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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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waren ein Spion.«
    Der Mann nahm eine neue Zigarette aus der flachen roten Dunhill-Schachtel, die neben dem Aschenbecher lag. Eine manikürte Frauenhand, die so elegant war wie die Stimme, die die Fragen stellte, streckte ihm ein silbernes Feuerzeug entgegen.
    »Ich war Leiter der Abteilung und überwachte Operationen in ganz Europa.«
     
    Tyson stoppte die Befragung an dieser Stelle und betrachtete Wen mit der Dunhill zwischen den Lippen. »Dies wurde vor etwa sechsunddreißig Stunden in einem geheimen Unterschlupf etwas westlich von London aufgenommen. Und ja, Mr Wen Shubai ist genau das, was er sagt. Er hat Samstagnacht
seine Leibwächter bei einer Toilettenpause an der M1 abgehängt. Die Briten freuen sich, ihn zu haben.«
    »Während eines Staatsbanketts im Buckingham-Palast überzulaufen, wäre natürlich eleganter gewesen. Aber so ist es. Auf jeden Fall hat er uns einiges zu erzählen. Deshalb habe ich Sie auch in mein glückliches Heim eingeladen. Ich bin sicher, Sie werden es zu schätzen wissen.«
    Exley, Shafer und Tyson saßen in einem fensterlosen Konferenzraum im siebten Stock des neuen Hauptquartiers in Langley, nur eine Tür entfernt von Tysons Büro und einige mehr von Dutos Büro. Wells hatte Tysons Einladung abgelehnt. Er war erst wenige Tage zuvor aus Afghanistan zurückgekehrt, trug einen Verband an der Schulter, war aber ansonsten wohlauf. Nur Exley hatte er erzählt, dass die Mission ein Erfolg gewesen war, dass sie einen Russen gefangen genommen hatten und dass er nach New York reisen musste, »um sich um etwas zu kümmern«. Exley war verärgert über seine Zurückhaltung, wollte aber im Zweifel für den Angeklagten sprechen. Immerhin war er es gewöhnt, allein zu operieren.
    »Dieser Wen ist also vorgestern übergelaufen?«, erkundigte sich Shafer.
    »Richtig. Die Briten haben ihn seitdem nahezu unablässig befragt. Sie kennen das Verfahren: Alles, was er sagt, wird mit verfügbaren Beweisen gegengeprüft. Behandeln Sie ihn mit Respekt, aber übertreiben Sie es nicht. Stellen Sie sicher, dass er weiß, dass wir ihm einen Gefallen tun, und nicht umgekehrt. Holen Sie alles aus ihm heraus, solange er noch frisch ist, um es so zu sagen.«
    »Ist jemand von uns dabei?«
    »Noch nicht. Wen hat zwar erklärt, dass er mit uns sprechen will, aber die Briten sagen, dass er sich auf ihrem
Staatsgebiet aufhält. Ihr Land, ihr Fall. Irgendwann bekommen wir ihn zu Gesicht. Selbstverständlich unter ihrem wachsamen Auge. Ich habe Duto jedoch ersucht, die Briten deshalb nicht zu sehr unter Druck zu setzen. Möglicherweise ist es sogar vorteilhaft für uns, wenn wir ihnen Shubai überlassen.«
    »Warum?«, fragte Exley.
    »Ich verspreche, dass sich alles klären wird. Sehen wir uns mehr von Mr Wens größten Hits an.«
    Tyson ließ die DVD im schnellen Vorlauf laufen. Fasziniert beobachtete Exley, wie Zigaretten auf magische Weise in Wens Händen auftauchten, zu nichts zusammenschrumpften, und erneut frisch auftauchten. Seit Monaten hatte sie sich nicht mehr so sehr nach einer Zigarette gesehnt.
    »Ah … hier.«
     
    »Warum sind Sie übergelaufen?«, fragte die Interviewerin.
    Zum ersten Mal wirkte Wen verwirrt. »Als ich vor zwei Wochen aus Peking hierherkam, entschloss ich mich dazu.« Er zog an der Zigarette, ohne eine weitere Erklärung abzugeben.
    »Aber warum jetzt? Nach all diesen Jahren.«
    »Ich wollte meine Meinung frei äußern können. In China ist das unmöglich.«
    »Kommen Sie, Mr Wen. Wir drehen hier kein Werbevideo für Taiwan. Sie erwarten doch nicht von uns, dass wir glauben, Sie seien nur übergelaufen, um jetzt in den Straßen Plakate hochzuhalten. Sie sind ein Mann von zweiundfünfzig Jahren, kein Collegestudent. Wie viel Freiheit brauchen Sie?«
    Wen presste die Hände zusammen. »Sie wissen es bereits, muss ich wirklich antworten?«

    »Bitte.«
    »Ich soll planmäßig nach China zurückkehren. Aber ich will nicht. Ich liebe eine Frau hier. Und jetzt habe ich herausgefunden, dass meine Frau, die in Peking lebt, eine Beziehung zu meinem dortigen Vorgesetzten hat.«
    »Beziehung?«
    Wen schüttelte müde den Kopf. »Eine sexuelle Beziehung.«
     
    Tyson hielt die DVD erneut an. »Wie viel Freiheit brauchen Sie? Ich liebe es, wie sie das sagt. Diese Briten.«
    »Die besten Freunde Ihrer konföderierten Vorfahren«, sagte Shafer.
    »Das ist wahr. Weder wir noch die Briten können die Sache mit seiner Frau bestätigen. Allerdings hat er hier mit einer Frau geschlafen, mit der

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