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Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
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Schamgefühl befiel sie.
    Sie flüsterte: »Es hat zwar seinen ganz eigenen Reiz … gefesselt zu sein, schränkt jedoch ein. Ich würde viel lieber … experimentieren.« Vielleicht war es die Kurtisane, die ihre Hand ausstreckte, um ihn allwissend zu liebkosen. Vielleicht aber auch Annique, die einfach nur neugierig war.
    Die Haut an seinem Hals war trocken, warm und etwas rau. Ihn zu berühren, war kein Vergleich zum Streicheln eines Tieres oder der Berührung der eigenen Haut. Seine Wange glich einer Stoppellandschaft, darunter folgten fest angespannte Kiefermuskeln. Überraschend zart dagegen war sein Mund. Er öffnete sich unter ihren Fingerspitzen, sodass sie seine Zunge spüren konnte. Sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte, wenn ein Mann an ihren Fingern saugte. Es führte zu einem verschämten leidenschaftlichen Zwicken zwischen ihren Beinen. Hätte sie sich jetzt gehen lassen, hätte ihr das eine Heidenangst eingejagt.
    Er fragte: »Was wollt Ihr?«
    »Ich werde keine Geheimnisse ausplaudern, aber ich kann Euch gefällig sein, wenn Ihr mir noch eine letzte Chance gebt.«
    »Wie verführerisch. Warum?«
    »Vielleicht, weil ich es satthabe zu kämpfen. Es frustriert mich zunehmend.«
    »Das ist nicht der Grund. Sagt mir, warum.«
    Diese Unnachgiebigkeit. Er musste ihr genug vertrauen, um sie in seine Nähe zu lassen. In der nächtlichen Stille waren das Zirpen der Grillen von den Feldern und die leisen Stimmen im Hof zu hören.
    »Ich begehre Euch.« Die Wahrheit. Diesmal sagte sie die Wahrheit. Welch eine Ironie. »Ich begehre Euch, seit ich Euch zum ersten Mal in Leblancs kleinem Kerker berührt habe. Unser Kampf in der Kutsche … « Sie offenbarte ihre geheimsten Gedanken. »Es birgt etwas sehr Intimes, gegen einen Mann zu kämpfen, so wie ich es getan habe.«
    »Das kann ich Euch garantieren. Äußerst intim.«
    »Wir haben zwar miteinander gerungen, doch Ihr habt mir nichts getan. Ihr wart ziemlich aufgebracht und habt mich zu Boden gedrückt … mit Eurem ganzen Gewicht. Ich stellte mir vor … wie es mit Euch wäre … im Bett.« Jedes Wort war eine Demütigung und legte ihre Gedanken genauso bloß wie ihren Körper. Aber einen Mann wie Grey würde es fesseln, ihn ablenken. »Ich verspüre ein … starkes Verlangen … in mir.«
    »Wie unangenehm für Euch.«
    »Dabei will ich gar nicht so empfinden, schließlich sind wir Feinde.« Er hätte sich nicht vorstellen können, wie unangenehm es ihr tatsächlich war. Sogar in diesem Augenblick, wo ihre volle Konzentration eigentlich Erfolg versprechenden Plänen und Lügen gelten sollte, spürte sie ein warmes Kribbeln der Lust. Wenn die Dinge anders stünden … Sie schob den Gedanken beiseite.
    Ihre Finger arbeiteten sich im Schutz der Falten ihres Nachthemds am Band entlang, das es zusammenhielt. Stück für Stück zog sie es aus dem langen Tunnel, in dem es steckte. »Im Dunkeln, wo es niemand sieht, brauchen wir doch keine Feinde zu sein. Was in diesem Zimmer geschieht … ist praktisch nie passiert.«
    »Ein verlockender Gedanke.«
    »Und wenn Ihr wollt, könnt Ihr mich hinterher immer noch fesseln. Ihr habt nichts versprochen.« Erstaunlich, welch neckenden Unterton sie ihrer Stimme verleihen konnte. Sie rückte noch ein Stückchen näher.
    »Ich kann Euch auch sofort fesseln, denn ich traue Euch nicht über den Weg.«
    »Sehr weise von Euch, mir nicht zu trauen. Aber manchmal bin ich nicht die französische Agentin, sondern einfach nur Annique.«
    Sein Gewicht verlagerte sich wieder. Sie hörte ein metallisches Klimpern, als sein Ring an den Tisch neben dem Bett stieß. Irgendetwas legte er dort ab. Er hatte sich von ihr abgewandt.
    Schnell wickelte sie sich das Seidenband dreimal um die linke Hand. Sie beugte sich zu ihm und berührte ihn am Rücken. Dann legte sie die Stirn an sein kräftiges Schulterblatt. »Hier in der Dunkelheit … kann ich all das sein, was Ihr Euch wünscht.« Das Pochen zwischen ihren Beinen, das brennende Verlangen, ihn genau dort zu spüren, wurde stärker.
    Sie küsste ihn durch den dünnen Stoff seines Hemdes. Seine Muskeln zuckten unter ihren Lippen. Er hatte sich zwar vorzüglich unter Kontrolle, dieser Grey, so wie es einem Mann seines Ranges entsprach, doch es ließ ihn nicht kalt. Bis in den letzten Winkel seines Körpers war er angespannt, er verzehrte sich nach ihr, war so verletzlich, wie ein Mann es war, wenn er seiner Leidenschaft erlag. Sie arbeitete sich zur unbedeckten Haut seines Nackens vor und

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