Job Future - Future Jobs
Teppich gekehrt werden, schwelen sie weiter.
Drittens: Wenn Sie Unterstützer anziehen, geht es dabei nicht allein darum, dass diese Ihre Interessen- und Kompetenzbereiche teilen. Sie müssen auch gerne kooperieren und von anderen lernen wollen.
Und schließlich: Ihr Aufgebot beruht auf gegenseitigem Entgegenkommen, gemeinsamem Lernen und erwarteter Unterstützung. Sie leisten sich gegenseitig dann Unterstützung, wenn diese gebraucht wird. Das heißt nicht, dass auf eine Struktur ganz verzichtet werden kann. Benötigt werden »Operationsprinzipien«, wie David sie nennt. Dazu gehören beispielsweise einfach das Wissen, wie Leute gerne kommunizieren und wann sie zur Unterstützung bereit sind, oder aufwendigere Mittel wie die, das Aufgebot regelmäßig darüber zu informieren, woran man gerade arbeitet und welche Ideen man entwickelt.
Sich eine Ideenreiche Masse schaffen
Ich stelle Ihnen einige Fragen: Glauben Sie, dass die meisten Menschen eine neue Arbeit durch Empfehlungen von Bekannten oder durch Menschen finden, die sie kaum kennen? Nächste Frage: Wer kann die Verkaufszahlen von Computern für die nächsten sechs Monate wohl besser vorhersagen? Der Verkaufschef der Firma oder eine Masse von Leuten, die mehrheitlich nicht in dieser Firma arbeiten?
Wenn Sie sich in beiden Fällen für die zweite Antwort entscheiden, wissen Sie bereits, wie leistungsfähig große lose Netzwerke sein können. Die Globalisierung und Technisierung werden deren natürliche Kraft weiter stärken.
Die erste Frage – wie Menschen ihre Jobs finden – stammt von dem Soziologen Mark Granovetter. 6 Die Vermutung lautete, dass Jobs vor allem über persönliche Verbindungen zu Freunden, zur Familie oder engen Mitarbeitern – Mark nennt sie die »starken Bindungen« – gefunden würden. Nun fand Mark aber heraus, dass es gerade nicht in erster Linie die starken Bindungen waren, über die Menschen eine neue Arbeitsstelle fanden. Die entscheidenden Hinweise kamen nicht von einem engen Freund, sondern eher vom Freund eines Freundes oder auch nur von einem Bekannten oder sogar entfernten Bekannten. Sie verliefen also über die sogenannten »schwachen Bindungen«. Und so schrieb Mark denn einen Artikel zur »Stärke der schwachen Bindungen«, der unserer Vorstellungen über den Informationsfluss und über Netzwerke von Grund auf veränderte. Wenn es darum geht, eine Arbeitsstelle zu finden, nützt ein Kontakt nicht wegen seiner besonderen Nähe zu uns oder wegen der Position und des Einflusses der betreffenden Person. Wichtig ist vielmehr, dass die Person verschiedene Personen kennt und deshalb auf unterschiedliche Informationen stößt. Wenn man seine gesamte Zeit nur mit Bekannten, Nachbarn und Kollegen verbringt, die im gleichen Umfeld arbeiten wie man selbst, erfährt man selten Neues.
Über ein großes lockeres Netzwerk an Bekannten zu verfügen, so fand Mark heraus, bietet den Vorteil, dass man eine deutlich größere Informationsquelle anzapfen kann. Und je verschiedener diese Bekannten sind, desto breiter ist das Spektrum der nutzbaren Informationen. Seit dem Erscheinen von Marks Artikel 1973 hat das Konzept um die Ideenreiche Masse beständig an Bedeutung gewonnen, weil die sozialen Medien Gelegenheiten geschaffen haben, Wissen, das über schwache Bindungen transferiert wird, mit geringstem Aufwand anzuzapfen.
Wenden wir uns der zweiten Frage, der zur Prognose zu den Verkaufszahlen von Computern, zu: Scott Page, ein Professor für komplexe Systeme, hat die Leistungsfähigkeit dieser »Großen Massen« einer Prüfung unterzogen. 7 Page interessierte sich für die Frage, inwieweit zuverlässige Prognosen eher von einer Masse als von einem Einzelnen getroffen werden können. In seiner Studie befasst er sich mit der Zuverlässigkeit von Prognosen zu Verkaufszahlen. Dabei fand er heraus, dass Massen bessere Prognosen abgaben als Einzelne, sogar dann, wenn es sich um eine besonders fachkundige Person handelte. Ebenso stellte er fest, dass Prognosen desto genauer zutrafen, je mehr Vielfalt die jeweilige Masse auszeichnete, insbesondere bei Vorhersagen zu komplexen Phänomenen.
Schon 2010 tauchten Beispiele für eine Nutzung der Ideenreichen Masse – das sogenannte Crowdsourcing – in vielen verschiedenen Bereichen auf, so mit »Yahoo! Answers«, in dem Menschen mit speziellen Wissensgebieten auf Fragen antworten, denen man mit anderen Online-Mitteln nicht auf die Spur kam. Oder »Mechanical Turk«, ein Internetmarktplatz, über den
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