Jillian Hunter
Blick und suchte in ihrem Gesicht nach etwas, das er nicht dort erwartet hatte. Was hatte er aus dem Anklei- dezimmer mit angehört? War die kleine Schwester von Heath in eine Liebesaffäre verstrickt? So oder so, es war ihm voll- kommen gleichgültig. Selbst wenn er sich vor nicht allzu lan- ger Zeit möglicherweise selbst gern in den Wettstreit um ihre Zuneigung gestürzt hätte.
Seine eigenen stürmischen Affären und Eroberungen schie- nen einem anderen Leben anzugehören. In letzter Zeit hatte ihn nur noch die Rache angetrieben. Er hatte in den vergange- nen Wochen nur wenig über Frauen und körperliche Freuden nachgedacht.
Die Erinnerung an solch süßen Zeitvertreib kam schlagar- tig zurück. Oh, ja, er war wirklich lebendig, vielleicht auch froh, für den Augenblick frei von den Gefahren und Schmer-
zen einer Liebesaffäre zu sein. Unter anderen Umständen hätte er es vielleicht sogar genossen, diese junge Dame mit in sein Bett zu nehmen.
Aber nicht jetzt. Sie zitterte und verspürte vermutlich schreckliche Angst vor dem, was er mit ihr vorhatte, und das war auch verständlich. Es gab nichts, was er sagen konnte, um sie zu beruhigen. In den vergangenen Wochen war Dominic be- wusst geworden, dass er zu Handlungen fähig war, die ihn frü- her angewidert hätten. Er betete zu Gott, dass er ihr am Ende nicht wehtun würde. Es war offensichtlich, dass seine Rolle in ihrem Leben keine Bereicherung sein würde. Nicht mehr, seit der Gentleman, der er gewesen war, gestorben war.
Er hatte selbst keine Ahnung, was er tun würde. Die Welt glaubte, dass er sicher in einem Grab verscharrt war. Viel- leicht hatte sein „Mörder" auch sein Gewissen getötet.
„Wo waren Sie heute Abend?", fragte er leise. Seine Neugier gewann die Oberhand. Wärme und weibliche Listen hatten ihn stets fasziniert. „Oder ist das auch ein Geheimnis?", fügte er trocken hinzu.
Chloe blinzelte. Sie war davon überzeugt, dass sie den Lau- nen eines ausgewiesenen Irren ausgeliefert war. Zum Teufel mit ihrer Cousine, warum hatte sie auch unbedingt das Kor- sett herausziehen und den Mann so auf allerhand seltsame Ideen bringen müssen?
Er behauptete, dass er bis hierher gejagt worden war. Hier- her? Ausgerechnet in ihr Schlafzimmer. Erwartete er, dass sie ihm glaubte? Er war verwundet, aber immer noch schnell und stark. Stärker als sie. Konnte sie trotzdem vor ihm bis zur Tür und ins Untergeschoss gelangen? Wenn sie aufsprang, ihm ein Kissen ins Gesicht warf und ihm diese Truhe in den Weg trat - nun, vielleicht. Es hatte einmal funktioniert, als Heath ihr hin- terhergejagt war, nachdem sie eine seiner kodierten Botschaf- ten gestohlen hatte, um sich an ihm für seine Neckereien zu rächen.
Nur leider benötigte man immer eine halbe Ewigkeit, um die verdammte Tür zum Flur aufzubekommen, da sie sich an den Scharnieren verzogen hatte. Dominic würde sie fangen, bevor sie entkommen konnte, und dann würde er wütend sein.
Das Risiko war zu groß.
Seine Stimme riss sie wieder zurück in die Realität. „Ich hatte Sie etwas gefragt."
„Was?", flüsterte sie. Sie versuchte, Zeit zu schinden, in der Hoffnung, dass irgendjemand im Haus ihre Verzweiflung und die Gefahr spüren würde, in der sie sich befand. Bitte mach, dass Pamela sich wieder hinaufschleicht, um mir beim Auspa- cken zu helfen ...
„Ich habe gefragt, wo Sie heute Abend waren."
Eine neue Welle der Angst erfasste sie. Was kümmerte ihn ihr Privatleben? Sie vermutete, dass er verrückt und mit Si- cherheit gefährlich war. „Es war ..."
Was wollte er von ihr hören? Die falsche Antwort konnte ei- nen Wutanfall auslösen. Sollte sie zugeben, dass sie an einer Tanzveranstaltung im Ort teilgenommen hatte? Es war zwar überaus langweilig gewesen, aber vielleicht würde es ein we- nig frivol klingen und ihm Anlass zu romantischen Gedanken geben. Gott behüte sie davor, ihm etwas Derartiges zu sugge- rieren. Es war besser, ihn denken zu lassen, dass sie schüch- tern und langweilig war und nicht der wilde Teufelsbraten, um den sich ihre ganze Familie sorgte.
„Ich habe zusammen mit meiner Tante und meinem Onkel ein Konzert besucht." Da. Vielleicht würde ihn eine Halb- wahrheit zufriedenstellen. Er brauchte nicht zu wissen, dass sie wie verrückt mit Lord St. John kokettiert hatte.
Er schnaubte höhnisch. Ihr fiel auf, dass er einen wunder- schön geschwungenen Mund hatte, obwohl sein Ausdruck beleidigend war. „Wie überaus aufregend. Ein Konzert in Chistlebury. Und Sie
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