John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär
sei. Aber der blieb ruhig stehen und hatte noch eine Frage.
»Welches Gehalt werde ich für meine Tätigkeit beziehen, Sir?«
Mr. Preece stutzte einen Moment. Das paßte natürlich durchaus ins Bild. Diese reichen Jungen wollten um alles in der Welt nicht umsonst arbeiten. Sie wollten ihre Dollars verdienen, weil sie sich sagten, nur dann würde man ihnen glauben, daß sie auch wirklich und richtig gearbeitet hätten.
»Mr. Workmann, Ihr Gehalt wird sich aus dem Festgehalt von 25 Dollar in der Woche und einem Zuschuß zusammensetzen. Die Höhe des Zuschusses wird ganz von Ihren Leistungen abhängen.«
Er hielt John Workmann die Hand hin, und dieser schlug ein. Erst jetzt war er aller Form nach für die Ford-Werke eingestellt.
23. Kapitel
Seit vier Wochen war John Workmann nun im Taylorbüro der Ford-Werke. Vierundzwanzig Jahrhunderte früher hatte ein Mann, den das Orakel von Delphi für den weisesten der Griechen erklärte, einmal gesagt: »Ich weiß, daß ich nichts weiß.« John Workmann hatte nie etwas von Sokrates gehört. Aber diese Erkenntnis des alten Philosophen wurde ihm von Tag zu Tag klarer.
Mr. Reppington, bei dem er sich mit der Karte von Mr. Preece meldete, hatte ihm am ersten Tage ein dickes Aktenstück in die Hand gedrückt.
»Mr. Workmann, Sie müssen erst viel bei uns lernen, bevor wir Nutzen von Ihnen haben können. Sehen Sie, daß Sie es möglichst schnell lernen, damit der Nutzen bald kommt. Ich lasse Ihnen acht Tage Zeit, um dieses Aktenstück gründlich durchzustudieren. Das Aktenstudium allein tut es aber nicht. Sie müssen nebenher anhand des Schriftstückes unsere Werkzeugsammlung besuchen, und zwar zunächst nur diejenige Abteilung, in der die in dem Aktenstück behandelten Werkzeuge ausliegen. Sie müssen zweitens unsere Büros besuchen, in denen die psychotechnischen Unterlagen gewonnen werden. Und Sie dürfen sich drittens nicht zersplittern, sondern müssen Ihren Geist ganz auf das eine Gebiet richten. Nach acht Tagen werde ich mich das erstemal mit Ihnen über diese Dinge unterhalten.«
John Workmann hatte sich nach dieser kurzen und prägnanten Einführung ans Lernen gemacht. Es war eine ungewohnte Arbeit für ihn, denn bisher war ihm etwas Ähnliches noch nie vor Augen gekommen. Da fand er zunächst eine kurze Einleitung über das Schaufeln von kleinstückigem Material, einfachste Arbeiten also, wie er sie bereits hundertmal auf Bauplätzen und Bahnhöfen gesehen hatte. Hier war eine vollständige Wissenschaft daraus gemacht worden. Die allgemeine Einleitung dieses Aktenstückes setzte auseinander, daß bei einer wirklich wissenschaftlichen Ausführung der Schaufelarbeit die drei zusammenwirkenden Faktoren, nämlich der arbeitende Mensch, das Werkzeug und die zu verarbeitende Masse, genau aufeinander abgestimmt sein müssen. Die Masse war das Gegebene. Man mußte für die verschiedenen durch Schaufelarbeit zu bewältigenden Stoffe geeignete Schaufeln konstruieren, und man mußte aus der Zahl der Menschen, die für Schaufelarbeit zur Verfügung standen, diejenigen auswählen, deren Körperbeschaffenheit besonders für die Arbeit geeignet war.
Die Schaufel zerfiel wieder in zwei Teile, nämlich das Schaufelblatt und den Schaufelstiel. Das Blatt war nach Form und Größe, besonders der Stückgröße und dem spezifischen Gewicht, der zu schaufelnden Masse anzupassen. Der Stiel war dagegen mit besonderer Rücksicht auf den Arbeiter auszubilden.
John Workmann hatte während seines Lebens als Zeitungsjunge in New York einzelne Erdarbeiter näher kennengelernt. Er wußte, sie besaßen ihre eigene Schaufel oder ihren eigenen Spaten und wollten mit keinem anderen Werkzeug arbeiten. Heute schaufelten sie damit Koks und morgen Steinschlag. Heute gruben sie leichten Sand und morgen schweren Steinboden.
Hier aber fand er in sauberen Zeichnungen dreißig verschiedene Schaufeln und ebenso viele Spaten und Gabeln. Bei jeder Zeichnung war genau notiert, für welches Material sie verwendet werden sollte. Und dann kamen Kurven, merkwürdig verschlungene Linien, die genau die Bewegungen festlegten, mit denen der Arbeiter die Schaufel führen sollte. Schließlich aber enthielt das Aktenstück lange, kaum übersehbare Listen, in denen die Versuchsergebnisse mit diesen Werkzeugen zahlenmäßig niedergelegt waren. Besonders ausgesuchte Arbeiter hatten mit den neuen Werkzeugen, unter Aufsicht, nach der Uhr gearbeitet. Ihre Leistungen waren mit denjenigen anderer Arbeiter mit den alten Werkzeugen
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