John Corey 03 - Nachtflug
Winslow geben, der höchstwahrscheinlich keine Ahnung hatte, dass Mrs. Winslow in Sex, Lügen und Videos verstrickt war. Normalerweise würde ich einfach abwarten, bis Mr. Winslow am Montag zur Arbeit ging - aber da Ted Nash auf der Pirsch war, hatte ich keine Zeit bis Montag.
Die Ortschaft Old Brookville, in der weniger Leute wohnen als in meinem Apartmenthaus, hat ihre eigene Polizeitruppe, die an der Kreuzung der Wolver Hollow Road und der Route 25A stationiert ist. Ein kleines weißes Gebäude an der nordwestlichen Ecke der Kreuzung - nicht zu übersehen, jedenfalls nach Aussage von Sergeant Roberts, dem Diensttuenden, mit dem ich gesprochen hatte.
An der Ampel bog ich links in die Wolver Hollow Road ein und stieß auf den kleinen Parkplatz des Gebäudes, auf dessen Schild OLD BROOKVILLE POLICE DEPARTMENT stand. Auf der Uhr am Armaturenbrett war es 12:17.
Auf dem Parkplatz standen zwei Autos, und ich nahm an, dass eines dem diensttuenden Sergeant gehörte und das andere Ms. Wilson, der Zivilangestellten, mit der ich zuerst gesprochen hatte, als ich anrief.
Wenn Ted Nash von der CIA oder Liam Griffith vom FBI mich verfolgt oder einen Peilsender in mein Auto montiert hatten, dann waren sie bereits auf dem Weg hierher.
In diesem Spiel war die Uhr bereits abgelaufen, und die Verlängerung ebenfalls. Jetzt konnte ich nur noch ein bisschen Zeit raus schinden.
43
Ich ging in den kleinen Warteraum; links befand sich eine vom Boden bis zur Decke reichende Plexiglas wand. Hinter dem Plexiglas stand ein erhöhter Schreibtisch, und hinter dem Schreibtisch saß eine junge, gähnende Zivilangestellte, auf deren Schreibtischschild ISABEL CELESTE WILSON stand. »Kann ich Ihnen behilflich sein?« fragte mich Ms. Wilson.
»Ich bin Detective John Corey vom FBI«, sagte ich. Ich hielt meinen Ausweis ans Glas. »Ich habe vorhin angerufen und mit Ihnen und Sergeant Roberts gesprochen.«
»Oh, richtig. Einen Moment.« Sie sagte etwas in die Gegensprechanlage, und innerhalb einer Minute kam ein Sergeant in Uniform durch die Tür hinter ihr.
Ich sagte meinen Spruch noch einmal auf, und Sergeant Roberts, ein muskulöser Mann mittleren Alters, schaute sich meinen FBI-Ausweis samt Foto an, und ich zeigte ihm außerdem das Duplikat meiner Dienstmarke vom NYPD samt meiner Ruhestandsausweiskarte, denn, wie wir beide wussten, einmal ein Cop, immer ein Cop.
Er summte mich durch eine Tür in der Plexiglaswand und geleitete mich in sein Büro im hinteren Teil des Reviers. Er bot mir einen Stuhl an und setzte sich an seinen Schreibtisch.
»Sie sind also beim FBI?« fragte er mich.
»Ja. Ich arbeite an einem Mordfall, der unter die Bundesgerichtsbarkeit fällt, und brauche ein paar Auskünfte über eine Einheimische.«
Sergeant Roberts war sichtlich überrascht. »Wir haben hier nicht viele Mordfälle. Wer ist die Einwohnerin?«
Ich ging nicht darauf ein, sondern fragte ihn: »Steht hier ein Detective zur Verfügung?“
Er wirkte ein bisschen unwillig, aber in der Welt der Ordnungshüter sprechen Detectives nur mit Detectives und der Chef der Detectives spricht nur mit Gott.
»Wir haben vier Detectives«, erwiderte Sergeant Roberts. »Einer ist mit einem Fall befasst, einer hat dienstfrei, einer ist im Urlaub, und der Detective Sergeant steht daheim auf Abruf bereit. Wie wichtig ist die Sache?«
»Wichtig, aber nicht so wichtig, dass man den Detective Sergeant bei der Nachtruhe stören muss.« Und ich fügte hinzu: »Ich bin davon überzeugt, dass auch Sie mir weiterhelfen können.«
»Was brauchen Sie denn?«
Sergeant Roberts schien der typische Ortspolizist zu sein, der die von Berufs wegen gebotene Höflichkeit großzügig auslegte, wenn man ihn richtig behandelte. Hoffentlich hatte er keine schlechten Erfahrungen mit dem FBI gemacht, denn das war manchmal ein Problem. »Der Mord ereignete sich in einem anderen Zuständigkeitsbereich«, erwiderte ich. »Es handelt sich um einen internationalen Fall unter möglicher terroristischer Beteiligung.«
Er starrte mich an und fragte dann: »Ist die Einwohnerin eine Tatverdächtige?«
»Nein. Eine Zeugin.«
»Das ist gut. Wir verlieren nämlich ungern einen Steuerzahler. Und wer ist die Einwohnerin?«
»Mrs. Jill Winslow.«
»Ernsthaft?«
»Kennen Sie sie?«
»Ein bisschen. Ihren Mann kenne ich besser. Mark Winslow. Er ist im Gemeindeplanungsausschuss. Ich habe bei den Sitzungen ein paarmal mit ihm gesprochen.«
»Und sie?« fragte ich.
»Ich bin ihr ein paarmal begegnet. Eine
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