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Jillian Hunter

Jillian Hunter

Titel: Jillian Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viel Lärm um Stratfield
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antwor- tete. „Ich sehe keinen Grund dafür, das Offensichtliche zu er- klären."
    „Natürlich nicht", brummelte sie. Eine Erklärung hätte höfliche Konversation bedeutet. Was für ein griesgrämiger Mann. Es war ihr peinlich, dass sie überhaupt an die Möglich- keit einer Entführung gedacht hatte. Wahrscheinlich besaß er überhaupt kein ordentliches Haus, zumindest nicht in Chis- tlebury. Vielleicht lebte er in einer Höhle. Er wirkte ohnehin eher wie ein Drache als wie ein Ritter. Sie vermutete, dass es

zu viel verlangt war, zu hoffen, dass er sie den ganzen Weg bis zur Tür geleiten würde. Andererseits wäre ihre Tante, wenn Chloe mit Galahad im Schlepptau auf der Schwelle erschien, wahrscheinlich in Ohnmacht gefallen.
    „Nun", sagte sie und überspielte ihre Gereiztheit mit einem höflichen Lächeln, „es war sehr anständig von Ihnen, sich so viel Zeit von Ihren ..." Von seinen was, fragte sie sich. Da- von, wie ein Lehnsherr in alten Zeiten auf der Suche nach Jungfern umherzureiten, die vom Regen überrascht worden waren? „... von Ihren Verpflichtungen genommen haben, um mich zu retten."
    Er stieg schweigend ab und half ihr vom Pferd herunter. Ohne jede ersichtliche Anstrengung hob er sie hoch. Als sie seinen Körper streifte, bemerkte Chloe, wie ihre vom Regen kühle Haut sich erwärmte. Er war kräftig gebaut, und sei- ne Berührung war erstaunlich sanft, obgleich sie seine Unge- duld deutlich spüren konnte.
    Wenn seine Gedanken auch hundert Meilen weit entfernt schienen, war er offensichtlich doch Mann genug, um zur Kenntnis zu nehmen, dass sie unterschiedlichen Geschlech- tern angehörten. Er warf ihr einen äußerst irritierenden, he- rablassenden Blick zu. „Ich würde Ihnen empfehlen, mein Land künftig nicht mehr zu betreten."
    „Das habe ich wohl kaum mit Absicht getan", entgegnete Chloe. „Wissen Sie, ich bin gerade erst aus London hierher gekommen ..."
    „Das hörte ich bereits."
    Sie trat beiseite, weil er sich wieder seinem Pferd zuwandte. „Sie haben von mir gehört?", fragte sie erstaunt. Unter norma- len Umständen hätte Chloe sich möglicherweise ein bisschen geschmeichelt gefühlt, dass ein Mann, dem sie noch nie begeg- net war, sich die Mühe gemacht hatte, etwas über sie in Erfah- rung zu bringen.
    Langsam drehte er sich zu ihr um und blickte sie von oben bis unten an, als hätte er das Verlangen, dies zu tun, die ganze Zeit unterdrückt. Sein Gesicht war hager, die Züge wurden von einer Anspannung überschattet, die Chloe beinahe mit Händen greifen konnte. Sie hielt regelrecht die Luft an bei der mühsam beherrschten Intensität seines Blickes, bei dem

männlichen Interesse, das er sie zuvor nicht hatte sehen las- sen. Hatte sie sich vorhin wirklich gefragt, ob er sie als Frau wahrgenommen hatte? Nun, jetzt würde sie das nicht mehr anzweifeln. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich unter den Blicken eines Mannes so verführt und begehrenswert gefühlt wie unter seiner kurzen, glühenden Betrachtung. Erst als er mit seinen grauen Augen ihrem Blick begegnete, flackerte ein wenig Humor darin auf.
    „Ja", bestätigte er. „Ich habe sogar einiges über Sie gehört."
    „Warum sollten Sie irgendein Interesse an mir haben?", fragte sie ihn leise.
    Er zögerte. Sie standen im Schatten der Silberweiden, die das Herrenhaus umrahmten. Chloe konnte hören, wie der Re- gen auf die silbrigen Blätter prasselte, heruntertropfte und sie in feuchte Dunkelheit hüllte. Sie spürte, dass er kurz davor war, ihr etwas zu sagen, ein Geheimnis, vielleicht sogar den Grund, warum er so geistesabwesend und unhöflich wirkte. Seine besorgten grauen Augen erweichten ihr Herz. War er traurig, litt er vielleicht unter einer tödlichen Krankheit?
    In der Hoffnung, sein Vertrauen zu gewinnen, trat sie nä- her zu ihm hin. Sie hatte sich schon immer zu verirrten Tie- ren und verirrten Menschen hingezogen gefühlt. Aber jetzt spürte sie noch eine andere Anziehungskraft, eine gefährliche Neugier, eine magnetische Wärme. War er zuvor noch so kühl gewesen, schien er nun eine wahre Brutstätte düsterer Emoti- onen zu sein.
    „Warum?", fragte sie noch einmal.
    Sie hätte überrascht sein sollen, als er sie in seine Arme zog und küsste. Es erstaunte sie jedoch mehr, dass sie nicht im Re- gen zerfloss. Sie war wie betäubt von der schweren Süße des Brandys in seinem Atem. In der Art, wie er mit seinen Lippen Besitz von ihr ergriff, lagen Kraft und Arroganz und beinahe so etwas wie

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