Jinx und der magische Urwald (German Edition)
kümmern.
»Sie werden merken, dass ich fehle, und wie sieht das dann aus?«
»Was kümmert es dich, wie es aussieht?«, fragte Simon.
Jinx beobachtete sie dabei, wie sie sich anschauten. Vor dem Flaschenzauber hatte er immer genau gewusst, was sie fühlten. Jetzt wusste er es nicht, und anscheinend wussten sie es selbst auch nicht.
»Ich räume mal die Bücher weg«, sagte Sophie. Sie packte sie zusammen, ging durch den Flur und verschwand durch die Wand in den verborgenen Teil des Hauses.
Jinx ging zum Ofen hinüber. Simon lag auf Augenhöhe mit ihm.
»Sag ihr doch, dass es dir leidtut«, sagte Jinx.
»Danke für den Rat«, sagte Simon. »Das hab ich ihr schon sechs Mal gesagt. Wie wär’s, wenn du
mir
mal sagst, dass es dir leidtut?«
»Was soll mir leidtun?« Jinx hatte genug – genug davon, dass ihm jemand Vorschriften machte, ihn einen Dummkopf schimpfte und ihm seine magische Kraft nahm. »Ich hab dich nicht darum gebeten, mir nachzukommen! Bis du aufgetaucht bist, hatte ich keine Probleme.«
»Ach, dann hättest du also ganz allein zurück zu meinem Haus gefunden?«
»Wahrscheinlich ja! Und wer sagt, dass ich überhaupt zurück
wollte
? Ich muss nicht hier leben! Ich muss nicht hier rumhocken und die Arbeit für dich machen und mich verzaubern lassen.«
»Ich bringe dir die Kunst der Magie bei. Dafür würden die meisten Menschen ihren rechten Arm geben.«
»Du hast mir meine magische Kraft weggenommen! Das war viel schlimmer, als wenn du mir den rechten Arm genommen hättest. Du hast sie mir weggenommen, ohne auch nur zu fragen!« Jinx stand auf und lief hektisch im Kreis herum. In seinem Innern brodelte es vor Wut, er konnte nicht still stehen.
»Ach was! Ich hab dir deine magische Kraft nicht weggenommen. Und kein Wort davon zu Sophie.«
»Keine Sorge!«, schrie Jinx. »Deshalb hast du sie doch fortgeschickt, weil du wusstest, dass sie dagegen wäre, und wenn ich es ihr jetzt erzähle, geht sie wieder weg, und ich muss mich um dich kümmern.«
»Wenn du mir was erzählst?« Sophie kam in die Küche.
Jinx starrte sie an und überlegte, was er sagen sollte.
»Raus mit der Wahrheit, das spart Zeit«, sagte Sophie.
»Der Junge ist sauer, weil ich ihn nicht bezahle«, sagte Simon. »Also bezahle ich ihn von nun an.«
»Das stimmt nicht! Darum geht es gar nicht!« Jinx musste unbedingt gegen etwas treten und entschied sich für den steinernen Ofen. Jetzt tat ihm der Fuß weh, aber das war ihm egal. Wieder lief er im Kreis herum.
»Worum geht es dann?«, fragte Sophie. »Du solltest den Jungen bezahlen, Simon. Das hab ich immer gesagt. Du kannst jemanden nicht für einen Pfennig kaufen …«
»Er hat mich nicht für einen Pfennig gekauft!«, sagte Jinx. »Er hat nie irgendwem einen Pfennig für mich gegeben. Er hat Bergthold einen Pfennig
angeboten
, und dann hat er die Trolle herbeigerufen, die Bergthold verschleppt haben.«
Sophie sah Simon scharf an. »Dann hast du ihn also doch umgebracht.«
»Ich hab die Trolle nicht herbeigerufen. Das hat der Stiefvater selbst getan.«
»Das kann nicht sein!«, sagte Jinx. »Er konnte nicht zaubern.«
»Raffgierige, gewalttätige Menschen ziehen Trolle genauso an wie Blut die Wölfe. Vermutlich haben sie deinen Stiefvater gerochen.«
Davon hatte Jinx noch nie gehört. Er fragte sich, ob es wohl stimmte. Simon konnte man einfach nicht über den Weg trauen. Jinx lief weiter in wütenden Kreisen.
»Außerdem hat er dich in den Wald geschleppt, um dich auszusetzen, da wollen wir doch nicht zu viele Tränen vergießen«, sagte Simon.
»Ich hab keine Tränen vergossen! Ich finde nur, du solltest Sophie die Wahrheit sagen.«
»Jinx, bleib stehen. Mir wird schon vom Zusehen schwindelig«, sagte Sophie.
Jinx blieb stehen und stand mit verschränkten Armen da.
Wütend starrte er Simon an.
»Du hattest eine harte Zeit, Jinx«, sagte Sophie.
»
Er
hatte eine harte Zeit?«, sagte Simon.
»Du findest ja wohl hoffentlich nicht, dass du eine hattest!«, sagte Sophie. »Du musstest ja nur hier rumliegen …«
»Und versuchen, nicht an einem Schwertstich von Leuten zu sterben, für die du unbedingt weiterhin arbeiten willst, obwohl sie mich zum Tode verurteilt haben!« Schwankend setzte Simon sich auf.
»Was kann ich dafür, wenn du gegen die Gesetze verstößt? Und ich habe schließlich eine Arbeit!«
Sie schrien sich an. Ihre Stimmen hallten von den Steinwänden wider – die Katzen hatten schon das Weite gesucht.
»Wäre es umgekehrt, wärst du
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