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John Corey 03 - Nachtflug

John Corey 03 - Nachtflug

Titel: John Corey 03 - Nachtflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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kümmern und die andere Sache vergessen. Richtig?«
    »Richtig.«
    »Ernsthaft.«
    »Ich meine es ernst.«
    »Ich kenne Sie.« Stein klärte mich auf: »Sie haben es nicht vermasselt. Sie kriegen eine zweite Chance. Kate ist sich darüber im klaren.«
    »Ich bin mir auch darüber im klaren, dass einem diese Truppe normalerweise keine zweite Chance gibt. Womit habe ich dieses Glück verdient?«
    Er beugte sich dicht zu mir und sagte: »Sie haben ihnen eine Heidenangst eingejagt.« Er drehte sich um und ging.
    Anscheinend liefen mir an diesem Abend lauter Leute über den Weg, die ich am wenigsten ausstehen konnte, und dazu passte es denn auch, dass Liam Griffith hereinkam und sich an die Bar begab. Er bestellte sich einen Drink, kam dann zu mir, hob sein Glas und sagte: »Bon voyage.«
    Am liebsten hätte ich ihm gesagt, er könnte mich am Arsch lecken, aber ich fragte ihn: »Haben sie den kleinen Schirm in Ihrem Drink vergessen?«
    Er lächelte. Und warum sollte er auch nicht? Er sagte zu mir: »Ich war ein paar Wochen im Jemen. In Tansania und Kenia ebenfalls. Im Jemen war es ein bisschen kitzlig.«
    Ich ging nicht darauf ein.
    Er fuhr fort: »Ich war auch im Sudan und in Somalia, und an ein paar anderen Unruheherden.«
    »Sie müssen ja schweren Mist gebaut haben.«
    Er schaute mich eine Zeitlang an, setzte dann zu einer kleinen Ansprache an und sagte: »Da wir das globale Ausmaß unserer Antiterror-Operationen immer mehr ausweiten, wird uns zunehmend klar, dass die Antwort darauf, wer uns an Punkt A angegriffen hat, oftmals an Punkt B zu finden ist. Und unsere Reaktion auf diese Anschläge könnte an Punkt C stattfinden. Können Sie mir folgen?«
    »Ich bin schon seit bon voyage nicht mehr mitgekommen.«
    »Nein, stimmt nicht. Was ich Ihnen damit sagen will, ist, dass die Terrorbekämpfung eine gewaltige, komplexe Operation gegen ein gleichermaßen gewaltiges globales Netzwerk des Terrors ist. Der Schlüssel zum Erfolg sind Koordination und Kooperation. Und das schließt Heißsporne und Einzelgänger aus, die oftmals mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen.«
    »Meinen Sie damit mich?“
    »Nun ja, ich spreche nicht von mir. Falls Sie es bis jetzt noch nicht bemerkt haben sollten, Terrorbekämpfung ist nicht wie eine Mordermittlung.«
    »Eigentlich schon.«
    Er schob sich näher zu mir und sagte: »Wissen Sie, weshalb ich mit Ihnen rede?«
    »Weil sonst niemand mit Ihnen reden will?«
    »Ich rede mit Ihnen, weil Jack mich darum gebeten hat, mit Ihnen zu reden und Ihnen klarzumachen, dass die Antwort darauf, was mit TWA 800 passiert sein könnte, nicht unbedingt auf Long Island zu finden ist. Möglicherweise findet man sie im Jemen. Oder in Somalia. Beziehungsweise in Kenia oder Tansania.«
    »Oder in Paris.«
    »Oder in Paris. Aber Sie können schon mal im Jemen damit anfangen.«
    Spätestens jetzt hätte ich ihm die Knie in die Eier rammen sollen, aber ich bewahrte die Ruhe und sagte: »Ich verstehe allmählich, warum Sie und Ted Nash immer zusammengegluckt haben. Ihr seid alle beide Arschlöcher.«
    Mr. Griffith holte Luft und sagte: »Ted Nash war ein guter Mann.«
    »Nein, eigentlich war er ein Arschloch.«
    »Ihre Frau fand das nicht, als sie einen Monat zusammen im Bayview Hotel verbrachten.«
    Mir wurde klar, dass er mich dazu verleiten wollte, ihm eine zu donnern, damit ich anschließend gefeuert und wegen Körperverletzung verklagt wurde. Für gewöhnlich beiße ich auf so einen Köder an, was zwar Spaß macht, aber nicht klug ist.
    Ich packte ihn an der Schulter, was ihn erschreckte, schob mein Gesicht dicht vor seines und sagte: »Gehen Sie mir aus den Augen.“
    Er riss sich los, drehte sich um und ging.
    Niemand schien unsere kleine Auseinandersetzung bemerkt zu haben, und ich mischte mich wieder unter die anderen.
    Kate und ich blieben noch eine Viertelstunde, dann eine weitere. Gegen halb acht war ich angesäuselt und wollte gehen, deshalb winkte ich Kate zu und ging zur Tür.
    Draußen auf der Straße hielten Kate und ich ein Taxi an. »Jack hat mir erzählt, dass er das Spezialteam wieder aufstellen will, wenn wir zurückkommen«, sagte ich zu Kate. »Hat er das dir gegenüber auch erwähnt?«
    »Nein. Vermutlich wollte er es dir persönlich sagen. Das ist ja eine gute Nachricht.«
    »Glaubst du ihm?«
    »Wieso sollte ich nicht? Sei nicht so zynisch.«
    »Ich bin New Yorker.«
    »Nächste Woche bist du Jemenit.«
    »Nicht komisch.«
    »Worüber hast du mit Liam Griffith geredet?« fragte sie

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