Jinx - der verfluchte Liebeszauber
Prinzessinnenzimmer mit dem nicht funktionierenden Kamin, die Tür hinter mir zumachen und über alles nachdenken, was gerade passiert war – um zu entscheiden, was ich jetzt tun sollte.
Mein Aufenthalt in New York hatte nämlich nicht so begonnen, wie ich es mir erhofft hatte. Ganz und gar nicht. Nicht dass ich mir vorgestellt hatte, zusammen mit Tory kichernd durch irgendwelche Bäche zu waten und auf Bäume zu klettern. Aber ich hatte auch nicht erwartet, dass …
… na ja, dass es so werden würde.
Auf der Terrasse drückte Paula Tory das Telefon in die Hand und lächelte mich und Zack an.
»Hey, Zack«, begrüßte sie ihn. »Das ist ja schön, dass Jinx dich auch gleich kennengelernt hat. Nimmst du heute ausnahmsweise mal nicht den Rückweg über die Mauer?«
Zack zeigte ihr seine Hände, die mit winzigen Kratzwunden bedeckt waren, die denen ähnelten, die ich mir bei meinem Beinahe-Treppensturz an dem rostigen Eisengitter zugezogen hatte.
»Solange die Rosen so wild weiterwachsen, lieber nicht«, sagte er. »Ich hab Angst, mich an den Dornen zu stechen und elendiglich zu verbluten.«
»Da bleibt dir wohl nichts anderes übrig, als in Zukunft wie ein normaler Mensch durch die Haustür zu gehen«, sagte Paula grinsend. »Du bist sowieso ein bisschen zu alt, um über Mauern zu klettern.«
Dann wandte sie sich an mich. »Wenn du Lust hast, mal ins Museum, in die Oper oder ins Theater zu gehen, frag Zack, ob er dich begleitet. Er ist der genialste Fremdenführer, den man sich nur vorstellen kann …«
»Jetzt übertreib mal nicht«, wehrte Zack verlegen ab.
Ich beobachtete ihn aus dem Augenwinkel und fragte mich, ob Robert recht hatte. War Zack in Paula verliebt?
Wenn er es war, dann ließ er es sich zumindest nicht anmerken. Er war zu ihr genauso freundlich wie zu mir.
»Aber wenn es doch die Wahrheit ist !« Paula strahlte Zack an. »Als ich frisch aus Deutschland herkam und
außer den Gardiners niemanden kannte, hat Zachary viel mit mir unternommen. Wir waren im Guggenheim Museum und im Met, er hat mir ein paar schöne Cafés gezeigt und im Zoo waren wir auch.«
Zack sah noch verlegener aus als vorher. »Ich steh ziemlich auf Robben«, sagte er zu mir, als müsse er sich dafür entschuldigen.
Hm. Vielleicht war er ja tatsächlich ein bisschen in Paula verliebt.
»Und als mein Freund Philipp mich hier besucht hat«, schwärmte Paula, während wir ihr durch die Terrassentür ins Wohnzimmer folgten, »hat Zachary uns Karten für einen ganz tollen Zirkus geschenkt … Wie hieß der noch mal?«
»Cirque du Soleil«, brummte Zack, dem die ganze Lobhudelei unendlich peinlich zu sein schien. »Die Karten hatte mein Vater besorgt, der kennt durch seinen Job so viele Künstler, dass er ständig Freikarten für irgendwelche Veranstaltungen bekommt.«
Als ich ihn ansah, konnte ich nichts dagegen tun, dass sich meine Mundwinkel zu einem breiten Lächeln nach oben zogen. Abgesehen davon, dass Zack umwerfend aussah, hatte er etwas an sich, das ich … na ja, wahnsinnig nett fand. Ich steh ziemlich auf Robben . Ich konnte mir absolut vorstellen, dass Robert mit seiner Vermutung recht hatte und Tory tatsächlich in Zack verliebt war. Selbst ich war ja schon in ihn verliebt und dabei hatte ich ihn gerade erst kennengelernt!
»Mo-om!«, maulte Tory währenddessen auf der Terrasse
ins Telefon. »Das willst du mir nicht echt antun, oder? Ich bin hier voll im Stress.«
Paula zog schnell die Glastür zu. »Jean?«, sagte sie hastig. »Ich muss die Kleinen von der Schule abholen. Möchtest du mitkommen? Sie würden sich bestimmt total freuen !«
Aber Paula hatte die Tür nicht schnell genug geschlossen, und ihre sanfte Stimme war zu leise, um Torys lautes Organ zu übertönen. »Warum nicht?«, keifte sie. »Das kann ich dir sagen! Weil ich verdammt noch mal was Besseres zu tun habe, als das Landei babyzusitten, darum!«
Paula lehnte sich mit erschrockenem Gesichtsausdruck gegen die Glastür. »Oje«, sagte sie. »Das hat sie sicher nicht so … Weißt du, Torrance sagt manchmal Dinge, die sie gar nicht so meint.«
Ich lächelte tapfer. Was blieb mir auch anderes übrig?
Außerdem war ich gar nicht verletzt. Jedenfalls nicht sehr. Höchstens verlegen. Besonders weil ich bemerkt hatte, wie Zack bei dem Wort »Landei« das Gesicht verzogen und leise »Autsch!« gesagt hatte.
Aber ich hatte mich schon damit abgefunden, dass die neue Tory nicht so süß und lustig war wie die Tory, die ich vor fünf Jahren
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