Joe Kurtz 02 - Bitterkalt
dem Lincoln folgen. Sagen Sie ihm, er soll eine Halteranfrage machen, während er das tut. Sie bleiben dort und behalten das Haus im Auge. Versuchen Sie, sich unauffällig zu verhalten.«
»Wie soll ich das machen, wenn ich mitten im Schnee auf dem Bürgersteig stehe?«, fragte Brubaker.
»Halten Sie die Klappe und sagen Sie Myers, er soll sich an den Lincoln hängen«, wiederholte Hansen. »Ich bin in fünf Minuten bei Ihnen.« Er legte auf.
»Wo ist Pruno?«, fragte Kurtz, als er sich auf dem Beifahrersitz nach hinten umdrehte. Als sie in die Einfahrt einbogen, waren nur Arlene und John Wellington Frears zum Lincoln gerannt und eingestiegen.
»Er ist heute Morgen gegangen«, erwiderte Arlene. »Bei Sonnenaufgang. In seinem Nadelstreifenanzug. Er sagte etwas davon, dass er sich vor aller Augen verstecken wolle. Ich denke, er wird sich in ein Hotel einquartieren, bis die ganze Sache ausgestanden ist.«
»Pruno in einem Hotel?«, überlegte Kurtz. Es war schwer vorstellbar. »Hat er denn Geld?«
»Ja«, bestätigte Frears.
»Ein Pontiac folgt uns«, sagte Angelina.
Kurtz drehte sich wieder um und sah in den Rückspiegel. »Wo kommt der denn plötzlich her?«
»Parkte einige Häuser entfernt an der Straße, als wir die beiden eingesammelt haben. Er schlängelt sich ziemlich flott durch den Verkehr und holt auf.«
»Das könnte auch Zufall sein«, fand der Violinist auf dem Rücksitz und starrte aus dem Heckfenster des Lincoln.
Kurtz und Angelina wechselten einen Blick. Offenbar glaubte keiner von ihnen an einen Zufall.
»Der Wagen, der gestern gegenüber von meinem Haus stand, war ebenfalls ein Pontiac«, erklärte Arlene.
Kurtz nickte und sah Angelina an. »Können wir ihn abhängen?«
»Sagen Sie mir, wen wir abhängen wollen. Ich fühle mich so langsam wie eine gemietete Aushilfe.«
Kurtz dachte an ihre schwarze Sporttasche mit den 200.000 Dollar, die neben Hansens Sprengstoff im Kofferraum lag. »Sie müssen zugeben, dass die Bezahlung ziemlich gut ist«, meinte er.
Angelina nickte nur kurz. »Wer ist hinter uns her? Mister ...?« Sie klopfte auf das Titankästchen, das bei Kurtz auf dem Schoß lag.
»Einer oder mehrere der Polizisten, die für ihn arbeiten«, entgegnete Kurtz.
»Meinen Sie: für ihn arbeiten oder für ihn arbeiten?«
»Für ihn persönlich«, sagte Kurtz. »Können wir sie abhängen? Ich glaube nicht, dass Sie wollen, dass Ihnen dieser Bursche einen Besuch abstattet.« Er tippte auf das Kästchen.
Angelina Farino Ferrara warf noch einmal einen Blick in den Rückspiegel. »Es fährt nur noch ein anderes Auto zwischen uns. Sie haben wahrscheinlich längst das Kennzeichen gesehen.«
»Trotzdem ...«, überlegte Kurtz.
»Alles anschnallen«, rief Angelina.
Kapitel 28
An der Kreuzung Colvin und Amherst in der Nähe der Nichols School, wo die Straße am Park endete, sprang die Ampel auf Rot. Der Lincoln kam an zweiter Position zum Stehen. Kurtz blickte nach hinten und konnte lediglich eine Silhouette in dem Pontiac ausmachen, der zwei Reihen weiter hinten lauerte.
Ohne Vorwarnung gab Angelina Gas, schwang den Lincoln um den Oldtimer vor ihnen herum, hätte fast einen Honda gerammt, der von der Amherst links abbog, und beschleunigte über die rote Ampel – wobei sie zwei anderen Wagen die Vorfahrt nahm und sie zur Vollbremsung zwang. Sie brauste auf der Amherst 100 Meter nach Osten und bog dann auf die Nottingham Terrace am Park entlang wieder nach Süden ab.
»Der Wagen folgt uns«, verkündete Arlene vom Rücksitz.
Angelina nickte. Sie jagten mit weit über 100 Sachen durch das Wohngebiet. Sie bremste scharf und riss das große Fahrzeug auf die Auffahrt zum Scajaquada Expressway. Rund 80 Meter hinter ihnen, im Schneetreiben kaum noch zu sehen, holperte und röhrte der Pontiac die gleiche Auffahrt hinauf.
Sie schnitt weitere Autos, als sie von der Scajaquada auf die 190 wechselte, und beschleunigte, bis sie mit 160 Stundenkilometern über den Schnee und das Eis der erhöhten Fahrbahn parallel zum Fluss nach Süden rasten.
Einen Moment lang verlor sich der Pontiac im Verkehr, und Angelina bremste scharf genug, um den Lincoln ins Schleudern zu bringen. Sie riss das Lenkrad herum, tippte leicht auf die Bremse und trat dann wieder aufs Gas, um das Heck herumzubekommen, dann schnitt Angelina einem rostigen Jetta den Weg ab und schoss eine andere Ausfahrt hinab, überfuhr direkt vor einem Sattelzug eine rote Ampel, um nach Osten auf die Porter zu kommen, hielt sich dann hinter
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