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JoJo Und Ich

JoJo Und Ich

Titel: JoJo Und Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Bernal
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er stärker schubsen oder sogar beißen. Hat er damit seinen sicheren Rückzugsweg frei gemacht, wird er anschließend liebend gern weiterspielen.
    Dieses Verhalten JoJos hat nichts mit einem Angriff zu tun. Entnehmen Sie seiner Aktion bitte einfach, dass ihm Ihre Gesellschaft angenehm ist, dass aber seinem Selbsterhaltungsinstinkt als Wildtier Rechnung getragen werden muss. Achten Sie also immer darauf, dass sein Fluchtweg frei bleibt, bedrängen und berühren Sie ihn nicht, und Sie werden seine Gegenwart unbeschwert genießen können.
    Nun kann ich natürlich kaum erwarten, dass jeder JoJos Kommunikationsversuche und Verhaltensweisen versteht – manches ist selbst mir noch rätselhaft. Aber der beschriebene Fall ist uns nur allzu vertraut bei Menschen, die sich über das Schwimmen mit JoJo keine Gedanken machen. Unter Tausenden Besuchern der Turks- und Caicosinseln, die schon ihre Freude an diesem frei lebenden wilden Meeressäuger gehabt haben, sind leider immer einige, denen nicht auffällt, wenn sie JoJos Abwehrinstinkt auslösen.
    Mit freundlichen Grüßen
    Dean Bernal, JoJos »Verteidiger«
    JoJo Dolphin Project
    Ich benutzte die Bezeichnung »Verteidiger« mit einigem Stolz, denn es galt ja, ihn vor der Unwissenheit der Öffentlichkeit und vor öffentlichem Druck auf die Regierung zu beschützen. Falsche Vorstellungen sind eigentlich JoJos schlimmster Feind. Als meine Erwiderung erschienen war, wurde ich von vielen Leuten beglückwünscht, die schon lange hinter meiner Arbeit standen. Sie sicherten mir, was JoJos Schutz anging, jede Unterstützung zu.
    Auch die nächsten Monate blieben meine Nächte sehr arbeitsam – Briefe aufsetzen, Videos verschicken, Notizen zusammentragen. Ich setzte meine bescheidenen Mittel ein, um weitere Poster und Videobänder herzustellen und das Aufklärungsziel des JoJo-Projekts voranzutreiben. Manchmal fühlte ich mich einsam ohne Emily. Niemand da, der mir einmal über die Schultern strich und auch mal ein Ohr für all meine Nöte hatte. Sie hatte immer so ganz und gar hinter meiner Arbeit gestanden. Oft hätte ich sie gern angerufen. Aber es brachte sie nur zum Weinen und tat uns beiden weh. Ich war hier und sie in Kanada – und es bestand wenig Hoffnung, dass sie je zurückkommen konnte.
    Also stürzte ich mich umso mehr in die Arbeit.
    Für die unmittelbare Zukunft sah ich JoJo erst einmal noch in Sicherheit, weshalb ich im Juli nach Grand Turk ging, wo ich die Installation der Begrenzungsbojen für den Nationalpark leiten sollte. Es machte mir richtig Spaß, mit den Tauchunternehmern auf den anderen Inseln zusammenzuarbeiten und sie bei ihren Umweltschutzbemühungen zu unterstützen. Zugleich konnte ich überall die Neuigkeiten über JoJo loswerden. Auf Grand Turk hatten sie zwar eine eigene »ortsansässige« kleine Delfinschule, so etwas wie JoJo aber gab es dort nicht.
    Die Bewohner der Inseln wussten alle über JoJo Bescheid. Jeder hatte zumindest einmal von ihm gehört und wollte unbedingt Näheres wissen. JoJo war einfach der Inseldelfin und Tagesgespräch. In meinen Artikeln erwähnte ich immer wieder, dass JoJo als »Einheimischer« zu betrachten war. Der Ausdruck sollte besagen, dass er in den Gewässern der Inseln geboren und damit ein »Staatsbürger« war, dem es auf Lebenszeit zustand, hier zu sein.
    Nach einigen Tagen der Arbeit auf Grand Turk bekam ich die Nachricht, JoJo sei am Morgen beim Zusammenstoß mit einem Boot ernsthaft verletzt worden. Ich übergab den Rest der Arbeit schnell an die örtlichen Mitarbeiter, die sofort verstanden, dass ich nach Providenciales zurückkehren musste, um JoJo medizinisch zu versorgen.
    Am Nachmittag kam ich an und fuhr schnellstens zum Wasserskisteg. Ein paar Angestellte des Hotels erzählten mir, was passiert war. Sie wirkten so aufgelöst, dass ich mir größte Sorgen machte. JoJo war beim Auftauchen unter ein Wasserskiboot geraten, ziemlich nahe am Strand. Ich sprach mit dem Fahrer, einem Wasserskilehrer, dem JoJo sehr am Herzen lag.
    Er berichtete: »Ich sah gerade nach hinten zu meinem Skifahrer, als etwas unter den Bug rummste und ihn anhob.« Er sah mir lieber nicht in die Augen, sondern deutete aufs Wasser. »Dann hob sich das Heck und man hörte die Schraube aufschlagen. Als ich nachsah, war es … JoJo.« Jetzt drehte er sich zu mir um, und es war ihm anzusehen, wie sehr ihn die Sache mitnahm. »Es tut mir so leid, Mann.«
    Dann erfuhr ich noch, dass JoJo in diesem Bereich kurz zuvor schlafend gesehen worden

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