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Jillian Hunter

Jillian Hunter

Titel: Jillian Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viel Lärm um Stratfield
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nun echt oder eingebildet - stand, beschloss sie, den Mund zu halten und ein wenig ihre Unauffälligkeit zu genießen.
    Es wäre zur Abwechslung einmal ganz schön, ignoriert zu werden. Es würde ihr vielleicht sogar ein wenig Freiheit verschaffen. Natürlich würde Dominic es nicht zu schätzen wissen, wenn ihm wieder diese lächerliche Aufmerksamkeit zuteil wurde. Andererseits hätte er sich nicht in die Schlafzim- mer von Frauen schleichen und sich im Schlaf mit ihnen ver- gnügen sollen, wenn er nicht wollte, dass sein Geist gebannt wurde. Wirklich, jemand musste ihn aufhalten. Er war auf je-

den Fall wollüstiger, als er zugab.
    Dennoch, er hatte sich seinen Brief wiedergeholt, und Chloe hielt es für unwahrscheinlich, dass sie noch einmal die Gele- genheit bekommen würde, ihn so zu schelten, wie sie es gerne getan hätte. Wenn man die Gefahr bedachte, die ihn umgab, dann war es wohl das Beste so.
    Sie sah ihn noch am selben Abend.
    Eigentlich hatte sie vorgehabt, Brandons Brief zu studie- ren. Sie war sich sicher, kurz vor einer Entdeckung zu stehen, die Licht in das Geheimnis um den Tod ihres Bruders bringen würde. Vielleicht würde die Wahrheit ihr ein Gefühl von Frie- den und Anerkennung geben.
    Sie hatte beabsichtigt, zuhause ein leichtes Abendessen ein- zunehmen. Aber ihr Onkel war Sir Edgar Williams begegnet, als er kurz vor Einbruch der Dämmerung mit den Hunden im Wald spazieren gegangen war.
    Sir Edgar hatte Onkel Humphrey und seine Familie am selben Tag zum Abendessen eingeladen. Onkel Humphrey er- klärte seiner Frau, dass er erst hatte ablehnen wollen, dies aber kaum möglich war, zumal Sir Edgar nun ihr nächster Nachbar war.
    „Natürlich können wir nicht ablehnen", sagte Tante Gwendolyn mit einem listigen Funkeln in den Augen. „Es ist schließlich unsere Pflicht."
    Onkel Humphrey hatte mit Chloe einen erschrockenen Blick ausgetauscht. „Unsere Pflicht?", fragte er vorsichtig.
    Gwendolyn stand zum Fenster gewandt da, ihre Stimme vib- rierte dramatisch und bedeutungsschwer. „Wenn Stratfield Pamela als sein nächstes Opfer ausersehen hat, müssen wir alles in unserer Macht Stehende tun, um das zu verhindern. Wer wird noch um unsere Tochter werben, nachdem ein Geist sie sich zu eigen gemacht hat, Humphrey?"
    Er blickte wieder zu Chloe. „Dieselben Männer, die ihr vor- her auch nicht den Hof gemacht haben, nehme ich an."
    Aber Tante Gwendolyn ließ sich nicht abbringen. Der Pas- tor und die Zigeunerin hatten sie davon überzeugt, dass drasti- sche Schritte notwendig waren, um Pamelas Tugend zu schüt- zen. Was das potenzielle Opfer anging, so gelang es Pamela

kaum, ihre Freude darüber zu verbergen, dass der berüchtigte Geist sie auserwählt hatte. Sie fragte sogar, ob sie sich für diese Gelegenheit eines von Chloes Nachthemden ausleihen durfte.
    Zum Dinner hatten sich alle vier umgekleidet. Gwendolyn bestand darauf, dass sie in der Kutsche vorfahren mussten, ob- wohl Humphrey darauf hinwies, dass sie von der Türschwelle aus praktisch in Stratfields See spucken konnten.
    „Das ist primitiv, Humphrey", erklärte Gwendolyn, die be- handschuhten Hände im Schoß gefaltet.
    „Es ist nicht primitiv, Gwennie. Es dauert länger, bis wir in die verdammte Kutsche ein- und wieder ausgestiegen sind, als wenn wir bis zur Tür laufen."
    „Sir Edgar soll uns nicht für unzivilisiert halten", entgeg- nete sie unbeeindruckt.
    Während der kurzen Fahrt erwischte Chloe sich selbst da- bei, wie sie auf die mondbeschienenen Bäume starrte. Sie hielt es für wahrscheinlich, dass Stratfield irgendwo im Wald ein Versteck gefunden hatte. Ging es ihm gut? Hatte die Zigeu- nermedizin ihm geholfen? Von wo aus konnte er sein eigenes Haus beobachten, ohne dabei gesehen zu werden? Sie konn- te sich nicht vorstellen, wie es ihm gelungen war, ganz ohne fremde Hilfe sein eigenes Begräbnis zu arrangieren.
    Vielleicht hatte er einen unterirdischen Schmugglertunnel oder eine Höhle gefunden, um sich zu verstecken. Heath hatte ihr einmal erzählt, dass einige unterirdische Gänge in Sussex wieder geöffnet worden waren, um sie für den Fall zu verwen- den, dass Napoleon die Küste angriff.
    Die Kutsche fuhr klappernd um die Silberbuchen herum, in deren Schatten Dominic sie geküsst hatte. Die Erinnerung an seine behandschuhten Hände auf ihrem Gesicht, daran, wie er mit seinem Mund von ihren Lippen Besitz ergriffen hatte, entfachte ein verstörendes Feuer tief in ihrem Inneren. Er war wirklich ein gefährlicher Mann,

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