Jim Knopf 02 - Jim Knopf und die Wilde 13
Lokomotivführer«, antwortete Lukas, »und das hier ist mein Freund Jim Knopf, ebenfalls Lokomotivführer. Ihm gehört die kleine Lokomotive, die hinter uns herschwimmt.«
»Entschuldigt bitte, dass ich so neugierig bin«, sagte die Seejungfrau, »aber es ist sehr wichtig für uns Meerleute, ob ihr beiden vielleicht auch etwas vom elektrischen Strom und Magneten und solchen Dingen versteht?«
»Wir sind zwar Dampflokomotivführer«, erwiderte Lukas, »aber ein wenig verstehen wir trotzdem auch von Elektrizität und so was.«
»Das ist ja wundervoll!«, jubelte die kleine Seejungfrau. »Das muss ich sofort meinem Papa erzählen. Bitte, wartet doch einen Augenblick! Ich bin gleich wieder da.«
Und weg war sie.
Die beiden Freunde hatten kaum Zeit, sich zu wundern, da erschien die Seejungfrau schon wieder an der Wasseroberfläche und rief: »Erschreckt nicht! Es ist nur mein Papa!«
Und dann gab es plötzlich ein ungeheures Gepruste und Geplansche und das Meer türmte sich ganz in der Nähe auf wie zu einem Berg, sodass Emma gefährlich ins Schwanken geriet. Dann tauchte ein Gesicht auf, so riesenhaft, als ob es einem Walfisch gehörte.
Es war ebenso grün und durchsichtig wie das der kleinen Seejungfrau Auf dem kahlen Schädel, der über und über mit Seetang und Muscheln bewachsen war,; saß eine gewaltig große, gläserne Krone, Die Augen quollen hervor und waren kugelig, aber sie glänzten ebenso golden und geheimnisvoll wie bei einer Kröte. Von der Oberlippe des unvorstellbar breiten Mundes hing ein langer Schnurrbart herab wie bei manchen Fischen. Kurz, es war ein Anblick, bei dem Jim vor Schreck wirklich nicht wusste, ob er lachen oder weinen sollte. Lukas aber ließ sich wie gewöhnlich seine Verwunderung kein bisschen anmerken.
»Darf ich euch miteinander bekannt machen?«, sagte die Seejungfrau. »Das, lieber Vater, sind Herr Lukas der Vikomolivführer und Jim Knopf. Und dies«, fuhr sie fort, wobei sie sich an die Freunde wandte, »ist mein Papa, Lormoral, der König dieses Meeres.«
Lukas nahm höflich seine Mütze ab.
»Sehr erfreut Sie kennen zu lernen, König Lormoral.«
»Papa«, fuhr das Meermädchen fort, »diese beiden Fremden verstehen etwas von Elektrisch und Magneten und solchen Dingen. Sie sind nämlich Kikomotivführer.«
»Guuuut«, ließ sich jetzt der Meerkönig mit einer ganz tiefen, gurgelnden Stimme vernehmen, »dann kommt gleich einmal mit hinunter auf den Meeresgrund und seht nach, was da nicht in Ordnung ist.«
»Das wird nicht gehen«, antwortete Lukas bedächtig, »so leid es uns tut, König Lormoral.«
Der Meerkönig runzelte die Brauen, und da es sich bei ihm um Brauen von der Größe einer Gartenhecke handelte, war es ein bedrohlicher Anblick.
»Warum nicht?«, grollte er. Es hörte sich an, als ob ein Walfisch rülpst.
»Weil wir dabei ertrinken würden, Majestät«, meinte Lukas freundlich, »und damit wäre Ihnen doch nicht geholfen.«
»Stimmt«, gurgelte der Meerkönig.
»Wo fehlt's denn eigentlich?«, erkundigte sich Lukas.
Jetzt mischte sich wieder die kleine Seejungfrau ins Gespräch:
»Das Meeresleuchten geht nicht mehr. Es ist immer gegangen, aber seit über einem Jahr scheint irgendetwas kaputt zu sein.«
»Jaaaaaa«, rülpste der Meerkönig, »eine verdrießliche Geschichte! Heute ist nämlich große Festbeleuchtung vorgesehen, zum Andenken an meinen Ur-ur-ur-ur-ur-urgroßvater Gurumusch. Unter seiner Herrschaft wurde die Anlage für das Meeresleuchten gebaut.«
»Ich muss erst ein paar Fragen stellen«, sagte Lukas. »Woher kam denn früher das Licht für das Meeresleuchten?«
»Um solchen Firlefanz habe ich mich nie gekümmert«, grollte der Meerkönig unwirsch. »Das Licht war eben einfach da und jetzt ist es plötzlich nicht mehr da.«
Wieder mischte sich die kleine Seejungfrau in die Unterhaltung: »Meine Urgroßtante Gurgula hat den großen alten Ur-König Gurumusch noch persönlich gekannt und sie hat mir oft erzählt, dass die Leuchtkraft im Meer von einem riesigen Magneten kommt.«
»Und wo ist dieser Magnet, kleine Dame?«, forschte Lukas.
»Im Barbarischen Meer«, antwortete die Prinzessin verlegen, »wir reden nicht gern davon und vermeiden es, dort hinzuschwimmen. Es ist nämlich eine sehr unheimliche Gegend.«
»Ist das sehr weit weg?«, erkundigte sich Lukas. »Wir haben nämlich was Wichtiges vor und dürfen nicht viel Zeit verlieren; aber wenn es nicht zu lange dauert, dann könnten wir uns den Magnet ja mal
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