Jhereg
nicht.«
»Hä?«
»Sie haben mit den Jhereg herumgespielt und einen Weg gefunden, menschliche Intelligenz in ein Gehirn von der Größe einer Rotnuß zu kriegen, aber sie haben nie ihre Gene in Dragaeraner gepflanzt.«
»Siehst du, Loiosh. Du solltest den Jenoine dankbar sein, daß sie –«
»Schnauze, Boß.«
»Aber hattest du nicht gesagt –«
»Die Jhereg sind eine Ausnahme. Im Gegensatz zu den anderen waren sie nicht von Anfang an ein Volk.«
»Sondern?«
»Also, wir müssen jetzt zurückgehen bis in die Zeit, als das Imperium entstanden ist. Sogar noch weiter zurück. Soweit wir wissen, gab es ursprünglich etwa dreißig unterschiedliche Völker auf Dragaera. Genau können wir das nicht sagen, weil man damals noch keine Aufzeichnungen gemacht hat.
Viele sind im Laufe der Zeit ausgestorben. Am Ende blieben sechzehn übrig. Eigentlich fünfzehn, dazu kam ein Volk der Teckla, das aber im Grunde unbedeutend war.«
»Aber sie haben den Ackerbau erfunden«, warf ich ein. »Das ist doch was.«
Sie wischte meine Bemerkung weg. »Die Völker, oder Teile jedes Volkes, wurden von Kieron dem Eroberer und einer Vereinigung der besten Schamanen jener Zeit zusammengerufen, und man verbündete sich, um die Ostländer aus den besseren Ländereien zu vertreiben.«
»Damit man dort Ackerbau betreiben konnte«, sagte ich.
»Nun gab es aber zusätzlich zu den Volksangehörigen jede Menge Ausgestoßene. Viele von ihnen kamen aus dem Volk der Dragon – wahrscheinlich weil die einen höheren Standard hatten als der Rest.« Hier warf sie den Kopf zurück, aber ich sagte nichts dazu. »Wie dem auch sei, es gab also viele Ausgestoßene, die zumeist in kleinen Gruppen zusammenlebten. Während die anderen Volksgruppen unter Kierons Führung zusammenfanden, gelang es einem ehemaligen Dragon, einem gewissen Dolivar, die meisten dieser unabhängigen Gruppen zu vereinen – hauptsächlich dadurch, daß er jene Anführer umbrachte, die gegen seinen Plan waren.
Sie kamen also zusammen und nannten sich, ich nehme an vor allem aus Sarkasmus, ›Volk der Jhereg‹. Sie lebten vor allem von den anderen Völkern, raubten, plünderten und rannten dann fort. Sie hatten sogar ein paar Schamanen.«
»Warum haben sich die anderen nicht zusammengeschlossen und sie ausgelöscht?« wollte ich wissen.
»Viele Völker wollten das«, gab sie zurück. »Aber Kieron benötigte Späher und Spione für den Krieg gegen die Ostländer, und genau das konnten die Jhereg offensichtlich sehr gut.«
»Warum haben die Jhereg dem zugestimmt?«
»Ich nehme an«, bemerkte sie trocken, »Dolivar zog das dem Ausgelöschtwerden vor. Er traf sich vor dem Großen Marsch mit Kieron, und sie einigten sich darauf, daß, falls sein ›Volk‹ aushilft, sie ins Imperium aufgenommen würden, wenn alles vorüber war.«
»Aha. So sind die Jhereg also Teil des Zyklus geworden. Interessant.«
»Ja. Außerdem wurde Kieron dadurch getötet.«
»Was?«
»Die Abmachung; die Anstrengung, die Völker zu zwingen, diese Abmachung einzuhalten, nachdem die Kämpfe vorüber waren und die anderen keinen Nutzen mehr in den Jhereg sahen. Schließlich wurde er von einer Gruppe Lyornkrieger und Schamanen umgebracht, die ihn für einige Probleme verantwortlich machten, die die Jhereg dem Imperium brachten.«
»Dann haben wir also alles Kieron dem Eroberer zu verdanken, wie?« sagte ich.
»Kieron«, bestätigte sie, »und diesem Jheregführer Dolivar, der die Abmachung überhaupt erst vorschlug und dann den Rest seines Volkes zur Zustimmung zwang.«
»Ich frage mich nur, warum ich noch nie von diesem Jheregführer gehört habe. Ich kenne keine Hauschroniken über ihn, und man sollte doch glauben, daß er so etwas wie ein Held der Jhereg sein muß.«
»Oh, du kannst ihn finden, wenn du tief genug gräbst. Wie du weißt, und zwar besser als ich, haben die Jhereg nicht viel für Helden übrig. Aber die Lyorn haben Berichte über ihn.«
»Hast du das alles bei denen herausgefunden?«
Sie verneinte. »Vieles habe ich durch Gespräche mit Sethra erfahren. Und an einiges habe ich mich natürlich auch erinnert.«
»Was!?«
Aliera nickte. »Sethra war dabei, als Sethra. Ich habe gehört, wie man ihr Alter mit zehntausend Jahren angegeben hat. Das stimmt aber nicht. Es liegt um das zwanzigfache daneben. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes älter als das Imperium.«
»Aliera, das kann unmöglich sein! Zweihunderttausend Jahre? Das ist doch lächerlich!«
»Erzähl das mal dem
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