John Corey 03 - Nachtflug
küssen und »God Bless America« zu singen.
Eine große, attraktive Frau mit langen dunklen Haaren, die schwarze Jeans und einen schwarzen Pulli trug, kam aus dem Apartmenthaus.
»Ms. Scarangello?« sagte ich. »Ich bin John Corey, FBI-Task Force.« Ich hielt meinen Ausweis hoch und sagte: »Danke, dass Sie die Zeit für mich erübrigen können.«
Sie erwiderte: »Ich habe wirklich schon alles gesagt, was ich weiß, was so gut wie gar nichts ist.«
Das denkst du, Roxanne. »Ich begleite Sie«, sagte ich.
Sie zuckte die Achseln, und wir liefen in Richtung Rittenhouse Square. »Ich treffe mich mit meinem Freund zum Abendessen«, sagte sie.
»Ich bin ebenfalls zum Abendessen verabredet. Deshalb werde ich Sie nicht lange aufhalten.«
Während wir unseres Weges gingen, stellte ich ihr ein paar unverfängliche Fragen zu ihrer Universität, ihrem ersten Tag im neuen Semester und über ihr Doktorandenseminar, in dem es, wie sie sagte, um englische Literatur ging.
Ich gähnte, worauf sie mich fragte: »Langweile ich Sie?«
»Überhaupt nicht. Ich komme gerade aus dem Nahen Osten. Sehen Sie meine Bräune? Wollen Sie meinen Flugschein sehen?«
Sie lachte. »Nein. Ich glaube Ihnen. Was haben Sie dort gemacht?«
»Für Sicherheit und Demokratie auf der Welt gesorgt.«
»Da sollten Sie lieber hier anfangen.«
Mir fiel ein, dass ich mit einer Studentin sprach und erwiderte: »Da haben Sie völlig recht.«
Sie ließ sich über die letzten Präsidentschaftswahlen aus, und ich nickte und gab ein paar beifällige Töne von mir.
Wir kamen zu einem Restaurant namens Alma de Cuba, ganz in der Nähe des Rittenhouse Square, und gingen hinein. Es war ein ziemlich nobler, anscheinend schwer angesagter Laden, und ich fragte mich, wie hoch das Stipendium war.
Ms. Scarangello schlug vor, dass wir etwas trinken sollten, während wir auf ihren Freund warteten.
Im hinteren Teil befand sich eine mit Plantagenhausjalousien dekorierte Cocktailbar, an deren weiße Wände Schwarzweißbilder aus dem alten Kuba projiziert wurden. Wir fanden einen Tisch und bestellten eine Karaffe weiße Sangria für sie und, um beim Thema zu bleiben, eine Cuba libre für mich.
»Lassen Sie mich gleich zur Sache kommen«, sagte ich. »Sie waren die Putzfrau, die am 18. Juli 1996, dem Tag nach dem Absturz von TWA 800, gegen Mittag in das Zimmer 203 des Bayview Hotel in Westhampton gingen. Ist das richtig?«
»Das ist richtig.«
»Keine andere Putzfrau oder ein sonstiger Mitarbeiter war vor Ihnen dort. Richtig?«
»Soweit ich weiß, ja. Die Gäste hatten sich nicht abgemeldet, gingen aber nicht ans Telefon und öffneten auch nicht die Tür, als ich anklopfte. Außerdem hing ein Bitte nicht stören -Schild an der Tür.«
Das hörte ich zum ersten mal. Aber es war durchaus nachvollziehbar, wenn Don Juan und seine Holde Zeit gewinnen und sich so weit wie möglich absetzen wollten.
»Und Sie haben sich mit Ihrem Passepartout Zugang verschafft?« sagte ich.
»Ja, das war nach der Abmeldezeit um elf Uhr so üblich.«
Die Getränke kamen. Ich goss ihr ein Glas Sangria ein und stieß mit ihr an.
»Können Sie sich an die Namen der FBI-Leute erinnern, die Sie zuerst vernahmen?« fragte ich sie.
»Nach fünf Jahren nicht mehr. Sie haben nur ihre Vornamen genannt.« »Tja, denken Sie mal scharf nach.«
»Ich glaube, einer von ihnen hatte einen irischen Namen«, erwiderte sie.
»Sean? Seamus? Giuseppe?«
Sie lachte. »Das ist nicht irisch.«
Ich lächelte. »Liam vielleicht.«
»Das stimmt. Der andere hieß ... ich kann mich nicht mehr erinnern. Wissen Sie's denn nicht?“
»Yeah. Vermutlich Ted.«
»Ich glaube, das stimmt. Ein gutaussehender Typ.«
Und ein Arschloch.
»Suchen Sie immer noch nach diesem Paar?« fragte sie mich. »Geht es darum?« »Ja, Ma'am.«
»Weshalb sind die so wichtig?« »Das wissen wir, wenn wir sie finden.«
»Sie waren vermutlich nicht miteinander verheiratet«, erklärte sie mir. »Die wollen nicht, dass man sie findet.«
»Tja, aber sie brauchen Eheberatung.« Sie lächelte. »Ja. Richtig.«
»Hat Ihnen das FBI eine Phantomzeichnung des Mannes gezeigt?« fragte ich sie.
»Ja. Aber ich habe ihn nicht erkannt.«
»Was ist mit der Frau, die bei ihm war?«
»Nein. Von der habe ich keine Zeichnung gesehen.«
»Okay, Sie sind also in das Zimmer gegangen, und was dann?« fragte ich sie.
»Na ja ... ich habe laut gerufen, falls sie zum Beispiel im Badezimmer sein sollten, wissen Sie? Aber ich habe gleich gesehen, dass
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