Joel 4 - Die Reise ans Ende der Welt
Sorgen, dass er die Polizei anrief.
Aber er beruhigte sich sofort wieder. Nicht Samuel. Erstens wachte er nachts nie auf, und wenn, dann wusste er, dass Joel allein zurechtkam.
Wieder nach links. Jetzt war er bald da. Wenn der Stadtplan stimmte. Wenn der Brief von Elinor stimmte. Wenn das, was Samuel gesagt hatte, was im Brief stand, stimmte. Wenn alles stimmte.
Wenn er überhaupt eine Mama hatte, die Jenny hieß.
Er las das Straßenschild.
Östgötastraße.
Die Nummer 32 sollte es sein. Er ging auf die andere Straßenseite zu den ungeraden Hausnummern.
Zuerst ein braunes Haus, dann ein rotes Haus mit einem Möbelladen. Dann ein braunes Haus, noch eins, ein graues.
Dann war er da.
Er hielt den Atem an.
Über der ovalen Haustür stand die Zahl »32«. Eine Lampe beleuchtete den Eingang. Er sah an der Hauswand empor. Fast alle Fenster waren dunkel. Menschen schliefen. Mama Jenny schlief. Irgendwo da hinter einem Fenster. Er legte die Hand auf den Mund, hatte Angst, er könnte anfangen nach ihr zu rufen.
Aber das würde er nie tun. Es kam vor, dass er Sachen machte, und er wusste nicht, warum. Aber dies nicht. Er würde doch nicht auf der Straße stehen und brüllen. Hinter einem weiteren Fenster ging das Licht aus. Joel beschloss hinüberzugehen. Vielleicht war die Tür unverschlossen? Dann könnte er in den Hausflur gehen und die Namen der Hausbewohner lesen. Dann fiel es ihm ein.
Er wusste ja gar nicht, wie Mama Jenny mit Nachnamen hieß. Wenn sie und Samuel nie verheiratet gewesen waren, konnte sie nicht Gustafson heißen.
Aber er würde auf jeden Fall nachsehen. Vielleicht standen auch Vornamen auf den Schildern.
Jenny Andersson, dachte er.
Jenny Svensson
Jenny Jansson
Jenny Jesus Maria
Jenny Joelsson
Jenny Jennyson
Jenny, das verdammte Weib, das einfach abgehauen ist. Er wurde in seinen Gedanken unterbrochen. Ein Auto näherte sich. Wenn es vorbei war, wollte er die Straße überqueren und die Tür untersuchen.
Das Auto verschwand.
Joel wollte sich gerade in Bewegung setzen, da wurde die Tür auf der anderen Seite geöffnet.
Joel blieb unbeweglich stehen.
Eine Frau kam heraus.
Sie warf ihm einen Blick zu. Dann setzte sie sich rasch in Bewegung.
Im Licht konnte er erkennen, dass sie einen grünen Mantel trug.
6
Etwas an seinem Arm tat ihm weh.
Als Joel prüfte, was es war, merkte er, dass er sich selbst kniff. Er sah der Frau nach, die sich entfernte. Und dann sagte er sich, dass ein grüner Mantel nichts zu bedeuten brauchte. Es war schon so lange her, seit Mama Jenny weggegangen war. Es konnte nicht derselbe Mantel sein. Nichts deutete darauf hin, dass es Mama Jenny war. Im Haus wohnten bestimmt viele verschiedene Frauen. Joel dachte, dass er sich das alles nur einbildete. Immer dasselbe. Einbildungen, die ihn dazu verführten, falsch zu denken.
Trotzdem überquerte er hastig die Straße und folgte der Frau. Vielleicht gelang es ihm, ihr ins Gesicht zu sehen. Samuel sagte immer, er sähe ihr so ähnlich. Jetzt bog sie um die Ecke. Joel ging schneller. In diesem Augenblick vermisste er seine Turnschuhe. Die verdammte Schwarze Welle, die seinen Rucksack geklaut hatte! Vorsichtig guckte er um die Ecke. Sie war stehen geblieben und sah sich um. Dann überquerte sie die Straße. Die Absätze klapperten auf dem Pflaster. Irgendwo in der Nähe schlug eine Uhr zwölf Mal. Mitternacht. Joel versuchte sich vorzustellen, wohin sie unterwegs war. Mitten in der Nacht. Und allein. Außerdem schien sie es eilig zu haben. Wer hatte es eilig, wenn gerade Mitternacht vorüber war? Jetzt bog sie um noch eine Straßenecke. Joel ging wieder schneller. Vielleicht würde sie sonst in einem Hauseingang verschwinden, ehe er sah, in welchem. Er guckte um die nächste Straßenecke. Da war sie. Immer noch genauso eilig. Und die Absätze klapperten.
Joel folgte ihr. Solange er nicht sicher war, könnte es Mama Jenny sein.
Plötzlich blieb sie stehen und drehte sich um. Joel schaffte es gerade noch, sich in den Schatten einer Hauswand zu drücken. Hatte sie ihn gesehen? Er hielt den Atem an und wartete. Wenn sie zurückkam um nachzusehen, wer ihr folgte, würde er so schnell rennen, wie er konnte. Aber vielleicht schrie sie auch um Hilfe? Was sollte er dann tun? Er wartete atemlos. Dann hörte er wieder ihre Schritte. Sie entfernten sich. Er zählte bis fünf und guckte. Wartete. Und folgte ihr wieder.
Sie kamen zu einem Platz. Auf einer Bank saßen einige Jugendliche. Einer von ihnen sah der Schwarzen Welle
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