Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt
die Ledercouch an der Wand. Er spielte mit der Mac-10, die er in der Hand hielt, und klickte den Sicherungshebel immer wieder ein und aus.
»Wenn du das noch einmal machst, Arschloch, dann sehe ich mich gezwungen, Cutter aufzufordern, dir Manieren beizubringen, Doo.«
Doo-Rag sah finster drein, legte die Mac-10 aber neben sich auf dem Sofa ab. »Also wo ist jetzt dieses weiße Bullenschwein?«
Malcolm zuckte die Achseln und legte seine Slipper auf die Tischplatte. »Vielleicht hat Kurtz ihn umgelegt.«
»Ist dieser Hathaway so unfähig?«
Malcolm zuckte wieder die Achseln.
»Wieso hat uns der blöde Cop nicht gesagt, wo dieser Scheißkerl Kurtz hinwollte?«
Malcolm grinste. »Wahrscheinlich hat er gewusst, dass ich dich und Cutter und ein Dutzend deiner Jungs losschicken würde, damit die Sache erledigt wird. Dann wäre es mit den zehn Riesen der D-Mosque für Hathaway Essig gewesen.«
»Aber er hat uns verraten, wo dieser Kurtz arbeitet«, sagte Doo-Rag. »Dieser Keller unter dem Pornoladen. Dem sollten wir dringend mal einen Besuch abstatten.«
»Da ist doch mitten in der Nacht keiner. Krieg dich mal wieder ein, Doo. Falls der Bulle aus irgendeinem Grund Kurtz heute Nacht nicht erledigt, kannst du mit deiner Mannschaft den Keller des Pornoladens morgen früh immer noch auseinandernehmen.«
Cutter drehte sich vom Fenster weg, durch das er hinausgesehen hatte, und setzte sich auf die Kante von Malcolms Schreibtisch. Malcolm ignorierte es. Doo-Rag blickte finster auf Cutter, dann auf Malcolm, dann wieder auf Cutter. Beide beachteten ihn nicht.
»Hast du wirklich vor, diesem weißen Bullenschwein die zehn Riesen der D-Mosque zu überlassen?«, fragte Doo-Rag nach einer längeren Pause.
Malcolm zeigte sich ungerührt. »Nur deswegen hat er diesen Waffenhändler angezapft, den wir nicht kennen, ohne es seine Kollegen wissen zu lassen, und deswegen ist er selbst losgezogen, um Kurtz heute Nacht abzuknallen. Ich kann da nichts machen, wenn er die ganze Kohle für sich haben will.«
Doo-Rag feixte. »Du könntest Hathaway abknallen.«
Malcolm sah zu Cutter hinüber, dann runzelte er die Stirn. »Man bringt keine Bullen um, Doo. Nur ein Verrückter würde so etwas tun.«
Sie saßen zu dritt in Malcolms rückwärtigem Büro im Obergeschoss des Seneca Social Club. Auf der anderen Seite der geschlossenen Tür spielten acht weitere Bloods Billard oder schliefen auf den Sofas. Unten in der Bar hockten rund 20 weitere Bandenmitglieder, die Hälfte noch wach, alle bis an die Zähne bewaffnet.
Malcolm nahm die Füße vom Tisch und wanderte zum Fenster. Doo-Rag ließ seine Mac-10 auf der Couch liegen und trat neben ihn. Die beiden Männer hätten kaum gegensätzlicher sein können: Malcolm makellos gekleidet und unheimlich still, die langen Finger vollkommen ruhig, daneben Doo-Rag, zuckend und groovend und lautlos mit den nervösen Fingern schnippend. Im Hinterhof gab es nicht viel zu sehen: Doo-Rags roten Camaro, Malcolms Mercedes, ein paar andere Autos, die den höhergestellten Bloods gehörten, und einen Müllcontainer.
Malcolm hatte aus Sicherheitsgründen einen Flutlichtscheinwerfer auf einem Mast installieren lassen, weil sein SLK meistens dort unten parkte, aber das Geld wäre anderweitig besser angelegt gewesen. Wer kam schon auf die irre Idee, Malcolm Kibuntes Wagen aus dem Hof des Seneca Social Club zu klauen?
In diesem Augenblick ging Doo-Rags Camaro in Flammen auf.
»Scheiße – was ist denn da los?« Doo-Rags Kreischen erreichte eine erstaunliche Tonhöhe.
Cutter ging langsam zum Fenster hinüber.
Doo-Rags Camaro brannte lichterloh. Die Flammen tanzten über das Dach, die Motorhaube und die Kofferraumklappe. Es war offensichtlich, dass sich der Tank entzündet hatte. Aber statt wie im Fernsehen in die Luft zu fliegen, brannte er einfach nur so vor sich hin.
»Das ist mein Wagen, Mann, ey, was ist da verflucht noch mal los?«, kreischte Doo-Rag und hüpfte hin und her. Er rannte zur Couch und kehrte mit seiner Mac-10 zurück, obwohl niemand zu sehen war, weder auf dem Parkplatz noch auf der Zufahrt dahinter. »Hey, was soll der Scheiß?«
»Halt die Fresse«, sagte Malcolm. Er pulte mit einem silbernen Zahnstocher in seinem Backenzahn herum. Er warf kurz einen Blick auf seinen Mercedes, aber der stand weit weg von den Flammen am anderen Ende des Parkplatzes – beinahe direkt neben der Hintertür – und niemand befand sich in seiner Nähe.
Cutter gab ein Geräusch von sich, irgendwo in der Mitte
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