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John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

Titel: John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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dass sich das irgendein einsamer Irrer irgendwo hat einfallen lassen. Aber was ich so höre, stammt das Zeug aus einem Top-Secret-Labor in Europa.«
    »IRA?«
    »Ich bin überzeugt davon, dass die sich als Erste anstellen würden, um das Zeug zu kaufen, aber ich habe keine Gerüchte gehört, dass sie die Entwicklung zu Geld gemacht hätten.«
    »Also, wer dann?«
    »Such dir’s aus, Kandidaten gibt’s ja genug.«
    Terroristische Gruppierungen wuchsen und gediehen überall auf der Welt. Mindestens zweitausendfünfhundert waren bekannt; einige kamen und gingen, andere besaßen tausende von Mitgliedern und existierten schon seit Jahrzehnten.
    »Und alle wollen sie diesen neuen Sprengstoff.«
    »Nur, wenn sie die Kohle dazu haben.« Die Terrorgruppen mochten vielleicht miteinander kooperieren, aber eine große glückliche Familie waren sie noch lange nicht. Ein neuer Sprengstoff wäre ein Vermögen wert, solange man den Vertrieb streng kontrollierte, beziehungsweise solange es nur einen Produzenten gab. Irgendwann würden ihn natürlich alle haben, wie das bei jeder neuen Technologie der Fall war, bis dahin würde die Wissenschaft auch die Mittel gefunden haben, den Stoff identifizierbar zu machen. Das Ganze war wie ein Schachspiel, Zug und Gegenzug.
    »Wenn das Ganze aus Europa stammt und großes Geld dahinter steckt, dann ist Louis Ronsard unser Mann«, sagte John.
    Das an sich war schon ein Riesenproblem. Ronsard war eine zwielichtige Figur, ein Franzose, der es mit jeder Seite hielt; doch er war die Anlaufstelle für viele und hatte ein enormes Vermögen angehäuft, indem er alles beschaffte, was seine Kunden wünschten. Wahrscheinlich steckte er selbst gar nicht hinter der Entwicklung des Sprengstoffes, aber er wäre die logischste Wahl als Mittelsmann, einer, der Bezahlung und Versand abwickeln konnte – gegen eine Gebühr natürlich.
    Es wäre nicht schwer, Ronsard festzunehmen oder zu eliminieren; er versteckte sich gar nicht. Doch waren er selbst und sein Anwesen rund um die Uhr streng bewacht, sodass eine Festnahme weit schwieriger wäre als eine Eliminierung. Selbst wenn man ihn festnehmen könnte, bezweifelte John, dass man etwas Brauchbares aus ihm herausbekam. Auch die ausgefeiltesten Verhörtechniken nützten nichts, wenn der Verhörte darauf trainiert war, ihnen zu widerstehen. Hinzu kam, dass Ronsard mächtige Freunde in der französischen Regierung besaß. Aus all diesen Gründen hatte man ihn bisher in Ruhe gelassen, aber auch deshalb, weil er im Grunde nur ein Mittelsmann war. All die hässlichen Dinge stammten nicht von ihm, er war sozusagen nur der Verteiler, der geschäftliche Koordinator. Wenn man ihn ausschaltete, dann rückte halt ein anderer an seine Stelle.
    Wichtig war, herauszufinden, woher der Sprengstoff kam, aber John musste auch herausfinden, an wen und wie viel bereits geliefert worden war. Und um das herauszufinden, brauchte er Ronsard.

5
    John Medina stieg nie zweimal hintereinander in derselben Unterkunft ab, wenn er nach Washington D.C. kam. Er hatte kein festes Zuhause, keine Wohnung, keine Heimat. Wenn er eine feste Wohnung hätte, dann wüsste man früher oder später, wo er zu finden wäre, denn wenn man ein Zuhause hatte, dann kehrte man irgendwann auch dorthin zurück. Also wohnte er in Hotels und Motels, in Apartments und gelegentlich auch in einem Haus zur Miete – oder in einer Hütte, einem Zelt, einer Höhle, einem Erdloch, egal, was gerade verfügbar war.
    Am liebsten war ihm ein Apartment. Dort war er ungestörter als in einem Hotel, und im Gegensatz zu Motels gab es mehr als einen Ausgang. Er schlief nicht gern an Orten, in denen er sich eingesperrt vorkam.
    Das Hotel, in dem er diesmal abgestiegen war, besaß gusseiserne Balkongeländer vor jedem Zimmer. Das war auch der Grund, warum er es sich ausgesucht hatte. Er hatte schon zuvor eingecheckt, hatte das Zimmer nach Wanzen durchsucht, das Alarmsystem des Hotels überprüft und war dann zu dem Treffen mit Frank Vinay gegangen. Als er jetzt durch die Lobby zum Aufzug schritt, hätte ihn niemand, der ihn zuvor beim Einchecken sah, wieder erkannt.
    Es fiel ihm nicht schwer, sich zu tarnen. Beim Einchecken hatte er eine Sonnenbrille getragen, die Haare mit einem Spray grau gefärbt, in den Wangen Zellstoffröllchen, damit sein Gesicht fülliger wirkte, und er hatte deutlich gehinkt. Außerdem hatte er einen nasalen New Yorker Akzent benutzt und billige Kleidung getragen, wie man sie in jedem Supermarkt kaufen konnte.

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