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Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Titel: Joe Kurtz 02 - Bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Laufbändern schwitzten.
    Kurtz und Arlene hatten sich den Keller des Videoladens ursprünglich als Büro ausgesucht, weil er billig war und mehrere Ausgänge besaß: eine Hintertür zur Seitenstraße, eine Tür an der Treppe, die zum mittlerweile geschlossenen Pornoshop im Erdgeschoss hinaufführte, und einen seitlichen Fluchtweg zum verlassenen Parkhaus in direkter Nachbarschaft. Nicht nur die Drogenhändler, denen der Laden früher gehört hatte, empfanden die vielen Ausgänge als nützlich. Kurtz profitierte ebenfalls davon; zuletzt, als er sich vor einer halben Stunde von seinen Beobachtern weggeschlichen hatte.
    Die Harley von Arlenes verstorbenem Ehemann war von Tommy, einem früheren Mitarbeiter der Videothek, direkt im unbeleuchteten Untergeschoss des Parkdecks hinter der Metalltür abgestellt worden. Er hatte einen Helm an den Lenker gehängt und den Schlüssel stecken lassen. Kurtz startete die Maschine, trat aufs Gaspedal und lenkte sie über Rampen bis zum Ausgang in der Market Street. Dort mogelte er sich an einer Absperrung vorbei, die Autofahrer von der versehentlichen Einfahrt in die verlassene Anlage abhielt.
    Brubaker behielt vermutlich nach wie vor die Seitenstraße im Auge, während Myers sich direkt vor dem Haupteingang des Gebäudes auf seinem Posten befand, also hatte keiner von beiden die Ausfahrt des Parkhauses an der Market Street auf der Rechnung. Über die vereisten und verschneiten Straßen war Kurtz mit großer Vorsicht und im ständigen Bewusstsein, dass er seit 15 Jahren nicht mehr auf einem Motorrad gesessen hatte, zum Fitnesscenter gefahren.
    Jetzt trainierte er mit 90 Kilogramm Widerstand am Butterfly-Gerät. Er hatte 23 Wiederholungen geschafft, als Angelina feststellte: »Sie sind ein Angeber.«
    »Absolut.«
    »Sie können jetzt damit aufhören.«
    »Danke.« Er ließ die Griffe los und beobachtete Angelina bei den Curls mit ihren 7,5-Kilo-Hanteln. Ihr Bizeps war für eine Frau ausgesprochen gut definiert. Niemand lauerte in Hörweite. »Wann sind Sie diese Woche bei Gonzaga zum Mittagessen eingeladen?«
    »Morgen, am Dienstag. Dann wieder donnerstags. Haben Sie diesmal dabei, was mir gehört?«
    »Nein. Beschreiben Sie mir das genaue Prozedere, wenn Sie und die Boys zu Gonzaga fahren.« Im Raum gab es einen Sandsack und eine Boxbirne. Er zog Handschuhe an und begann, den Sandsack zu bearbeiten.
    Angelina legte die Hanteln beiseite und ging zur Wand, um ein paar Klimmzüge zu machen. »Der Wagen bringt uns nach Grand Island ...«
    »Ihr Wagen oder Gonzagas?«
    »Seiner.«
    »Wie viele Leute außer dem Fahrer?«
    »Einer. Der asiatische Killer, ein gewisser Mickey Kee. Aber der Fahrer ist ebenfalls bewaffnet.«
    »Was können Sie mir über Kee erzählen?«
    »Er kommt aus Südkorea und wurde dort in einer Sondereinheit ausgebildet – so eine Art Mischung aus Green Berets und sowjetischer SMERSCH-Einsatztruppe. Ich glaube, er sammelte eine Menge praktischer Erfahrungen bei der Ermordung nordkoreanischer Infiltranten und anderer Leute, die dem Regime nicht schmeckten. Im Augenblick ist er wahrscheinlich der effizienteste Killer im Bundesstaat New York.«
    »Wenn Sie zum Mittagessen fahren, werden Sie am Marina Tower abgeholt?«
    »Ja.«
    »Werden Sie dort gefilzt?«
    »Nein. Sie nehmen den Boys am Pförtnerhaus die Waffen ab. Dann fahren sie uns zum Hauptgebäude. Am Eingang läuft man durch einen Metalldetektor – kaum zu sehen, aber definitiv vorhanden. Anschließend durchsucht mich in einem kleinen Raum, der ans Foyer angrenzt, immer eine Frau, bevor man mich zu Emilio vorlässt. Wahrscheinlich haben sie Angst, dass ich ihn mit einer vergifteten Hutnadel oder so etwas angreife.«
    »Eine vergiftete Hutnadel«, wiederholte Kurtz. »Sie sind älter, als Sie aussehen.«
    Angelina ignorierte seine Bemerkung. »Die Boys warten im Foyer auf einer Couch, während Gonzagas Leute sie im Blick behalten. Wenn wir zurückfahren, bekommen sie ihre Waffen zurück.«
    »Okay«, kommentierte Kurtz die Informationen. Ein paar Minuten lang konzentrierte er sich ganz darauf, den schweren Sandsack zu verprügeln. Als er aufsah, reichte Angelina ihm ein Handtuch und eine Wasserflasche.
    »Sie sahen gerade aus, als wollten Sie es dem Sandsack wirklich zeigen«, erklärte sie.
    Kurtz trank und wischte sich den Schweiß aus den Augen. »Ich werde morgen mit Ihnen zu Gonzaga fahren.«
    Angelina Farino Ferraras Lippen wurden blass. »Morgen? Wollen Sie so schnell schon versuchen, Gonzaga zu töten? Und

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