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John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

Titel: John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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nur uns Mädchen was an.«
    Aber er ging nicht fort. Mit einem komisch hilflosen Ausdruck auf dem Gesicht ließ er sich in den nächsten Sessel plumpsen und schaute zu, wie Niema den Gebrauch jedes Artikels demonstrierte.
    Rosa Rouge war viel zu kräftig für ihr handtuchweißes Gesicht. Niema nahm ein Taschentuch und wischte das meiste davon wieder ab, sodass am Schluss nur ein Hauch übrig blieb. »Vergiss nicht, man kann alles wieder abwischen, was einmal drauf ist. Was zu viel ist, wird weggewischt. Ich selbst habe immer ein paar Kosmetiktücher oder Wattebäuschchen in Reichweite, wenn ich mich schminke, denn ein richtiges Make-up sollte nicht auffallen. Siehst du meinen Eye-Liner?« Sie beugte sich vor, und Laure nickte, den Blick wie gebannt auf Niemas Augen gerichtet.
    »Ich nehme einen schwarzen Stift, so wie den hier – er ist ganz weich, siehst du? Das ist besser für die Haut. Dann wische ich das meiste davon wieder weg, sodass man kaum noch was sieht. Aber ich habe einen dunklen Teint, während du einen ganz hellen hast. Schwarz wäre also viel zu hart für dich. Wenn du mal alt genug bist, um Eye-Liner herzunehmen, dann solltest du einen grauen benutzen.«
    Und so nahm die Schminkstunde ihren Fortgang, wobei Laure an jedem Wort hing, das Niema sagte. Unter deren Anleitung wurde tatsächlich nur sehr wenig auf das kleine, skelettähnliche Gesicht aufgetragen, nur eine Andeutung von Farbe. Laure blickte in einen Spiegel und lächelte dann. »Jetzt sehe ich nicht mehr so krank aus«, erklärte sie zufrieden. »Ich danke Ihnen vielmals, Madame Jamieson. Hast du zugeschaut, Papá?«
    »Ja, ich habe zugesehen. Es sieht sehr hübsch aus, aber …«
    »Wenn ich sterbe, möchte ich, dass du dafür sorgst, dass mich jemand genauso schminkt wie jetzt. Ich will nicht krank aussehen, wenn ich in den Himmel komme.«
    Ronsard wurde kreidebleich. Niema tat er Leid, doch am meisten erschütterte sie dieses kleine Mädchen, das nicht wusste, was es hieß, gesund zu sein, mit Altersgenossen herumzutollen und zu spielen.
    »Ich werde mich nicht mehr schminken, ich verspreche es«, sagte sie. »Nicht mal Lippenstift, obwohl mir der schon gefällt. Aber … falls. Versprich es mir, Papá.«
    »Ich verspreche es.« Seine Stimme klang gepresst und heiser, ganz anders als sonst.
    Sie streckte die Hand aus und tätschelte sein Knie, das Kind tröstete den Vater. »Du kannst das Täschchen haben«, sagte sie, »und es gut für mich aufbewahren. Dann weißt du immer, wo es ist.«
    Er hob sie aus ihrem Rollstuhl und nahm sie ganz behutsam auf seinen Schoß, um nicht an den Sauerstoffschläuchen zu zerren. Sie war so zart, so winzig, so zerbrechlich; ihre Beine baumelten wie die eines Kindergartenkinds. Er konnte einen Moment lang nicht sprechen, das dunkle Haupt gesenkt, die Wange an den Kopf seiner Tochter geschmiegt. »Du wirst es noch lange, lange nicht brauchen«, sagte er schließlich.
    »Ich weiß.« Doch in ihren Augen stand eine ganz andere Botschaft.
    Sie wirkte jetzt müde. Er berührte ihre Wange. »Möchtest du dich ein wenig hinlegen?«
    »Aufs Sofa«, sagte sie. »Ich möchte mir einen Film anschauen.«
    Bernadette kam zu ihnen und schob den Rollstuhl mit dem Sauerstoffbehälter, während er Laure zu dem üppig gepolsterten Sofa trug und behutsam darauf bettete. Unter dem rosa Lippenstift waren die Lippen des Mädchens leicht bläulich angelaufen. Er deckte ihre Beine mit einer weichen Decke zu, und Bernadette schob ihr ein paar Kissen in den Rücken, sodass sie halb aufrecht sitzen konnte.
    »Na also!«, sagte sie und kuschelte sich behaglich in die Kissen. »Alles perfekt, um einen Film anzuschauen.« Sie warf ihrem Vater einen hinterhältigen Blick zu. »Es ist ein Liebesfilm.«
    Ronsard hatte seine Schlagfertigkeit wiedergefunden. »Wegen dir kriege ich noch graue Haare«, verkündete er mit einem gespielten Stirnrunzeln. »Ein Liebesfilm!«
    »Mit Sex«, fügte sie neckisch hinzu.
    »Sag nichts weiter«, wehrte er mit erhobenen Händen ab. »Ich will’s gar nicht wissen. Ein Papá kann nur so und so viel ertragen. Sage Madame Jamieson auf Wiedersehen, und dann lassen wir dich deinen Liebesfilm schauen.«
    Laure hielt ihr die Hand hin. »Wiedersehen, Madame. Das war schön! Werden Sie mich wieder besuchen?«
    »Aber sicher«, sagte Niema, der es schier die Brust abdrücken wollte. »Es hat mich wirklich sehr gefreut, dich kennen zu lernen, kleine Mademoiselle. Dein Papá hat Glück, eine so wundervolle Tochter

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