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John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

Titel: John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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nach draußen gezerrt hatte. Andererseits war Temple am Steuer gesessen; wer, außer Niema, hätte also das Gegenfeuer eröffnen können? Es war natürlich möglich, dass Temple sowohl das Fahren als auch das Schießen übernommen hatte, unwahrscheinlich zwar, aber nicht unmöglich, denn Temple war ein Vollprofi.
    Was hatten sie in seinem Büro gemacht?
    Das Zahlenschloss funktionierte nicht. Doch es hatte noch funktioniert, als er das Büro zum letzten Mal verließ, denn er drehte, schon aus Gewohnheit, immer noch einmal am Türknauf, wenn er draußen war.
    Er stand in seinem Büro und blickte sich um, versuchte die Dinge mit Temples Augen zu sehen. Worauf wäre er scharf gewesen? Die Computer natürlich. Aber in Caras gab es nichts, das von Interesse für ihn gewesen wäre, und sein eigener war mit einem Passwort geschützt.
    Das Passwort. Er schritt zu seinem Schreibtisch und musterte alles, was darauf lag, mit prüfendem Blick. Alles sah aus wie sonst; der dicke Schmöker lag noch genauso da, wie er ihn hingelegt hatte.
    Und dennoch …
    Und dennoch verriet ihm sein Instinkt, der ihn schon in so vielen Gefahrensituationen gewarnt hatte, dass Temple es irgendwie geschafft hatte, sich Zugang zu seinem Computer zu verschaffen, so wie es ihm auch gelungen war, sich Zugang zu seinem Haus, seinen Privaträumen zu verschaffen. Eine andere Annahme konnte sich Ronsard gar nicht leisten. Genauso wenig konnte er es sich leisten, seinen Gegner zu unterschätzen, einen Mann, der anscheinend ganz nach Belieben auftauchte und wieder verschwand, der an Regierungsdokumente herankam, noch bevor sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Ein solcher Mann hatte entweder mächtige Unterstützung im Rücken – oder er war selbst überaus mächtig.
    Sie mussten gefunden werden. Ein Anruf bei den Behörden in Lyon hatte genügt, um ein Netz über den Flughafen auszuwerfen, und dann, als einer seiner Leute, der anscheinend schärfere Augen besaß als die anderen, Reifenspuren entdeckte, die in ein Wäldchen führten, und schließlich den Mercedes verlassen vorfand, hatte er dieses Netz auch auf die Autovermietungen ausgeweitet.
    Sie waren jetzt also zu Fuß unterwegs, außer natürlich, Temple war es gelungen, einen weiteren Wagen zu stehlen. Ronsard sorgte sogleich dafür, dass ihm von jedem Diebstahl in der Gegend berichtet wurde.
    Er setzte sich an seinen Schreibtisch und trommelte mit den Fingern auf die polierte Oberfläche. Lyon wäre das logischste Ziel – aber vielleicht schlug Temple ja gerade aus diesem Grund die entgegengesetzte Richtung ein. Immer das tun, was der Gegner nicht erwartet, immer einen Schritt voraus sein.
    Das war wie beim Schach, mit Attacken und Konterattacken. Der Schlüssel zum Sieg lag in der Voraussicht, lag darin, jeden Zug des Gegners vorauszuahnen.
    Marseille lag im Süden – eine größere Stadt als Lyon, mit einem großen, belebten Hafen. Das war zwar weiter weg, aber sobald sie einmal dort wären, war die Flucht um vieles leichter.
    Der Hafen. Das war der Schlüssel. Temple würde versuchen, auf dem Wasserweg zu entkommen.
     
    Es war ein kleines Dorf, nicht mehr als fünfzehn Häuser, die sich unregelmäßig beiderseits der Landstraße erstreckten. John wählte einen alten Renault aus, der vor einem Häuschen geparkt stand, da die alten Modelle leichter kurzzuschließen waren. Niema stand Wache, während er vorsichtig die Tür aufknackte und unter dem Armaturenbrett nach dem Zündkabel tastete. Die Wagenbeleuchtung ging dabei zwar an, doch da John keine Taschenlampe bei sich hatte, musste er es riskieren, dass man sie möglicherweise sah. Mit dem Messer schnitt er ein wenig von der Gummiummantelung der Kabel ab.
    Drei Häuser weiter erwachte ein Hund aus seinen Hundeträumen, bellte einmal kurz und wurde dann wieder still. Nirgends ging Licht an.
    »Steig ein«, flüsterte John und trat beiseite, damit sie von dieser Seite aus hineinkriechen konnte und nicht noch mehr Lärm verursachte, indem sie ihre Türe zuschlug. Aber sie war kein Kind mehr, der Renault war verflucht eng; sie stieß sich das Knie am Schaltknüppel, den Kopf am Deckenlicht und den Ellbogen am Steuer. Leise Verwünschungen murmelnd, zwängte sie sich schließlich auf den Beifahrersitz.
    John lachte zwar nicht, aber sein Mund sah aus, als wollte er. Im trüben Wagenlicht konnte sie zum ersten Mal seit ihrer Flucht sein Gesicht deutlicher erkennen, und ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. Seine rechte Gesichtshälfte

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