John Corey 03 - Nachtflug
Sie mir über die beiden mitteilen?« sagte ich, ohne auf seine Frage einzugehen. »Ich meine, was Herkunft, Lebensstil und dergleichen mehr angeht.«
Sergeant Roberts dachte einen Moment lang nach, dann erwiderte er: »Mark Winslow stammt aus einer alteingesessenen Familie aus Long Island. Sie ist laut Einwohnerbefragung eine geborene Halley, ebenfalls eine alteingesessene Familie. Sie sind gut betucht, aber nicht stinkreich. Er arbeitet bei Morgan Stanley in der City, wie Sie wissen, und ist geschäftlich viel unterwegs. Sie verständigt uns jedes Mal, wenn er, sie oder alle beide weg sind. Sie sind im Country Club, und er hat noch einen Club in der City« - er warf einen Blick auf seinen Computer -»Union League Club. Sehr konservativ. Was wollen Sie sonst noch wissen?«
Ich wollte wissen, ob dies die Jill Winslow war, die an dem Abend, an dem TWA 800 abgestürzt war, am Strand gevögelt hatte, aber vielleicht sollte ich das lieber sie fragen.
»Ich glaube, ich bin jetzt ganz gut im Bild«, sagte ich.
»Was hat das damit zu tun, dass sie Zeugin bei einem Mord war?« fragte er mich.
Gute Frage. Sergeant Roger war schlauer, als ich erwartet hatte - eine Lektion, die ich mir merken sollte. »Hier geht es selbstverständlich um mehr«, erwiderte ich. »Aber aus Gründen der nationalen Sicherheit darf ich Ihnen nicht sagen, worum es geht.«
Wir blieben auf Blickkontakt, und er sagte: »Na schön.«
Mir war aufgefallen, dass sein Funkgerät keinen Mucks von sich gegeben hatte, aber jetzt summte sein Telefon, worauf er den Hörer abnahm und mit Ms. Wilson im Vorzimmer sprach.
Am liebsten hätte ich zu ihm gesagt: »Wenn es die CIA ist, bin ich nicht da.« Ich horchte auf irgendwelche Hinweise, dass es Ärger geben könnte, aber er sagte zu seiner Zivilangestellten: »Stellen Sie sie durch. Ich kümmer mich drum.« Und zu mir sagte er: »Laute Gartenparty.«
Er nahm den Anruf entgegen und plauderte mit irgendjemandem über die laute Gartenparty.
In diesem Revier herrschten wahrhaftig andere Sitten, und ich versuchte mir ein Bild von der Welt zu machen, in der Jill Winslow lebte. Wie ich vermutet hatte, gehörte sie der oberen Mittelschicht an und hatte viel zu verlieren, wenn ihr Mann herausfand, dass sie nicht immer Kleider einkaufen ging, wenn sie aushäusig war.
Ich vermutete, dass Mr. Mark Winslow, Investmentbanker bei Morgan Stanley, ein bisschen langweilig war, vermutlich gern einen oder zwei Cocktails trank, im hiesigen Country Club golfte und viel Zeit in der Stadt verbrachte, bei der Arbeit oder mit Kunden. Vielleicht hatte er eine Holde in der Stadt. Langweilige, vielbeschäftigte und reiche Männer haben eine Vorliebe für Freundinnen, die immer für sie da sind und sie attraktiv finden.
Ich wusste von Sergeant Roberts, dass Mr. Winslow ein gewisses Pflichtgefühl gegenüber seiner Gemeinde hatte und im Planungsausschuss saß. Das war sehr uneigennützig und hatte zudem den Vorteil, dass er zumindest einmal mehr im Monat aus dem Haus kam, abgesehen davon, dass er dadurch das Seine dazu beitragen konnte, um das Gesocks fernzuhalten.
Kurzum, Mrs. Winslow langweilte sich höchstwahrscheinlich. Vermutlich übernahm sie ehrenamtliche Tätigkeiten, fuhr in die Stadt, um ins Theater, in Museen oder einkaufen zu gehen oder mit anderen Frauen zu speisen, wenn sie keinen Ehebruch beging.
Ich versuchte mir ein Bild von ihrem Liebhaber zu machen, aber da ich außer Nashs Bestätigung, dass er verheiratet war, nichts weiter über ihn wusste, konnte ich lediglich schlussfolgern, dass er mit Mrs. Winslow vögelte.
Don Juan besaß offenbar einen braunen Ford Explorer, und einer der beiden besaß eine Videokamera, mit der sie ein Schäferstündchen am Strand aufgenommen hatten, und vielleicht auch noch andere Szenen dieser Art. Daher vertrauten sie einander offensichtlich, sonst hätten sie keine Videokamera mitgenommen, um ihren möglicherweise verhängnisvollen Seitensprung zu filmen. Wahrscheinlich stammten sie aus den gleichen gesellschaftlichen Kreisen, und diese Affäre hatte mit einem harmlosen Flirt bei einer Cocktailparty oder einem Clubtanz angefangen, war zu gemeinsamen Mittag- und Abendessen gediehen und dann zum Fickifacki.
Ein weiterer Gedanke: Obwohl sie sich reichlich leichtsinnig verhielten, waren sie an sich keine leichtsinnigen Leute. Sie hatten diese Beziehung gut im Griff beziehungsweise gut im Griff gehabt, waren ein wohlkalkuliertes Risiko eingegangen, dessen Vorzüge - was immer sie auch
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