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Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
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Pfosten, und dann gingen sie wie Gäste über sieben Steinstufen hinauf zur Vordertür. Stabile, wenig vergnüglich anmutende Eisengitter versperrten die Fenster. Demnach war der Hauseigentümer vorsichtig und misstrauisch. Auch sie war normalerweise vorsichtig, aber Leute, die sich so entschlossen gegen die Gefahren der Welt abschirmten, würde sie kaum mögen. Der Türklopfer aus Messing in Form einer geschwungenen Rose war reich verziert und auf Hochglanz poliert.
    Robert klopfte unüberhörbar. Nach einer Minute öffnete ein Junge die Tür. Er war zwar teuer, aber hemdsärmelig gekleidet. Kein Diener also, eher ein Mitglied des Haushalts. Er war größer als sie, aber schätzungsweise drei Jahre jünger. Obwohl es noch recht früh war, sah er keineswegs verschlafen aus. Er setzte ein Lächeln auf, das ihr sagte, dass Monsieur Robert tatsächlich willkommen war.
    Die Gitter vor den Fenstern zupften an der Außenhülle ihrer Gedanken. Keines der anderen Häuser in dieser Straße hatte welche. Merkwürdig. Selbst zu dieser frühen Stunde hätte ein Diener an der Tür erscheinen müssen und nicht ein Junge im feinen Leinenhemd, der auch noch so einen überaus wachsamen Blick auf die Straße warf und sofort Platz machte, um sie hereinzulassen.
    Robert schob sie schnell über die Schwelle ins Haus, in einen tristen, geschmacklos eingerichteten und wenig genutzten Empfangsraum mit einer förmlichen Ausstrahlung. Die sich hinter ihr schließende Tür hatte sehr stabile Schlösser, teure Schlösser. Unter den Duft von Essen und Bohnerwachs mischte sich ganz schwach der Geruch von Schießpulver. Danach sollte ein Haus eigentlich nicht riechen.
    »Robert … « Sie versuchte sich umzudrehen, aber sein Griff wurde fester und verhinderte es. »Ich habe mich entschlossen, nicht hierzubleiben. Ich werde nicht … Hört auf damit, Robert.« Doch er war zu stark.
    Hinter ihnen verriegelte der Junge die Tür. »Die anderen sind schon heil und gesund zurück. Alle. Wir haben dich noch nicht erwartet.« Er verriegelte auch die Tür am anderen Ende des Besucherzimmers.
    Welche anderen? Robert wurde erwartet. Er hatte ihr nichts davon gesagt, dass er nach London wollte. Robert war kein Mensch, der einfach so Lügen erzählte.
    »Ich verstehe das nicht. Mir gefällt das nicht … « Egal, was sie sagte, Robert schob sie vor sich durch die zweite Tür und weiter ins Haus hinein.
    Der Junge folgte ihnen und verriegelte auch diese Tür hinter ihnen. »Galba möchte dich sehen.«
    Ihr Geist zerbarst in Scherben, zersprang förmlich wie Eis. Galba? Oh, nein. Das, was hier gerade geschah, und die Veränderungen an Robert verwirrten sie zutiefst. Hastig und mit festem Griff drängte er sie weiter durch einen breiten Saal mit kahlem Holzfußboden. Aus einer der geschlossenen Türen drang der intensive Geruch von frischem Brot, Eiern und Schinken. Er sagte keinen Ton.
    Am Ende des Saals stand eine Tür halb offen, die zu einem Raum führte, in der ein Mann hinter einem großen, vollgestopften Schreibtisch saß. Links und rechts neben ihm standen Bücherregale voller Papiere, Akten und Hefter. Auf einem hohen Bord befand sich ein Violinenkasten. Das vergitterte Fenster ging zum Garten hinter dem Haus. Der Mann hörte auf zu schreiben und blickte hoch, als Robert sie vor sich her in das Zimmer trieb.
    Sie wusste es schon. Zwar konnte sie es nicht verstehen oder glauben, doch sie wusste, wo sie war. Die Hausnummer neben der Tür war eine Sieben gewesen. Dies war Meeks Street, Nummer sieben, die geheimste Festung des britischen Geheimdienstes.
    Der Mann steckte seine Feder ordentlich in das Tintenfass. Er mochte vielleicht sechzig sein, war breitschultrig und kräftig gebaut, hatte eine blasse Haut und ganz weißes Haar. Sein lebhafter, gnadenloser und intelligenter Blick wie der einer Krähe drang aus tiefblauen Augen, der einzigen Farbe in seinem Gesicht. Er blickte sie an, als wäre sie ein höchst interessanter Gegenstand, auf dessen Auslieferung er schon seit Langem gewartet hatte.
    Dies war er also, der unverwechselbare Galba, der Chef aller englischen Spione.
    »Ist jemand auf dem Heimweg zu Schaden gekommen?« Robert hielt sie fest an seine Brust gedrückt und umschloss sie mit starken Muskeln, während sie unkontrolliert zitterte. Nun, da es schon zu spät war, erkannte sie ihn endlich. Die Erkenntnis, wer er war, gepaart mit Hoffnungslosigkeit und Angst, übermannte sie.
    »Adrian hat seine Wunde beim Besteigen und Verlassen von Booten

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