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Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Titel: Joe Kurtz 02 - Bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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trug. Das würde ihn in Windeseile zurück in den Knast befördern, wo es mehr als nur ein paar Leute gab, die ihn lieber heute als morgen aus dem Verkehr ziehen würden.
    Und dann waren da noch die Familien Farino und Gonzaga. Man legte sich nicht mit einem Mafiosi an, ohne dafür zu bezahlen. Schon gar nicht, wenn am Ende der Don in einem feuchten, dunklen Sarg landete. Das war eines der letzten absoluten Dogmen der in den Grundfesten erschütterten Machtstrukturen der Mafia. Und auch wenn Kurtz nicht – zumindest nicht direkt – an der Ermordung von Don Farino, seiner Tochter, seinem Anwalt und seinen Leibwächtern im vergangenen Herbst beteiligt gewesen war, würde ihm das nicht viel nützen. Little Skag wusste zwar, dass Kurtz seine Angehörigen nicht getötet hatte, weil der Auftrag für den Mord von ihm selbst gekommen war. Aber Kurtz hatte sich während der Erschießung in der Farino-Villa aufgehalten und kannte zu viele Details, um am Leben zu bleiben.
    Und jetzt versuchte Angelina Farino Ferrara auch noch, Kurtz dafür zu benutzen, Gonzaga zu töten. Benutzt zu werden hasste Kurtz mehr als alles andere auf der Welt, aber in diesem Fall hatte die Frau die Argumente auf ihrer Seite. Er hatte brav seine elfeinhalb Jahre für die Tötung von Sams Mördern abgesessen, weil Samantha Fielding in jeder Hinsicht seine Partnerin gewesen war und er ihr das schuldete. Aber jetzt stellte sich heraus, dass er diese Jahre umsonst hinter Gitter verbracht hatte. Wenn der Auftrag für Sams Ermordung von Emilio Gonzaga stammte, dann musste der sterben. Und zwar möglichst bald, denn am Ende dieses Sommers würde Gonzaga die Farino-Familie übernehmen, was ihn endgültig unantastbar machte.
    Wenn Angelina wirklich Kurtz unter die Erde bringen wollte, musste sie lediglich Gonzaga Bescheid geben. Binnen einer Stunde würden sich mindestens 50 Killer an seine Fersen heften.
    Aber sie verfolgte ihre eigenen Pläne und Absichten. Deshalb ließ Kurtz es zu, dass sie ihn ausnutzte. Gonzagas Tod war für sie beide von Vorteil – aber was passierte dann? Eine Frau konnte nicht das Amt des Don übernehmen. Little Skag wäre immer noch der rechtmäßige Erbe dessen, was von der einst so glorreichen Farino-Familie übrig geblieben war, obwohl er ohne Gonzagas Beziehungen zu Richtern und Mitgliedern des Bewährungsausschusses möglicherweise noch ein paar weitere Jährchen sein Mütchen im Hochsicherheitstrakt kühlen musste.
    War das Angelinas Plan? Dafür zu sorgen, dass Little Skag im Gefängnis blieb, während sie ihren Vergewaltiger Emilio Gonzaga eliminierte und versuchte, ihre eigene Machtposition zu stärken? Wenn ja, hielt er es für einen ausgesprochen gefährlichen Plan, nicht nur weil Gonzagas Rache schrecklich ausfallen würde, falls der Anschlag fehlschlug, sondern auch, weil letztlich die anderen Familien eingreifen würden – mit ziemlicher Sicherheit zu Angelinas Ungunsten. Little Skag hatte ja schon einmal die Bereitschaft, wenn nicht sogar den Eifer zur Schau gestellt, eine seiner Schwestern abmurksen zu lassen.
    Wenn es Angelina dagegen gelang, Gonzagas Mord diesem schießwütigen Wahnsinnigen und Außenstehenden namens Joe Kurtz in die Schuhe zu schieben ... Das Szenario würde vor allem dann funktionieren, wenn Joe Kurtz bereits tot war, bevor Little Skags Killer, die Gonzaga-Familie oder die anderen New Yorker Clans ihn in die Finger bekamen.
    Joe Kurtz’ größte Stärke mochte das Überleben sein, aber alle ausstehenden Aufgaben zu erledigen und dabei selber nicht auf dem Friedhof zu landen, entpuppte sich als zunehmend schwierigere Herausforderung.
    Und dann war da noch diese Sache mit Frears und James B. Hansen. Und Donald Rafferty. Und Arlene, die weitere 35.000 Dollar brauchte, um ihre Aktivitäten im Internet auszubauen.
    Plötzlich hatte Kurtz mächtig Kopfschmerzen.

Kapitel 14
    »Hast du die 35.000 Dollar für Wedding Bells dabei?«, wollte Arlene sofort wissen, als Kurtz zur Tür hereinkam.
    Es war spät am Morgen. Brubaker und Myers waren ihm vom Royal Delaware Arms gefolgt und lauerten jetzt draußen – Brubaker in seinem Zivilfahrzeug am Ende der Seitenstraße mit Blick auf die Hintertür, Myers vorne an der Hauptstraße, wo er den Eingang zum ehemaligen Videoverleih im Erdgeschoss nicht aus den Augen ließ.
    »Noch nicht«, gestand Kurtz. »Hast du Tommy gesagt, dass er Alans alte Harley vorbeibringen soll?«
    Arlene nickte und gestikulierte mit der rechten Hand. Zigarettenqualm stieg

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