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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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stiegen ein, und es ging los. Mit eingeschaltetem Blinklicht rasten sie über den George Washington Parkway.
    »Sehr diskret, Ellis.«
    »Befehl von Duto.«
    »Erzähl mir, wo wir stehen.«
    »Etwa vor zwei Stunden gab es einen Durchbruch. Sie haben Haxhi geknackt. Den Kapitän. Frag mich nicht, wie.«
    Das brauchte Wells gar nicht. Er wusste es. Vor einigen Monaten war er in China Opfer einer Foltersitzung gewesen, bei der man ihm die Rippen gebrochen und die Schultern ausgekugelt hatte. Bei dem Gedanken daran schmerzten seine Rippen selbst jetzt noch. Alles wiederholte sich in einem endlosen Kreislauf. »Hat er die Namen der Schmuggler genannt?«
    »Das nicht. Angeblich kennt er sie nicht. Stimmt vielleicht sogar. Aber er hat uns verraten, wo er sie abgesetzt hat. Nicht in Nova Scotia, sondern im südöstlichen Neufundland. In der Nähe von St. John’s. Das ist die Hauptstadt.«

    »Neufundland?« Wells versuchte, sich Ostkanada vorzustellen. »Das ist doch eine Insel, oder?«
    »Stimmt. Vermutlich dachten sie, da sind sie vor der kanadischen Marine weitgehend sicher. Ist ja auch richtig. Also haben sie die Kisten an Land geschafft, die Fähre nach Nova Scotia genommen und sind mit dem Auto über die Grenze.«
    »Irgendwer muss sie abgeholt haben.«
    »Sieht ganz so aus.«
    »Sonst noch was? Haben die Zauberer« - die NSA - »irgendwas rausgefunden?«
    Shafer schüttelte den Kopf. »Auf dem Schiff befand sich noch ein Satellitentelefon, aber es war nicht aktiviert. Die Handynummer, die Bernhard dir gegeben hatte, hat uns nicht weitergebracht, genauso wenig wie seine E-Mail-Adresse. Während du in der Luft warst, haben sich die Deutschen sein Haus, Büro und Lager vorgenommen, aber bisher ohne verwertbare Ergebnisse.«
    »Der Laptop?«
    »Nicht so einfach, aus einer geschmolzenen Festplatte was rauszukriegen. Aber sie versuchen es.«
    »Der Sohn, dieser Helmut, weiß was«, sagte Wells. »Da bin ich mir sicher. Vielleicht kennt er einen Namen.«
    »Sie werden ihn mächtig unter Druck setzen. Sonst noch was, John? Wir stehen im letzten Viertel des Spiels.«
    »Ja, und die anderen haben den Ball.«
    Wells schloss die Augen und versuchte nachzudenken, aber die Müdigkeit legte sich wie ein Mantel über ihn, und er musste immer an den Flughafen, an die Familie in Halle C denken.
    »Ihr geht davon aus, dass die Kisten auf dem Landweg transportiert wurden, aber vielleicht hat das der Kurier erledigt,
und die eigentlichen Drahtzieher sind geflogen. Sind die Flüge von St. John’s in die USA überprüft worden?«
    »Ich weiß nicht, ob das schon erledigt ist, aber es steht ganz oben auf der Prioritätenliste. Falls es einen Direktflug zwischen den Vereinigten Staaten und Neufundland gibt, könnte das der Durchbruch sein. Wir können nur hoffen, dass sie nicht in Toronto oder sonst irgendwo umgestiegen sind.«
     
    Fünf Minuten später waren sie in Langley. Und dort wartete die größte aller Überraschungen: Exley saß vorgebeugt auf Shafers Couch und starrte angestrengt auf eine Wandkarte, die an einer Korkwand mitten im Raum befestigt war und Nordamerika und den Nordatlantik zeigte. Sie hatte sich die Haare geschnitten. Wells hatte ihr Haar noch nie so kurz gesehen, an den Seiten rasiert und oben fast stachelig. Damit sah sie aus wie eine Punksängerin. Er hatte keine Ahnung, was der Haarschnitt zu bedeuten hatte, aber ansonsten war sie so schön wie immer. Die kurzen Haare betonten ihre blauen Augen, und sie hatte ein paar Pfund abgenommen. Nicht viel, aber sie war schon vorher sehr schlank gewesen, und die scharf gezeichneten Wangen ließen sie sehr zart aussehen. Bei seinem Anblick stand sie auf. Er ging zu ihr, hob sie hoch und umarmte sie, als wollte er mit ihr verschmelzen. Sie legte die Arme um ihn, aber als er sie küssen wollte, wandte sie das Gesicht ab. Er setzte sie ab, und sie legte die Hand auf seinen Arm.
    »Du bist ja noch da«, stellte Shafer fest.
    »Das konnte ich mir nicht entgehen lassen.« Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Die Rückkehr des verlorenen Sohnes.«

    »Du siehst toll aus.« Wells fuhr mit der Hand über ihr Haar.
    »Das letzte Mal habe ich es auf dem College so kurz getragen«, sagte Exley.
    »Aber ich dachte …« Wells verstummte, weil er nichts Falsches sagen wollte. Eigentlich war er damit zufrieden, sie anzusehen.
    »Alte Gewohnheit«, sagte sie. »Erst habe ich mir eingeredet, ich wollte nur Ellis besuchen, dann wollte ich nur ein oder zwei Tage arbeiten, und dann wollte

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