John Corey 03 - Nachtflug
in Washington zu treffen.«
Sie dachte darüber nach, dann fragte sie mich: »Wer könnte deiner Meinung nach in eine Vertuschungsaktion verwickelt sein? Und weshalb?“
»Ich weiß es nicht. Darum geht's mir im Moment auch nicht. Aber wenn die Kacke ins Dampfen gerät, werden wir sehen, wer in Deckung geht.«
Sie verarbeitete das alles und sagte dann: »Hoffentlich nicht Jack.«
»Kate, mir ist es scheißegal, wer mit drinsteckt. Die müssen alle einfahren.«
Sie schaute mich an und sagte: »Diese ... ich glaube, man kann es als Verschwörung bezeichnen ... geht möglicherweise von ganz oben aus.«
»Geht mich nichts an.«
»Könnte es aber. Darauf will ich ja hinaus. Diese Sache könnte so groß sein und so hoch hinaufreichen, dass sie nicht auffliegt. Wir könnten einfahren.«
»Du musst ja nicht mitmachen.«
Sie warf mir einen wütenden Blick zu und sagte: »Sag das nicht noch mal.« Sie umarmte mich und sagte: »Ich habe es ins Rollen gebracht. Wir bringen es gemeinsam zu Ende.«
»Machen wir.« Kate steckte genau wie ich schon so tief in der Sache drin, dass wir da nur wieder rauskamen, wenn wir weitergruben, bis wir auf der anderen Seite das Tageslicht sahen.
»Zeig mir das Video«, sagte sie zu mir.
»Vielleicht solltest du erst Jill Winslow kennenlernen.«
»Tja ... was meinst du?«
Wenn man sowohl das Beweismaterial als auch einen Zeugen hat, sichtet man normalerweise erst die Beweise, bevor man mit dem Zeugen spricht, aber diese Situation war ein bisschen komplizierter. Ich beschloss, die Reihenfolge einzuhalten, in der ich rangekommen war - erst Jill, dann das Video. Oder sollte ich etwa Kate die Aufnahme zeigen und ihr dann den Star des Videos vorstellen, mit dem ich mir die Suite teilte? »John?«
»Äh ... tja, ich glaube, du solltest erst Jill Winslow kennenlernen, damit du die Aufnahme entsprechend einschätzen kannst. Nüchtern und sachlich.«
»Na schön. Ist sie in ihrem Zimmer?«
»Ja. Es sei denn, sie ist wieder zur Kirche gegangen.«
Ich ging zu ihrer Tür und klopfte. »Jill? Mrs. Winslow?«
»Ja?« hörte ich sie sagen.
»Sind Sie zu sprechen -?«
Sie öffnete die Tür, und ich sagte: »Jill, ich möchte Ihnen Kate vorstellen, meine Frau.«
Jill lächelte, ging zu Kate und schüttelte ihr die Hand.
»Ich freue mich, Sie kennenzulernen. John war ein bisschen besorgt um Sie, als Sie am Flughafen ankamen.«
»Und mit gutem Grund, wie sich herausstellte«, erwiderte Kate. Sie lächelte. »Ich freue mich, Sie kennenzulernen.«
Ich checkte die Situation kurz ab und hatte den Eindruck, dass alles cool war. Kate war nicht der eifersüchtige Typ, und außerdem war sie Profi, und Jill Winslow war in jeglicher Hinsicht eine Dame - von ihren Eskapaden am Strand einmal abgesehen. Aber das war lange her.
»John hat mir ein bisschen erzählt, was in den letzten Tagen vorgefallen ist. Wie geht es Ihnen?«
»Sehr gut, danke. Ihr Mann ist wie ein Fels in der Brandung.«
Vielleicht nicht die beste Wortwahl, jedenfalls in Anbetracht der Umstände und der gemeinsamen Suite, aber Kate erwiderte so freundlich wie eh und je: »Auf ihn kann man sich verlassen.« Und sie fügte hinzu: »Ich möchte mich bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie auf uns zugekommen sind und sich allem so ehrlich stellen. Ich darf gar nicht darüber nachdenken, wie schlimm das für Sie sein muss.“
»Eigentlich geht es mir so gut wie seit fünf Jahren nicht mehr«, erwiderte Jill. »Wie wär's mit ein bisschen Blubberwasser?« schlug ich vor.
Ich öffnete eine Flasche Sekt, schenkte ein, und wir stießen miteinander an. »Auf Kates Heimkehr«, sagte ich, »und darauf, dass Jill bei uns ist.«
»Und auf einen großen Kriminalisten«, fügte Kate hinzu.
Jill sagte: »Und darauf ... dass all denen Gerechtigkeit widerfahren möge, die ihr Leben verloren haben ...«
Schweigend tranken wir den ersten Schluck, dann sagte Jill: »Ich habe das Gefühl, dass ich Sie bei Ihrem Wiedersehen störe.«
»Ganz und gar nicht«, erwiderte Kate rasch. »John und ich haben uns bereits geknuddelt und geküsst. Die Kriegsgeschichten können wir uns für später aufheben.«
Jill sagte: »Das ist sehr nett von Ihnen, aber -«
»Nein«, fiel Kate ihr ins Wort. »Sie müssen dableiben. Ich habe so viele Fragen an Sie, dass ich gar nicht weiß, womit ich anfangen soll.«
»Eigentlich ist es eine ziemlich kurze Geschichte, und sie läuft darauf hinaus, dass ich etwas getan habe, was ich nicht hätte tun sollen - und damit meine ich
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