Job Future - Future Jobs
konfrontiert sein.
Allerdings besteht der faszinierende Aspekt der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gerade darin, dass das menschliche Streben trotz veränderter Rahmenbedingungen im Kern gleich bleibt. Wie der US-Psychologe Abraham Maslow die zurückliegenden Jahre beschrieb: Wir wollen Sicherheit für uns und unsere Angehörigen. Wir wollen Wertschätzung und zu einer Gemeinschaft gehören. Wir brauchen Erfüllung und Befriedigung bei der Arbeit. Und manche wollen auch das Gefühl der »Selbstaktualisierung«, wie er es nennt: das Gefühl, dass wir unser Bestes geben und unser Potenzial ausschöpfen. 17 Dieses Grundschema bestimmte von jeher das Leben von Menschen, ihren Familien und Gemeinschaften. Verändert haben sich nur die Rahmenbedingungen, die uns die Technik, die Vernetzung und unsere materiellen Güter setzen.
Ich habe meinen jungen Sohn Dominic einmal nach Tansania mitgenommen. Dort verbrachte er eine Zeit im Nationalpark Masai Mara bei den Massai. Wir standen auf einem Hügel über der Savanne und redeten mit einem jungen Massai-Krieger über sein Leben. Das Klingeln eines Mobiltelefons unterbrach unser Gespräch. Der Krieger zog aus seinem Beutel ein Handy heraus und redete so angeregt hinein wie Menschen überall auf der Welt. Nach dem Telefonat fragte ich ihn, mit wem er geredet habe.
»Mit meinem Bruder«, antwortete er. »Er ist heute Morgen mit den Ziegen losgezogen, um eine Weide zu finden. Er hat mich angerufen, um mir zu sagen, dass er nach drei Stunden Marsch durch den Busch schließlich frisches Gras für die Ziegen gefunden hat.«
Die technischen Rahmenbedingungen haben sich geändert, aber die Krieger sorgen sich wie vor Jahrhunderten immer noch um ihre Herden.
Die folgenden sieben Teilaspekte werden bei der Gestaltung der Arbeit der Zukunft eine bedeutende Rolle spielen:
Familien werden neu strukturiert: Überall auf der Welt werden die Familienverbände kleiner und immer öfter »neu strukturiert«: Die Patchwork-Familie – aus Stiefeltern und Stiefgeschwistern – tritt an die Stelle der traditionellen Familie.
Der Vormarsch der Reflexivität: Mit einer neuen Familienstruktur und Kollegenkreisen, die immer vielfältiger werden, denken die Menschen vermehrt über sich selbst, über ihre Prioritäten und über ihre Lebensgestaltung nach. Dies ist auch wichtig, um Chancen zu erkennen und die Tatkraft und den Mut aufzubringen, um schwierige Entscheidungen zu treffen und notwendige Kompromisse zu schließen.
Die Rolle starker Frauen: In den kommenden Jahrzehnten werden Frauen in Betrieben, Unternehmensführungen und allgemein in Organisationen eine wichtigere Rolle erfüllen. Sie werden Führungsetagen der Konzerne erobern. Dadurch werden sich die Erwartungen von Frauen, die Arbeitsanforderungen und auch die häuslichen Beziehungen zwischen Mann und Frau verändern.
Der Mann für Beruf und Familie: Immer mehr deutet darauf hin, dass auch Männer ihre Rolle und ihre Wahlmöglichkeiten verändert wahrnehmen. Angesichts der Konsequenzen, die die Entscheidung ihrer eigenen Väter für sie hatte, entscheiden sich immer mehr Männer dafür, Beruf und Zeit für die Familie in ein besseres Gleichgewicht zu bringen.
Wachsendes Misstrauen in Institutionen: Vertrauen bestimmt das Verhältnis des Einzelnen zu seiner Gemeinschaft und seinem Arbeitsumfeld. Es basiert auf einer Einschätzung, ob andere zuverlässig Erwartungen erfüllen. In der entwickelten Welt ist das Vertrauen in Führungsfiguren und Institutionen offenbar geschwunden. In den kommenden Jahrzehnten könnte es weiter abnehmen.
Der Niedergang des Glücks: Ein besonders überraschender Aspekt des Arbeitslebens besteht darin, dass mit steigenden Lebensstandards – ab einem gewissen Niveau – das Lebensglück abzunehmen scheint. Der Trend zu immer mehr Konsum deutet nicht drauf hin, dass sich dieser Negativtrend umkehrt.
Die Freizeit wird vermehrt passiv gestaltet: Ein wichtiges Kennzeichen der Industrialisierung der Arbeit war eine deutliche Zunahme von Freizeit. In den 2010er-Jahren wurde ein großer Teil davon passiv auf Fernsehkonsum verwendet. In den kommenden Jahrzehnten könnte allerdings ein Zuwachs an virtueller Teilhabe für einen bedeutenden »kognitiven Überschuss« sorgen, der für produktivere Aktivitäten verwendet werden kann.
Diese Teilaspekte des Faktors Gesellschaft wirken auf den ersten Blick trostlos. Eine Zukunft zerrissener Familien, des Vertrauensverlusts, des allgemeinen Unglücklichseins, des wachsenden
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