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John Corey 03 - Nachtflug

John Corey 03 - Nachtflug

Titel: John Corey 03 - Nachtflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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hier oben sahen sogar die Ölraffinerien in New Jersey gut aus.
    Rund um mich waren jede Menge Touristen, dazu Wall-Street-Typen, Aufreißer, Schnepfen, die aufgerissen werden wollten, Vorstadtpärchen, die aus irgendeinem besonderen Anlass in die Stadt gekommen waren, und vermutlich auch ein paar Leute aus meinem Gewerbe, deren Büros hier im Nordturm waren und die dieses Lokal zu Besprechungen und Diners auf höchster Ebene nutzten.
    Es war nicht unbedingt ein Laden nach meinem Geschmack, aber Kate wollte unbedingt hierher, um New York, wie sie sagte, an unserem letzten gemeinsamen Abend vom höchsten Punkt der Welt aus zu sehen - eine Erinnerung, die uns begleiten würde, bis wir wieder zurückkehrten.
    Ich hatte eigentlich keine echten Trennungsängste, weil ich Heim, Herd und Weib verlassen musste, jedenfalls nicht so wie ein Soldat, der zur Front aufbricht. Wenn man es recht betrachtete, war ich nur ein paar Monate weg, ich konnte die Sache abblasen, wann immer ich wollte, und auch wenn es an meinem Bestimmungsort nicht ganz ungefährlich sein mochte, musste sich ein Soldat, der in den Krieg zog, auf weitaus Schlimmeres gefasst machen.
    Und dennoch war mir ein bisschen mulmig zumute, vielleicht wegen Jacks offenkundiger Besorgnis, seiner Ermahnung, dass ich auf mich aufpassen sollte, damit mir nichts zustieße, und auch wegen der Dokumente, die ich im Voraus unterschrieben hatte, falls ich verschwinden, entführt werden oder zu Tode kommen sollte. Und natürlich war mir auch ein bisschen um Kate bange, die sich an einen Ort begab, an dem islamische Terroristen schon einmal einen Anschlag auf Amerikaner verübt hatten. Ich meine, den Terror zu bekämpfen war von Berufs wegen unsere Aufgabe, aber bislang hatten wir das hier gemacht, in Amerika, wo bisher nur ein nachweislicher Terroranschlag verübt worden war - allerdings genau hier.
    Kate kam ungewöhnlich früh, und wir umarmten und küssten uns, als ob wir uns nach langer Zeit zum ersten Mal wiedersehen würden, nicht wie vor einer kurz bevorstehenden Trennung.
    »Ich habe ein paar Kartons für uns gepackt, die wir morgen per Diplomatengepäck zu den Botschaften schicken lassen«, sagte sie.
    »Ich habe alles, was ich brauche.«
    »Ich habe einen Sechserpack Budweiser für dich eingepackt.«
    »Ich liebe dich.«
    Ich bestellte einen Wodka auf Eis für sie, und dann standen wir mit dem Rücken zur Bar, hielten Händchen und sahen zu, wie die Sonne über der Wildnis von New Jersey unterging.
    Mittlerweile war es in dem Laden ein bisschen ruhiger geworden, weil viele Leute den Sonnenuntergang genossen, einen Drink in der Hand, fast einen halben Kilometer über dem Erdboden, nur durch eine knapp anderthalb Zentimeter dicke Glasscheibe von der Außenwelt getrennt.
    »Wenn wir zurückkommen, gehen wir wieder hierher«, sagte Kate zu mir.
    »Klingt nicht schlecht.“
    »Du wirst mir fehlen«, sagte sie. »Du fehlst mir schon jetzt.« »Wie ist dir jetzt zumute?« fragte sie.
    »Ich glaube, in dieser Höhe steigt einem der Alkohol schneller zu Kopf. Ich habe das Gefühl, als ob der Raum schwankt.« »Er schwankt tatsächlich.« »Da bin ich aber erleichtert.« »Mir wird dein Sinn für Humor fehlen.« »Mir wird mein Publikum fehlen.«
    Sie drückte meine Hand und sagte: »Lass uns einander versprechen, dass wir genauso wiederkommen, wie wir abgereist sind. Verstehst du das?«
    »Durchaus.«
    Es war Diskoabend, und um neun fing die Band an zu spielen. Ich führte Kate auf die kleine Tanzfläche und zeigte ihr ein paar Diskoschritte aus den siebziger Jahren, was sie ziemlich komisch fand.
    Die Band spielte »The Peppermint Twist«, den ich in »Jemenitentwist« umtaufte und zu dem ich mir ein paar Tanzfiguren ausdachte, die ich »Kamelritt« und »Kugeln ausweichen« nannte. Ich war offensichtlich betrunken.
    Wir begaben uns wieder an der Bar und tranken eine Spezialität des Hauses, die sich Ellis Island Ice Tea nannte und für sechzehn Kröten pro Humpen einen etwas nobleren Namen verdient hätte.
    Kate bestellte sich Sushi und Sashimi an der Bar, und obwohl ich normalerweise weder rohen Fisch noch Seetang esse, wenn ich knülle bin, stopfte ich mir Sachen in den Mund, die ich nicht hätte anrühren sollen.
    Gegen Mitternacht verließen wir die tollste Bar der Welt, und ich hatte die tollsten Schädelschmerzen seit langem.
    Draußen angekommen, stiegen wir in ein Taxi, und Kate legte den Kopf an meine Schulter und schlief ein. Ich schaute aus dem Seitenfenster, als

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