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Jillian Hunter

Jillian Hunter

Titel: Jillian Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viel Lärm um Stratfield
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aneinander.
    In dem gemütlichen Salon wurde es so ruhig, dass nur noch das Knacken der Kohle im Kamin zu hören war. Eine Fliege schwirrte gegen das Fenster. Dann war sogar das Insekt still, als wäre es von der herrschenden Spannung ergriffen worden.
    „Ares", hauchte Tante Gwendolyn so leise, dass Pamela Chloe belustigt mit dem Ellbogen knuffte. „Nimm Verbin- dung mit deinem Herrn auf. Frage ihn nach dem Namen der- jenigen, bei der er als Nächstes Trost suchen wird."
    Ihre Nasenflügel bebten vor Erregung.
    Der Hund hob ein Augenlid und blickte sich träge im Raum um. Sein Schwanz schlug beim Wedeln auf den Teppich.

„Zeige sie uns", befahl Tante Gwendolyn und erhob die Stimme. „Zeige uns die Frau, die dein Herr aufsuchen wird, wenn sie sich in diesem Raum befindet!"
    Natürlich geschah nichts.
    Amüsiert verzog Chloe das Gesicht, als der faule Köter, der mit Sicherheit fünf Pfund zugenommen hatte, seit er auf Dew- hurst Manor angekommen war, sich dazu herabließ, sich zu erheben, um sich am Hintern zu kratzen.
    Chloe war stundenlang mit diesem Hund spazieren gegan- gen. Sie hatte das nutzlose Tier gebürstet und gestreichelt und ihm erlaubt, in ihrem Zimmer zu schlafen. Aber Tante Gwendolyn hatte Ares seit Tagen unter dem Tisch Wurstreste zugesteckt.
    Jetzt stapfte der Hund geradewegs über den Teppich und steckte seine Schnauze zwischen ihre Knie.
    Tante Gwendolyn räusperte sich und schob das Tier diskret an ihre Seite.
    „Vielleicht sollten wir uns nun dem Thema des alljährli- chen Maskenballes zuwenden?", schlug Lady Ellington mit einem leicht spöttischen Lächeln vor.
    Sir Humphrey äußerte seine Zweifel über die Existenz des Geistes von Stratfield an diesem Abend im Salon. Chloe und Pamela spielten in der Ecke eine wenig aufregende Partie Pikee. Tante Gwendolyn versuchte erfolglos, wieder mit Ares zu kommunizieren, der wehmütig zur Tür blickte und den Kopf zwischen den Pfoten vergrub. Die übliche Zeit für sei- nen Abendspaziergang war längst verstrichen.
    „Ich habe das Gefühl, als versuche er, uns etwas zu sagen", verkündete Gwendolyn, die vor dem Hund auf allen vieren saß.
    „Wahrscheinlich: ,Hilfe! Ich werde von einer Irren beläs- tigt'", murmelte ihr Ehemann aus seinem Sessel. „Verdammt, Gwennie, steh doch bitte aus dieser erniedrigenden Position auf. Bist du dir sicher, dass das ein Geist war, den du neulich Nacht im Garten gesehen hast? Woher weißt du, dass es nicht der Hund war, der sich zwischen den Bäumen versteckt hat?"
    Tante Gwendolyn blickte ihn eisig an. „Ich denke doch, dass ich einen Toten von einem Hund unterscheiden kann." Sie

blickte an ihm vorbei zum Fenster. „Und wieder einmal spüre ich, dass bei dem armen Stratfield etwas im Argen ist."
    Humphrey schnaubte. „Nun, zunächst einmal ist er tot. Wie viel mehr kann bei dem armen Teufel schon im Argen sein?"
    „Achte auf deine Sprache, Humphrey!"
    Er legte sein Buch nieder. „Ich gehe mit den Hunden spazie- ren."
    Ares und die beiden Schäferhunde, die vor dem Feuer ge- döst hatten, sprangen hellwach auf und rannten zur Tür. Chloe blickte vom Kartentisch auf. Ihr Gesicht erhellte sich.
    „So spät am Abend, Humphrey?", fragte Tante Gwendolyn besorgt. „Glaubst du, das ist sicher?"
    „Meine Familie lebt seit Jahrzehnten in Chistlebury, und der Mord am Viscount ist der erste seiner Art. Ich bezweifle, dass sein Tod mehr als eine Ausnahme war."
    „Darf ich mitkommen, Onkel Humphrey?", rief Chloe ihm nach.
    „Ganz sicher nicht!", erwiderte ihre Tante, noch bevor Humphrey Zeit hatte zu antworten. „Ich habe erst heute Mor- gen einen Brief von Heath und Emma aus London erhalten. Nachdem ich ihnen bereits geantwortet habe, um ihnen zu ver- sichern, dass du hier eine friedliche Zuflucht vor deiner frü- heren, nun, nennen wir es einmal Art, Unglück anzuziehen, gefunden hast, fühle ich mich verpflichtet, dafür Sorge zu tra- gen, dass dies auch der Wahrheit entspricht."
    „Also darf ich nicht gehen?", fragte Chloe enttäuscht.
    „Es gibt nicht das Geringste in diesen Wäldern und der ge- samten Umgebung, das eine junge Dame des Abends interes- sieren sollte."
    „Abgesehen vom Geist des Viscounts", sagte Pamela leise hinter ihren Karten.
    Sir Humphrey ließ die Hunde vorneweg laufen und schnup- pern, als er einen Umweg von dem vertrauten Pfad durch den Wald nahm. Der Mond spendete nur wenig Licht, um ihn über den mit Farnen bewachsenen Weg zu leiten, der die Grenzen von Stratfields Anwesen

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