, sagte ich. »Und, willst du das irgendwie ausnutzen?«
    Er lachte und stand auf. »Nö, gar nicht. Was jetzt?«
    »Sag Morrolan, daß ich ihn besuchen komme.«
    »Wann?«
    »Sofort. Und hol doch bitte einen Zauberer her, der den Teleport macht. So wie ich mich im Moment fühle, traue ich meinen eigenen Zaubersprüchen nicht.«
    Kragar ging vor die Tür, wobei er immer noch traurig den Kopf schüttelte. Ich steckte den Dolch weg und streckte einen Arm für Loiosh aus, der zu mir geflogen kam und auf meiner Schulter landete. Dann ging ich ans Fenster und sah auf die Straße runter. Dort war es still und wenig belebt. In diesem Viertel gab es nur ein paar Straßenhändler und bis Einbruch der Nacht nur wenig Verkehr. Dann würde ich schon im Schwarzen Schloß sitzen, zweihundert Meilen weiter nordöstlich.
    Morrolan würde, das wußte ich, mächtig wütend auf jemanden sein. Anders als ein Dzur ist ein wütender Dragonlord jedoch unberechenbar.
    »Das könnte richtig schlimm werden, Boß«, sagte Loiosh.
    »Ja«, gab ich zurück, »ich weiß.«

 
     
»MIT EINEM ERZÜRNTEN DRAGON MUSS MAN UNBEDINGT HÖFLICH SPRECHEN«
     
     
    Meine erste Reaktion, als ich vor Jahren vom Schwarzen Schloß erfuhr, war Verachtung. Schwarz gilt seit hunderttausenden von Jahren auf Dragaera als Farbe der Zauberei, und es erfordert schon ein gehöriges Maß an Frechheit, sein Haus so zu nennen. Außerdem ist da natürlich noch die Tatsache, daß das Schloß schwebt. Es hängt einfach da, etwa eine Meile über dem Erdboden, und aus der Ferne sieht es echt

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