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John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

Titel: John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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lassen, auch sämtliche Autovermietungen. Er wird erwarten, dass wir uns dorthin wenden.«
    »Und warum dann nicht Marseille?«
    »Unsere Jacht liegt in Nizza.«
    »Ach tatsächlich? Ich wusste gar nicht, dass wir eine Jacht haben.«
    »Die CIA hat dort eine Jacht, und diese Jacht ist mit Computern und einem Satellitenanschluss ausgestattet. Von dort aus kann ich meine Daten direkt nach Langley weiterleiten, und die können sich sofort an die Arbeit machen.«
    »Dann also auf nach Nizza.«
    Er zog ein Messer aus der Tasche und ging vor ihr auf die Knie. Dann packte er den Stoff ihres Kleides, setzte das Messer etwa in Kniehöhe an und schlitzte es horizontal auf, schnitt ihr die untere Hälfte des Kleids ab. »Du hast mehr in deinen Taschen als Snoopy in seiner Hundehütte«, bemerkte sie. »Keine Ahnung, wieso das Ding nicht ausgebeult aussieht.«
    »Ich habe eben einen sehr guten Schneider.«
    Jetzt wo sie unter den Bäumen hervorgetreten waren, konnte sie sehen, dass seine Stirn noch blutete. Er schnitt einen schmalen Stoffstreifen ab von dem Stück, das er ihr gerade abgesäbelt hatte, und band es sich um die Stirn. Sein Smoking war zerrissen und dreckig, und als sie an sich selbst hinabschaute, sah sie, dass sich das, was noch von ihrem umwerfenden Dior-Kleid übrig war, in ähnlichem Zustand befand. Den restlichen Stoff hängte er sich um den Hals.
    Sie verfielen in einen gemächlichen Dauerlauf, da sie ja keine Joggingschuhe anhatten und sich der harte Asphalt unter den dünnen Sohlen ihrer Abendschuhe ziemlich hart anfühlte und jeden Knochen im Leib durchrüttelte.
    »Hast du vor, bis Nizza zu laufen?«, erkundigte sie sich nach etwa einer Meile.
    »Nein, wir klauen ein Auto.«
    »Wann?«
    »Sobald ich eins finde.«
    Sie mühte sich um eine Laufart, die es ihren Füßen und Beinen möglichst leicht machte, und versuchte, mit den Gedanken im Hier und Jetzt zu bleiben. Das war ihr nicht schwer gefallen, als man noch auf sie schoss, doch nun, wo es nichts gab als das rhythmische Klatschen ihrer Schuhsohlen auf dem Asphalt und die sie umgebenden Nachtgeräusche, ertappte sie sich dabei, wie ihre Gedanken wiederholt abschweiften. Jetzt, da keine unmittelbare Gefahr drohte, musste sie an das denken, was in Ronsards Büro vorgefallen war.
    Sie wollte nicht daran denken, konnte aber nicht anders. Vielleicht hatte es ja so kommen müssen, wenn man bedachte, wie stark sie sich, nicht zuletzt sexuell, zu ihm hingezogen fühlte, schon von dem Augenblick an, als sie ihm ein zweites Mal in Frank Vinays Büro begegnet war. Durch John war sie schlagartig wieder zum Leben erwacht, sie spürte das Knistern zwischen ihnen, und manchmal fühlte sie sich derart lebendig, dass sie glaubte, die Haut würde ihr zu eng. Die paar Male, als sie sich küssten, mochten zwar gestellt gewesen sein, doch gespielt war es nicht, zumindest nicht von ihrer Seite. Jede Berührung, jeder Tanz, jeder Kuss hatten dieses Feuer bei ihr geschürt; so gesehen war es ein reines Wunder, dass sie nicht explodiert war, sobald sie seine Zunge zwischen den Schenkeln spürte.
    Wäre es doch bloß nicht auf diese Weise geschehen, als Täuschungsakt für Ronsard, ohne Liebe, ohne Zärtlichkeit. Für sie war es ein kataklysmisches Ereignis gewesen, für ihn dagegen nur ein Job.
    Vielleicht war es ja das, was sie so tief verletzte. Sie wollte ihm mehr bedeuten als ein Job, ein Mittel zum Zweck. Sie befürchtete … o Gott, ja, sie befürchtete, sich in ihn verliebt zu haben.
    Wie konnte sie nur? Wie dumm musste man sein, sich in einen Mann wie John Medina zu verlieben?
    Es ist eine Sache, einen Mann, der oft unterwegs ist, zu lieben; das tun tausende Frauen. Auch einen Mann zu lieben, der die Gefahr zu seinem täglichen Brot zählt, ist nichts Besonderes. Polizisten, Feuerwehrleute, Ölbohrturmtechniker – sie alle haben riskante Berufe und sind oft über längere Zeit von zu Hause fort. Aber wenigstens lebten sie in der Sonne. Wenigstens war deren Leben real. John dagegen war ein Chamäleon, inszenierte sich und andere, immer im Einsatz, immer an der Grenze. Er war fast immer jemand anders. Sie würde nie erfahren, ob er tot oder noch am Leben war oder ob er zu ihr zurückkam, selbst wenn er noch lebte.
    So konnte sie nicht lieben. So konnte sie nicht leben.
    »Ein Auto«, sagte er, sie aus ihren quälenden Gedanken reißend. Er packte sie am Arm und zog sie von der Straße herunter. »Los, runter.« Scheinwerfer tauchten vor ihnen auf und näherten sich

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