Jhereg
Spieß im Kopf.
Vier Bars im Unteren Weg des Kieron, allesamt im Besitz der Jhereg und allesamt mit illegalen Betrieben im Keller oder im Hinterhaus, wurden überfallen und niedergebrannt. Jeder Jhereg darin wurde getötet. Bei einigen wurden Morgantiwaffen verwendet.
Am folgenden Tag verschwand die Kriegsherrin des Imperiums. Im Laufe der nächsten paar Tage fand man Teile von ihr in den Häusern diverser Adliger der Dragon.
Das Haus der Dragon erklärte, daß es das Haus Jhereg aus dem Zyklus zu tilgen beabsichtige. Weiterhin ließen sie verlauten, daß sie nichts Geringeres vorhatten als jeden einzelnen Jhereg auf dem Planeten zu töten.
Das Haus Jhereg beantwortete dies damit, daß es Auftragsmörder auf jeden Dragongeneral ansetzte, der über mehr als eintausend Einheiten verfügte, und dann arbeiteten sie sich die Ränge abwärts.
Die e’Kieron-Linie der Dragon wurde nahezu ausgelöscht, und eine Zeitlang sah es so aus, als wäre das mit der e’Baritt-Linie wirklich geschehen.
Hab ich genug erzählt?
Alles in allem war es ein Desaster. Der ›Dragon-Jhereg-Krieg‹ dauerte ungefähr sechs Monate. Am Ende, als der Imperator der Athyra die überlebenden Dragonführer und den Rat der Jhereg zu einem Treffen zwang und ihnen einen Friedensvertrag auferlegte, hatte es ein paar Veränderungen gegeben. Die besten Köpfe, die besten Generäle und die besten Krieger aus dem Hause der Dragon waren tot, und das Haus Jhereg war verdammt nah am Abgrund.
Die Jhereg gestanden ein, daß sie wohl verloren hatten, was man erwarten konnte, denn sie waren am unteren Ende des Zyklus und die Dragon fast ganz oben. Trotzdem brüsteten die Dragon sich nicht mit dem Ergebnis.
Glücklicherweise war die Regierungszeit der Athyra lang und die der Phönix darauf noch länger, sonst hätte man kaum ein Dragonhaus gefunden, das stark genug für die Übernahme des Throns und des Gestirns gewesen wäre, als sie nach den Phönix an die Reihe kamen. Die Jhereg haben die ganze Zeit, bis sie am Zug waren, also einen halben Zyklus oder ein paar tausend Jahre lang, gebraucht, um sich wieder zu fangen.
Ich ging die ganze Geschichte in Gedanken noch einmal durch. Seit damals hat kein Dragon einem Jhereg je wieder Unterschlupf gewährt, und kein Jhereg hat den Versuch unternommen, jemanden im Haus eines Dragonlords zu ermorden.
Das Schwarze Schloß war das Haus von Lord Morrolan e’Drien aus dem Hause der Dragon.
»Was meinst du, wie hat er das geschafft?« fragte Kragar.
»Woher zum Henker soll ich das wissen?« fluchte ich. »Er muß Morrolan irgendwie ausgetrickst haben, soviel steht fest. Morrolan wäre der letzte, der sein Haus einem Jhereg auf der Flucht öffnet.«
»Glaubst du, Morrolan schmeißt ihn raus, wenn er merkt, daß man ihn benutzt hat?«
»Kommt drauf an, wie Mellar ihn ausgetrickst hat. Aber wenn Morrolan ihn tatsächlich eingeladen hat, wird er nie erlauben, daß man ihm etwas antut, und er wird ihm den Unterschlupf nicht verweigern, außer Mellar hat sich uneingeladen eingeschlichen.«
Kragar nickte eine Weile nachdenklich. Schließlich sagte er: »Tja, Vlad, er kann nicht ewig dort bleiben.«
»Nee. Aber lange genug. Er muß sich bloß eine neue Identität ausdenken und sich was überlegen, wohin er abhaut. Wir können ihn nicht jahrhundertelang überwachen, und er könnte so lange warten, wenn er muß.
Und außerdem«, fuhr ich fort, »können wir nicht mal ein paar Tage warten. Wenn das Ganze rauskommt, haben wir es verbockt.«
»Meinst du, wir könnten ein Netz um das Schwarze Schloß ziehen, damit wir wenigstens merken, wenn er geht?«
Ich hatte keine Ahnung. »Morrolan hätte wahrscheinlich nichts dagegen. Vielleicht macht er es sogar selbst, wenn er so erbost darüber ist, daß er benutzt wurde, wie ich glaube. Aber dann haben wir trotzdem noch das Zeitproblem.«
»Ich nehme nicht an«, begann Kragar langsam, »daß Morrolan, wo er doch ein Freund von dir ist, nur dieses eine Mal …«
»Ich will ihn nicht mal darum bitten. Oh, später vielleicht, wenn wir völlig verzweifelt sind, aber ich glaube kaum, daß er zustimmen würde. Er war schon Dragonlord, lange bevor wir Freunde wurden.«
»Meinst du, wir könnten es wie einen Unfall aussehen lassen?«
Darüber grübelte ich eine lange Weile. »Nein. Erstens will der Demon, daß man weiß, daß der Jhereg ihn getötet hat – darum geht es bei der ganzen Sache in erster Linie. Zweitens glaube ich nicht, daß es klappen würde. Überleg mal: es
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